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Brennerei-Alkohol ist der beste Kraftstoff

Lesezeit: 4 Minuten

Biogasanlage und Brennerei ergänzen sich optimal. Daraus hergestelltes Bioethanol hat eine unschlagbar gute Ökobilanz.


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Manfred Glitz-Ehringhausen schaut auf die Anzeige: Sie zeigt 600 Grad. Damit liefert der Dampferzeuger genügend Energie für die Destillation in seiner Brennerei. „Früher habe ich dafür 35 Liter Heizöl pro Stunde benötigt. Heute erledigt das die Motorabwärme aus dem Blockheizkraftwerk“, erklärt der Landwirt, Brennereibesitzer und Biogasanlagenbetreiber aus Werne an der Lippe (Nordrhein-Westfalen).


Der Landwirt betreibt eine typische Brennerei mit einer jährlichen Kapazität von 1,8 Mio. Litern und einer Biogasanlage mit einer elektrischen Leistung von 600 kW. Er ist einer der ersten Landwirte, die eine echte Kombination aus beiden Anlagen geschaffen haben.


Zwar hat er rund 250 000 € für Dampferzeuger und seine Anbindung an die Brennerei investieren müssen. Aber diese Symbiose bringt auch wirtschaftliche Vorteile:


Während er die Abwärme aus dem Motor mit einer Temperatur von 80 °C zum Beheizen von Ställen und Wohnhäusern in der Nachbarschaft einsetzt, kann er jetzt auch die hohen Temperaturen im Motorabgas mit über 600 °C nutzen und so Heizöl einsparen.


Mit dieser Art der Wärmenutzung erhält er zusätzliche Erlöse über den Bonus für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Bonus) nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz.


Die in der Brennerei anfallende Schlempe (rund 20 000/Jahr) lässt sich in der Biogasanlage verwerten. Bei Glitz-Ehringhausen macht sie etwa die Hälfte im Substratmix aus. In der Kofermentationsanlage vergärt er außerdem Mais, Schweinegülle und Pferdemist.


Diese Art der Bioethanolherstellung ist auch optimal für den Klimaschutz. Das zeigt eine jetzt veröffentliche Studie zur Ökobilanz der Bioethanolproduktion, die das Deutsche Biomasseforschungszentrum aus Leipzig in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim und dem Verein regionaler Brennereien erstellt hat.


Dabei haben die Wissenschaftler eine Musterbrennerei mit einer Produktionskapazität 1,8 Mio. t Bioethanol unterstellt, die Triticale verarbeitet. Ergebnis: Die Biogas-Brennerei-Kombination schneidet im Vergleich zu anderen Verfahren bezüglich Treibhausgasemissionen am besten ab – sogar noch besser als Ethanol aus Zuckerrohr (siehe Übersicht 1), das bislang als unschlagbare Variante galt.


78 % besser als Benzin


Wird die Schlempe in einer Biogasanlage vergoren und die Biogasabwärme in der Brennerei genutzt, kommt der Kraftstoff auf knapp 20 Gramm Kohlendioxid-Äquivalent je Megajoule (g CO2eq/MJ). Welche Treibhausgase die einzelnen Prozessschritte freisetzen, zeigt Übersicht 2.


Setzt der Landwirt statt Diesel im Traktor Biodiesel ein, reduziert sich der Wert sogar auf 17,9 g CO2eq/MJ. Das sind 78 % weniger als beim fossilen Benzin (84 g) und 75 % weniger als bei Bioethanol, bei dem der Hersteller Kohle oder Erdgas als Wärmequelle verwendet. „Das vergleichsweise hohe Einsparpotenzial bezüglich Treibhausgasen ist auf die Vergärung der Schlempe zurückzuführen“, schreiben die Autoren der Studie.


Die aus dem Biogas hergestellte Energie kann den Energiebedarf des Brennereiprozesses vollständig decken. Außerdem ersetzt der ausgebrachte Gärrest mineralischen Dünger beim Anbau von Ethanolgetreide.


Die Treibhausgasbilanz spielt künftig eine wesentliche Rolle bei der Bewertung von Kraftstoffen. Denn die Europäische Union gibt in der Richtlinie 2009/28/EC Höchstwerte vor, die der Ökosprit künftig nicht überschreiten darf. Erfüllt der Biokraftstoff diese Vorgaben nicht, darf er nicht zur Erfüllung der nationalen Quoten herangezogen werden. Ab 2017 dürfen Biokraftstoffe nur noch 50 % der Treibhausgase von fossilem Benzin ausstoßen, neue Anlagen sogar nur noch 40 % (Übersicht 1).


Noch weiteres Potenzial


„Mit der Biogasanlage haben wir den Energieinput der Brennerei von 19 l Heizöl je 100 l Alkohol auf 5 l reduzieren können. Aber da gibt es noch weiteres Potenzial“, erklärt Glitz-Ehringhausen. Optimieren lässt sich der Prozess beispielsweise mit einer längeren Laufzeit der Brennerei, die jetzt wegen der beschränkten Alkoholabnahme aufgrund des Brandweinmonopols nur wenige Stunden am Tag arbeitet.


„Künftig könnten verstärkt Kooperationen zwischen Biogasanlagenbetreibern und Brennereien entstehen oder sogar neue Kombi-Anlagen gebaut werden “, erwartet Geschäftsführer Benedikt Sprenker vom Verein regionaler Brennereien (Nordrhein-Westfalen). Das eröffnet neue Chancen für die Landwirtschaft.


Noch schlägt sich die gute Ökobilanz des Treibstoffs nicht im Preis an der Tankstelle nieder. Die Brenner hoffen daher, dass die neue Nachhaltigkeits-Verordnung für Biokraftstoffe dem so hergestellten Bioethanol neuen Auftrieb gibt. Hinrich Neumann

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