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„Denken Sie nicht nur an die Technik!“

Lesezeit: 5 Minuten

Die Ergebnisse der BHKW-Umfrage offenbaren klassische Planungsfehler, sagt Michael Wentzke, Geschäftsführer der IG Biogasmotoren.


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Wie interpretieren Sie die Ergebnisse unserer Umfrage?


Wentzke: Vieles deckt sich mit den Erkenntnissen, die wir in der Praxis auch festgestellt haben. Bei den Antworten auf die Frage, was Betreiber heute anders machen würden, offenbaren sich klassische Planungsmängel: zu geringe Überbauung, obwohl der Standort mehr hergab, zu kleine Gas- oder Wärmespeicher, fehlende Vorwärmung, schlechte Planung für Wärmenetzausbau oder Korrosion im Abgaswärmetauscher, die meistens auf eine mangelhafte Entschwefelung zurückzuführen ist. Gerade im Flex-Betrieb rächt sich die mangelnde Bereitschaft, technische Anforderungen aufgrund der häufigeren Kalt-Warm- Wechsel zu akzeptieren. Wer hier nicht richtig investiert, darf sich über Ausfälle und Defekte nicht wundern.


Anscheinend hatten viele Betreiber Probleme beim Starten der Motoren oder beim Anlasser. Sind die BHKW mit dem Flex-Betrieb überfordert?


Wentzke: Nein, Anlasser- und Startprobleme der Motoren sind nicht der Flexibilisierung anzulasten. 1000 Starts pro Jahr trauen die meisten Hersteller ihren Motoren zu. Das kann jeder Anlasser vertragen, wenn der Motor gut gewartet und das Gemisch sauber eingestellt ist. Was auch künftige Betreiber berücksichtigen sollten: Mit nur 25 Starts im Jahr, wie einige Ihrer Teilnehmer berichtet haben, ist kein Flex-Betrieb möglich. Schon zwei Starts werktags und maximal drei am Wochenende führen zu 676 Starts im Jahr zuzüglich Wartungsstopps. Mit 750 Starts im Jahr lässt sich sehr gut leben. Dagegen sollten Betreiber schon aus Ertragsgründen unbedingt vermeiden, den Motor im Dauerbetrieb auf Teillast laufen zu lassen. Daher ist es auch völlig überflüssig, Motoren für den Teillastbetrieb zu optimieren.


Ist die Wahl des richtigen BHKW entscheidend?


Wentzke: Wie erfolgreich eine Flexibilisierung ist, wird nicht mit dem Kauf des Flex-BHKW entschieden. Zu Beginn sollten sie eher die Grenzen am eigenen Standort ausloten: Ohne ausreichende Stellfläche, Netzanbindung und Baugenehmigung kann das Projekt schnell am Ende sein. Der Einstieg in die Flexibilisierung ist zeitlich fast genauso aufwendig wie der Neubau einer Biogasanlage. Ab Startschuss müssen ca. ein Dutzend Schnittstellen bearbeitet und terminlich überwacht werden.


Nahezu alle Komponenten einer Biogasanlage werden angefasst: Fermenterdächer, Verdichter, Gasaufbereitung, Warmhaltung, Biogasverrohrung, Vorwärmung, Wärmepufferspeicher, Fundamente, Trafostation mit Trafo, Anbindung an den Netzanschlusspunkt, Anlagensteuerung, Anpassung der Sicherheitstechnik, Anpassung der Gefährdungsbeurteilungen, Wegeführung, etc. Diese Themen kommen zum Tagesgeschäft eines landwirtschaftlichen Betriebes in der Planungs- und Umsetzungsphase einer Flexibilisierung obendrauf. Darum reicht es nicht, nur mit einem guten BHKW-Hersteller zusammenzuarbeiten. Hier ist eine umfassende Fachplanung gefragt, die auch die Wirtschaftlichkeit mit einschließt.


Nahezu alle Komponenten einer Biogasanlage werden angefasst: Fermenterdächer, Verdichter, Gasaufbereitung, Warmhaltung, Biogasverrohrung, Vorwärmung, Wärmepufferspeicher, Fundamente, Trafostation mit Trafo, Anbindung an den Netzanschlusspunkt, Anlagensteuerung, Anpassung der Sicherheitstechnik, Anpassung der Gefährdungsbeurteilungen, Wegeführung, etc. Diese Themen kommen zum Tagesgeschäft eines landwirtschaftlichen Betriebes in der Planungs- und Umsetzungsphase einer Flexibilisierung obendrauf. Darum reicht es nicht, nur mit einem guten BHKW-Hersteller zusammenzuarbeiten. Hier ist eine umfassende Fachplanung gefragt, die auch die Wirtschaftlichkeit mit einschließt.


Viele Betreiber gehen davon aus, dass die Flex-Prämie die Investitionskosten deckt und die Wirtschaftlichkeit von den Stromerlösen bestimmt wird. Wie sehen Sie das?


Wentzke: Auch das ist zu kurz gedacht. Die wenigsten Betriebe nehmen sich Zeit und Geld für eine sorgfältige Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Und die geht sehr weit über die Berechnung der Flex-Prämie und des Flexzuschusses nach dem EEG 2017 hinaus. Die Flex-Prämie deckt ca. 70 bis 80% der Investitionskosten ab. Nur in Ausnahmefällen ist es etwas mehr. Es geht bei der Flexibilisierung darum, im richtigen Maß zu investieren und auf die zu erwartenden Umsätze und Kosten zu schauen.


Ohne die Aussicht auf dauerhaft vernünftige Erträge sollte man die Flexibilisierung lieber lassen. Dieses erfordert aber zu Beginn die Auseinandersetzung mit den Zahlen zum Anlagenkonzept: Wie entwickeln sich Betriebskosten über zehn Jahre mit nachvollziehbaren Erlösen auf der Strom- und Wärmeseite? Welche Kostensteigerungen sind u.a. für die Instandhaltung, Personal und Material denkbar? Welchen Nutzen bringen Gasspeicher- und Wärmepufferspeicher mit Blick auf die Fahrplangestaltung? Hierzu ein Beispiel: Der Betreiber muss unter Umständen auf Erlöse verzichten, wenn er den Gasspeicher zu klein wählt und das Flex-BHKW in Zeiten mit hohem Strompreis abestellen muss, nur weil der Speicher leer ist.


Unsere Umfrageteilnehmer haben


viele Wünsche an Hersteller und Dienstleister geäußert. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?


Wentzke: Firmen, die Flex-Lösungen anbieten, wie z.B. die BHKW-Hersteller, sollten das ganze System verstehen, um dem Kunden zu erklären, warum bestimmte Komponenten für einen problemlosen Flex-Betrieb notwendig sind. Neben dem Motor müssen sie die betriebsnotwendige Peripherie unbedingt in die Planung einbeziehen.


Auch bestehende Motoren lassen sich mit vertretbarem Aufwand für den Flex-Betrieb fit machen. Nur sehr alte Baumuster haben Schwierigkeiten mit der Steuerung und der Fernsteuerbarkeit. Aber auch hierbei können Spezialanbieter prüfen, ob sich eine Umrüstung der Motorensteuerung lohnt. Mit Blick auf die Service- und Instandhaltungsthemen sind die Lieferanten aufgefordert, möglichst schnell einen überzeugenden und bezahlbaren Flex-Service anzubieten. -neu-

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