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Branche stellt sich auf Strommarkt ein

Lesezeit: 5 Minuten

Seit sechs Jahren gibt es die Flex-Prämie im EEG. Viele Betreiber haben ihre Anlagen umgestellt. Inzwischen gibt es viel Erfahrung, aber auch noch eine Reihe von Herausforderungen. Wir haben uns in der Branche umgehört.


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Sechs Jahre ist sie alt: Die Flexibilitätsprämie (kurz: Flex-Prämie), die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 eingeführt wurde. Nach zögerlichem Start ist die Flexibilisierung heute in der Praxis voll angekommen. Biogasanlagen mit einer Leistung von 500 MW nutzen bereits die Prämie in Höhe von 130 €/kW zusätzlicher Leistung. „Das ist aber noch nicht einmal die Hälfte des Fördertopfes von 1350 MW“, betont Rechtsanwalt Rene Walter vom Fachverband Biogas. Daher gäbe es noch reichlich Potenzial für weitere Anlagen.


Wie Carsten Bahlburg vom Dienstleistungs-Unternehmen Biogas Service Tarmstedt (Niedersachsen) berichtet, erweitern derzeit immer mehr Landwirte die installierte Leistung um das Drei- oder Vierfache. „Eine Verdopplung der Leistung, wie es in den ersten Jahren der Fall war, treffen wir nur noch selten an“, sagt der Vertriebsleiter, der selbst seit fünf Jahren mit der eigenen Biogasanlage Erfahrungen mit der Flex-Prämie hat.


Vorteile für den Betrieb:

Einige Berufskollegen scheuen die Investition, weil sie wenig Rendite abwerfe. „Aber sie vergessen dabei, dass sie mit der Flex-Prämie nicht nur ein zusätzliches BHKW finanzieren können, das sie ohnehin als Ersatz für das alte hätten anschaffen müssen“, sagt er.


Zusätzlich gibt es eine Reihe von positiven Nebeneffekten für den gesamten Betrieb, wie nicht nur er im Laufe der Zeit festgestellt hat:


  • Der meist höhere elektrische Wirkungsgrad des neuen BHKW sorgt dafür, dass die Biogasanlage bei gleicher Stromliefermenge Rohstoffe einspart.
  • Mit der höheren Leistung lassen sich neue Wärmesenken erschließen und im Winter mehr Wärme verkaufen.
  • Da immer ein zusätzliches BHKW zur Verfügung steht, reduzieren sich die Standzeiten erheblich; Bahlburg kennt einige Anlagen, die die Auslastung von 85 auf deutlich über 95% erhöhen konnten bzw. nach der Flexibilisierung die Höchstbemessungsleistung immer erreichen.
  • Der Betrieb kann verlorengegangene Stunden bei Reparaturen oder Wartungsarbeiten dank der höheren Leistung im Laufe des Jahres nachholen.


Was sich laut Bahlburg in den vergangenen Jahren häufig als Herausforderung gezeigt hat, ist neben dem Startverhalten der BHKW auch das Gasspeichermanagement: „Ein Ausreichendes Volumen ist entscheident.“


Bei der Stromvermarktung hat sich die Kombination aus dem Fahrplanbetrieb und der Regelleistung als erfolgreich in der Praxis erwiesen. Je nach Größe des Gasspeichers und der Leistung des BHKW produzieren viele Anlagenbetreiber nur an wenigen Stunden am Tag – meistens vor allem tagsüber. Die Stromhändler geben dazu in der Vorwoche Prognosen ab, an welchen Stunden sich die Produktion lohnt.


Um Schwankungen der Netzfrequenz auszugleichen, rufen die Netzbetreiber zusätzlich Regelenergie ab. Besonders häufig bieten Anlagenbetreiber derzeit die Sekundärregelleistung (SRL) an. Bei „negativer“ SRL wird die Anlagenleistung gedrosselt oder das BHKW ganz ausgestellt, bei positiver SRL erhöht der Netzbetreiber die Leistung via Fernsteuerung. „Die Erlöse aus der positiven SRL haben die der negativen ausgeglichen, die in den letzten Jahren erheblich gesunken sind“, hat Bahlburg festgestellt (Übersicht). Unterm Strich hat er mit dieser Fahrweise im vergangenen Jahr einen Zusatzerlös aus der Stromvermarktung von 0,6 bis 0,7 ct/kWh erzielt.


