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Biodünger aus der Biogasanlage

Lesezeit: 5 Minuten

Johann Falter kreiert auf Basis von Gärresten mit verschiedenen Zusatzstoffen Spezialdünger, den er online und an Handelsketten wie Baumärkte vermarktet.


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Schafwolldünger, Bodenaktivator, Rasen- oder Herbstgartendünger: Die Produktpalette in dem Onlineportal shop.falter-naturduenger.de ist breit, angefüllt mit sehr phantasievollen Namen. „Wir wollen im Einklang mit Natur und Umwelt handeln“, heißt es in dem Portal. Regionale, nachwachsende Rohstoffe sollen dabei die Basis bilden.


Heute hat der Bio-Landwirt und Biogasanlagenbetreiber aus dem bayerischen Pleiskirchen rund 15 Düngerarten mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen im Programm. Sie werden am eigenen Betrieb hergestellt und abgefüllt. Während er unter „Naturdünger“ Ware für größere Abnehmer wie Gärtnereien, Gemüse- und Obstbauern oder Erdenwerke anbietet, stehen unter der Marke „Biogarten“ Kleinmengen online zum Verkauf. „Wir beliefern inzwischen ca. 500 Märkte mit Kleinpackungen, auch in Österreich und der Schweiz“, berichtet Falter.


Der junge Landwirt startete im Jahr 2018 mit der Marke „Falter Naturdünger“. „Ich habe von Anfang überlegt, wie man den Gärrest, der zu 90% aus Wasser besteht, verarbeiten kann. Die Düngerproduktion war dann Thema meiner Abschlussarbeit an der Höheren Landbauschule“, berichtet er. Im Fokus hatte er schon zu Beginn nur Kleinmengen für Nischen, nicht für den Massenmarkt. Die Coronapandemie hat ihm dabei in die Karten gespielt, sie hat auch bei ihm das Online-Geschäft gut wachsen lassen.


Gärrest als Basis


Herzstück der Düngerproduktion in dem Naturlandbetrieb ist eine Biogasanlage aus dem Jahr 2010, die er im Jahr 2018 flexibilisiert hat. Sie hat heute 287 kW Bemessungsleistung und 850 kW installiert.


Als Substrat setzt er u.a. Kleegras ein, auch von anderen Naturlandbetrieben, die im Gegenzug einen Teil des Gärrestes zurücknehmen. „Viele haben keine Tiere und damit keine Verwendung für das Kleegras. Sie sind froh, dass sie ihre Getreideflächen mit unserem Gärrest düngen können“, sagt er.


Seit 2018 hat er nicht nur den Betrieb auf Bio umgestellt, sondern auch etwas mehr als 1 Mio. € investiert u.a. in die Flexibilisierung der Biogasanlage mit 3200 m3 Gasvolumen und einem dritten BHKW sowie für einen Trockner, eine Pelletieranlage und eine Verpackungsanlage.


In der Biogasanlage fallen im Jahr mehrere tausend m3 Gärrest an. Falter verarbeitet davon ein Drittel, der Rest geht als Dünger auf seine Flächen und die der Kleegraslieferanten zurück.


Rund 2000 m3 Gärrest pro Jahr verarbeitet er in der Düngeraufbereitungsanlage. Ein Rührwerkstrockner entwässert das Trockengut mit Heißluft. Die Wärme dafür stammt größtenteils von den BHKW der Biogasanlage, aber auch aus der „Abluft“ der Photovoltaikmodule. Denn im Jahr 2019 hat Johann Falter eine neue Produktionshalle mit PV-Modulen als Dachhaut gebaut. Die Module geben bei Sonneneinstrahlung Wärme in den Dachraum ab. Die warme Luft wird dann abgesaugt und auch zum Trocknen verwendet. Zwei Rührwerke bewegen den Gärrest langsam, um eine große Substratoberfläche zu schaffen. Allein der Trockner hat rund 320000 € gekostet.


Schafwolle als Zusatzstoff


Den getrockneten Gärrest als „Naturdünger“ reichert Falter für die verschiedenen Düngerarten mit speziellen Zusatzstoffen an, z.B. mit Schafwolle. „Es ist zwar traurig, das Schafwolle heute ein Abfallprodukt ist. Aber sie enthält wertvolle Pflanzennährstoffe.“ Wie genau er sie aufbereitet und zumischt, möchte er aus Wettbewerbsgründen lieber nicht verraten. Die Mischungen werden anschließend pelletiert und in Gebinden von 800 g bis 25 kg angeboten. Inzwischen bietet er auch Pellets mit 100% Schafwolle an.


Neben den eigenen Produkten mischt er auch für andere Düngerhersteller Ware nach deren Vorgaben. „Wir machen nicht nur Dünger für unsere Eigenmarken, sondern auch individuelle Dünger nach Kundenwunsch. Der Kunde kann diesen Dünger dann auch in die von ihm gewünschte Verpackung direkt bei uns abpacken lassen“, erklärt der Landwirt.


Viele Auflagen


Den größten Aufwand beim Eintritt in den Markt verursachte die Bürokratie: „Neben der Installation der Technik hatten wir auch eineinhalb Jahre damit zu tun, die nötigen Genehmigungen und Zertifizierungen zu bekommen, die man als Bio-Düngemittelhersteller braucht“, sagt er. Viele Auflagen kommen sogar aus dem Lebensmittelrecht. „Allein für einen fünfstelligen Betrag im Jahr ziehen wir Proben für die Überwachung aller Dünger“, erklärt er. Dabei geht es nicht etwa nur um den Gehalt von N, P, K und Spurennährstoffe, sondern auch um Pflanzenschutzmittelrückstände, E-Coli, Clostridien, Salmonellen und vieles mehr. Die Erfahrungen gibt er jetzt als Berater an andere Betriebe weiter, die sich ebenfalls mit der Thematik Gärrestaufbereitung beschäftigen.


Markt im Blick


Die Produktionsanlage läuft das ganze Jahr über durch. Der Betrieb Falter Naturdünger beschäftigt aktuell vier Festangestellte und mehrere Teilzeitkräfte. Tendenz ist wachsend, da die Nachfrage nach hochwertigen regional erzeugten Biodünger stetig steigt.


Inzwischen arbeitet auch sein Bruder im Betrieb, er kümmert sich um den Ackerbau, die Maschineninstandhaltung und den Betrieb der Biogasanlage, sein Vater ist für den Anlagenbau zuständig. „Nach den wilden Aufbaujahren haben wir nun eine kontinuierliche Produktion und können uns voll auf den Markt konzentrieren. Wir haben hier ein gesamtheitliches Konzept für unseren Betrieb geschaffen, das aber sicherlich nicht zu jedem Biogasbetrieb passt“, resümiert er.


Die Biogasanlage, die flexibel Strom und Wärme produziert und organisches Material aus dem Betrieb verwerten kann, bleibt dabei weiterhin im Mittelpunkt.


hinrich.neumann@topagrar.com

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