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Die Biogas-Pipeline von Braunschweig

Lesezeit: 4 Minuten

40 Ackerbauern aus Niedersachsen schicken ihr Biogas durch eine 20 km lange Pipeline zu einem Heizwerk der Stadtwerke Braunschweig.


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Biogasanlagen gibt es tausendfach in Deutschland. Das Kraftwerk in Hillersen bei Braunschweig ist daher auf den ersten Blick nichts besonderes. Was die Anlage jedoch auf den zweiten Blick von anderen unterscheidet:


An dem Projekt sind nicht nur die Stadt­werke Braunschweig (BS-Energy) und der örtliche Abwasserverband, sondern auch 40 Landwirte als Substratlieferanten beteiligt, von denen fast alle auch Verbandsmitglieder sind.


Das Biogas wird über eine 20 km lange Leitung an ein Heizkraftwerk von BS-Energy geliefert und dort in zwei Blockheizkraftwerken verstromt. Rund 4 000 Haushalte werden so mit elektrischer Energie versorgt. Die bei der Verstromung anfallende Wärme wird in ein Fernwärmenetz der BS-Energy eingespeist, womit nochmals etwa 1 500 Haushalte geheizt werden können.


Benachbarte Biogasanlagen entlang der 20 Kilometer langen Pipeline könnten ebenfalls ihr Gas in die Leitung einspeisen. Der Rohrleitungsquerschnitt wurde deshalb von vorneherein so gewählt, dass die doppelte Gasmenge gefördert werden kann, als es derzeit der Fall ist.


Einen weiteren Vorteil des Konzeptes nennt der Geschäftsführer des Abwasserverbandes, Bernhard Teiser: „Mit der Biogasanlage können wir einen geschlossenen Wasser- und Energiekreislauf fahren.“ Und das funktioniert so: Mit dem gereinigten Abwasser der Stadt Braunschweig werden die Energiepflanzen für die Biogasanlage beregnet, die dann in der Anlage zu Gas vergoren werden. Aus dem Gas erzeugen die Stadtwerke anschließend Strom und Wärme für die Braunschweiger Haushalte.


Elf Millionen Euro investiert


Die vertragliche Einigung zwischen dem Abwasserverband und der BS-Energy im Oktober 2006 war der Startschuss für die Planung und Auftragsvergabe, so dass im Februar 2007 mit dem Bau begonnen werden konnte. Ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung wurden im Oktober 2007 die Biogasleitung und die Blockheizkraftwerke in Braunschweig in Betrieb genommen.


Gesamtkosten des Vorhabens: Rund elf Millionen Euro, wovon 6,5 Mio. Euro auf die Biogasanlage in Hillerse entfallen und durch den Abwasserverband getragen werden. BS-Energy investierte in die 20 km lange Biogasleitung und die Blockheizkraftwerke in Braunschweig ca. 4,8 Mio. Euro.


Nicht ganz ohne Eigennutz, wie Michael Wagner von den Stadtwerken zugibt: „Damit machen wir uns nicht nur unabhängiger von Erdgas, sondern erhalten neben der Stromvergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz auch den Kraft-Wärme-Kopplungsbonus. Die Gewinne können wir dann in Form von günstiger Energie an die Bürger weitergeben“, so der Projektleiter.


Der Abwasserverband hat sich für die nächsten zwei Jahrzehnte dazu verpflichtet, jährlich umgerechnet 38 000 Megawattstunden Biogas an die Stadtwerke zu liefern. Das entspricht in etwa 1 000 m3 Gas pro Stunde.


Hierzu muss die An­lage mit rund 44 000 Tonnen Substrat gefüttert werden. Den Löwenanteil daran hat der Mais mit 36 000 Tonnen. Hinzu kommen rund 8 000 Tonnen Roggen-Ganzpflanzen-Silage.


Rund 1 000 ha Ackerfläche werden dafür benötigt. Hierzu hat der Abwasserverband fünfjährige Verträge mit rund 40 Landwirten abgeschlossen. Diese verpflichten sich zum Anbau von Silomais und Roggen-GPS. Die Ernte und der Transport des Substrats vom Feld zur Anlage werden vom Verband mit eigenen Maschinen erledigt. Die Gärreste werden den Landwirten anschließend kostenfrei zur Verfügung gestellt, dafür müssen diese die Kosten des Transportes und das Ausbringen des Düngers übernehmen.


„Pro gelieferter Tonne Mais bekommen wir etwa 17 Euro plus Mehrwertsteuer – bezogen auf 30 % Trockensubstanz“, erklärt Dirk Asche-Baumgarten, einer der Substratlieferanten die Vereinbarungen.


Die Beregung kann ausgedehnt werden


In der Region Braunschweig ist Niederschlag rar, dennoch steht die Substratversorgung der Anlage auf sicheren Füßen. „Da eine ausreichende Wasserversorgung im Verbandsgebiet des Abwasserverbandes über die Verregnung von gereinigtem Abwasser gewährleistet ist und damit Erträge auf einem sehr hohen Niveau erzielt werden, ist die Substratversorgung der Biogasanlage gesichert“, fügt Dr. Günter Olfe, Landwirt und stellvertretender Verbandsvorsteher vom Abwasserverband hinzu.


Weil durch die Quotenkürzung und Preissenkung im Rahmen der Zuckermarktreform der Rübenanbau – bislang in der Region die Haupteinnahmequelle für die meisten Betriebe – auf dem Rückmarsch ist, stellt der Anbau von Mais und Co. für die Biogasanlage eine neue Einnahmequelle dar. Die Energiepflanzen nehmen zudem nicht nur den Platz der Zuckerrüben ein, sondern verdrängen auch das Getreide. Dadurch ist eine gleichmäßige Auslastung der Beregnungskapazitäten des Verbandes möglich.


„Insgesamt bringt die Biogasproduktion allen Beteiligten nur Vorteile“, so der Verbandsvorsteher Wolfgang Sehrt. Er glaubt daher daran, dass auch andere Regionen dieses Konzept irgendwann kopieren werden.Diethard Rolink

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