Strompreise steigen:

Künftig könnten die Erlöse aus dem flexiblen Anlagenbetrieb weiter steigen. „Das Handelsvolumen am europäischen Intradayhandel wächst“, sagt Daniel Hölder, Geschäftsführer des Stromhandelsunternehmen BayWa r.e. Clean Energy Sourcing GmbH (CLENS) aus Leipzig.


Beim kontinuierlichen Intradayhandel werden Strommengen in 15-Minuten-Kontrakten bis zu fünf Minuten vor Lieferung gehandelt. Damit gleichen Bilanzkreisverantwortliche unvorhersehbare, kurzfristige Änderungen in der Stromproduktion bzw. -nachfrage aus. „Der Strompreis ist im Januar 2017 im Vergleich zu Januar 2016 deutlich angestiegen, weil französische Atomkraftwerke mit einer Leistung von acht Gigawatt aufgrund von Sicherheitsproblemen abgeschaltet waren“, erklärt Hölder. Das hat zu einer Stromnachfrage in Deutschland von vier Gigawatt (GW) geführt.


Laut Hölder könnte diese Situation künftig zur Regel werden: Bis Ende 2019 gehen in Deutschland mindestens 5 GW Atom- und Braunkohlekraftwerke vom Netz. Gleichzeitig werden Wind- und Solarstromanlagen mit einer Leistung von 8 bis 10 GW installiert. „Es wird zu deutlich größeren Preisausschlägen kommen“, sagt der Energieexperte. Davon könnten flexible Biogasanlagen profitieren.


Je stärker eine Anlage flexibilisiert ist (also mit größerem Gasspeicher und mehr BHKW-Leistung ausgestattet), desto mehr kann der Stromhändler den Strom in verschiedenen Märkten anbieten. Dabei wird die Dienstleistung der Stromhändler ausgefeilter: Eine Optimierungssoftware rechnet aus, welcher Fahrplan für die jeweilige Anlage je nach Wärmebedarf, Wetterprognose, Gasspeicherfüllstand usw. optimal ist. „Das stellt jedoch immer höhere Ansprüche an die Betreiber, die ihre Anlage technisch im Griff haben müssen“, betont Hölder.


Großer Hub bringt Vorteile:

Die höheren Preisausschläge sind nach Ansicht von Manuel Schukat schon 2017 zu spüren gewesen. Der Biogasexperte von der Beratungsorganisation „Agrarplan“ aus Rendsburg (Schleswig-Holstein) hat in der Praxis einen Preisunterschied im Monatsschnitt von Hochtarif (HT) zu Niedertarif (NT) von bis zu 4 ct/kWh festgestellt: „Je größer der Hub, desto mehr Erlös ist drin.“ Mit „Hub“ wird im Rahmen der Flexibilisierung die Differenz zwischen minimaler und maximaler Einspeisung des BHKW bezeichnet. „Das BHKW sollte nicht in Teillast betreiben, sondern nur unter Volllast, da er damit den höchsten Wirkungsgrad erzielt“, rät Schukat. Bei rund vier Starts am Tag an den jeweils teuersten Stunden kann der Erlös bei bis zu 1,6 ct/kWh für den Betreiber liegen – nach Abzug der Gebühren für den Stromhändler.


Schukat hält auch einen ausreichend dimensionierten Gasspeicher für wichtig. „Wir raten dazu, einen Trockengasspeicher zu bauen, in dem das entschwefelte und entfeuchtete Gas gelagert wird.“ Vorteil: Die Gasregelstrecke der Anlage muss nicht vergrößert werden, da es eine neue Gasleitung vom Speicher zum BHKW gibt. Das erspart dem Betreiber nicht nur Baukosten, sondern auch Genehmigungsaufwand.


Hinrich Neumann

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