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Bienen-Cent für blühende Biogaspflanzen

Lesezeit: 4 Minuten

In vielen Regionen entstehen Initiativen, um Energiemais durch insektenfreundliche Blühmischungen zu ersetzen. Wir stellen die Finanzierungskonzepte vor.


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Auf vielen hundert Hektar Fläche wachsen in Deutschland inzwischen ein- und mehrjährige Blühpflanzen, die zur Artenvielfalt beitragen sollen. Der Aufwuchs der Flächen lässt sich in der Biogasanlage verwerten.


Allerdings reicht die Einspeisevergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für die Wirtschaftlichkeit nicht aus. Denn Blühpflanzen haben nach Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) im Schnitt 50% weniger Ertrag als Mais. Darum sind Finanzierungskonzepte gefragt.


Förderung aus fonds


Zum Ausgleich fördert beispielsweise die Agrokraft GmbH im Landkreis Rhön Grabfeld seit 2017 gemeinsam mit verschiedenen Partnern, u.a. dem BUND Naturschutz in Bayern e.V., den Anbau der Wildpflanzenmischung „Veitshöchheimer Hanfmix“ der LWG. Im Jahr 2019 erhält der anbauende Landwirt aus dem Bayerischen Naturschutzfonds 500 €/ha Förderung. Die Agrokraft hat sich das Ziel „100 Hektar Blühflächen“ gesteckt.


Der Hanfmix besteht aus vielen langsam reifende Arten, was eine zu frühe Verholzung der Pflanzen verhindern und das Erntefenster verlängern soll.


Bienenstrom für Kunden


Bei dem Konzept der Stadtwerke Nürtingen mit dem Stromtarif „Bienenstrom“ und die Stadtwerke Lünen (SWL) mit dem Stromtarif „EnergieBiene“ zahlen Stromkunden einen überschaubaren Mehrpreis, der den anbauenden Landwirten zugutekommt. Die SWL wollen auf diese Art ebenfalls 100 ha Blühflächen in den nächsten fünf Jahren realisieren.


Bei „Bienenstrom“ fließt ein Cent pro Kilowattstunde (kWh) verbrauchten Stroms in den Aufbau und die Pflege von Blühflächen. Bei einem 3-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3600 kWh entspricht das einer Fläche von ca. 500 m2, die über „Blühpaten-Landwirte“ in Lebensraum für Insekten verwandelt wird. Seit 2019 stellen die Schwaben ihren Bienenstrom nun auch anderen Stadtwerken und Regionalversorgern zur Verfügung – als Franchise-Modell.


Auch die Veolia Stiftung, der Deutsche Jagdverband und die Deutsche Wildtier Stiftung wollen mit dem Kooperationsprojekt „Bunte Biomasse“ für mehr Artenvielfalt sorgen. Dabei wollen die Kooperationspartner deutschlandweit 500 ha Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion ersetzen. Die Landwirte erhalten über das Projekt „Bunte Biomasse“ einen Ausgleich für Deckungsbeitragsverluste und werden kostenlos beim Anbau der Bestände und der Ernte des Aufwuchses beraten.


Die mehrjährigen Mischungen produzieren bis zu 45 t FM/ha. Vor allem in Regionen mit einer hohen Viehdichte könnte laut Veolia das hohe Potenzial mehrjähriger Wildpflanzenmischungen zudem zur Bindung von mineralisiertem Stickstoff für den Gewässerschutz zunehmend an Bedeutung gewinnen.


Geld aus Stiftung


Die Bingo-Umweltstiftung hat in Niedersachsen das Projekt „Förderung der Artenvielfalt und Biotopvernetzung in der Agrarlandschaft Niedersachsen“ (oder kurz FABiAN) anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums initiiert. Es unterstützt in drei Gemeinden Landwirte bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Vertragsnaturschutz und zur Biotopvernetzung mit 480000€. Insgesamt soll in drei Jahren 150 ha für die Artenvielfalt aufgewertet werden.


Der Landkreis Ravensburg (Baden-Württemberg) hat mit der Aktion „natuRVielfalt“ ein Projekt zum Anbau von Wildpflanzen gestartet. Die Vertragslaufzeit beträgt jeweils fünf Jahre. Das soll im Bodenseekreis dank der Sponsoren-Werbung durch die beteiligte gemeinnützige ELOBAU-Stiftung aus Leutkirch ebenfalls umgesetzt werden. Im ersten Schritt beteiligten sich im Jahr 2019 acht Landwirte aus dem Landkreis Ravensburg und angrenzenden Landkreisen und bauen auf insgesamt rund 15 ha Fläche Wildpflanzen anstelle von Energiemais an.


Pro Hektar erhalten die teilnehmenden Landwirte einen „Ökobonus“ von 500 € pro Jahr.


Hersteller im boot


Die Kooperation Lebensraum und Artenschutz (KLAr) Melle will den Wildpflanzenanbau auf einem Versuchsfeld untersuchen, auf dem in diesem Sommer eine Mischung aus rund 20 Pflanzen, darunter Kamille, Farne, Wiesenkerbel und Margeriten wächst. Weitere Flächen sollen folgen.


Der Biogasanlagenhersteller BioConstruct GmbH unterstützt die Initiative, indem er den Landwirten die geerntete Biomasse von bis zu 25 ha zu einem Preis über dem Marktwert abnimmt und in seiner Biogasanlage im hauseigenen Agrar-Technologie-Zentrum (ATZ) verarbeitet. Das Projekt ist zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren geplant. Die Beteiligten von KLAr Melle gehen derzeit davon aus, in guten Jahren mit den Wildpflanzen bis zu 80% der Erträge von Mais erzielen zu können. Das läge dann in einem Bereich etwas unterhalb der durchwachsenen Silphie, eine besonders für die Biogasproduktion geeigneten Dauerkultur, die BioConstruct seit einigen Jahren bereits auf dem Betriebsgelände anbaut und in der Anlage einsetzt.


hinrich.neumann@topagrar.com

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