Nach der Feinstaubdebatte gerät Holz auch als CO2-Emittent in die Kritik. Ist das gerechtfertigt? Ein Faktencheck gibt Auskunft.
Wer mit Holz heizt, schont Ressourcen und schützt das Klima. Aber in jüngster Zeit gibt es daran Zweifel. So zum Beispiel von der „Allianz Klimawandel und Gesundheit“, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird: „Das Verbrennen von Holz ist nicht klimaneutral. Das CO2, das jetzt durch Verbrennen freigesetzt wird, wird erst in ca. 100 Jahren wieder in Biomasse gebunden sein. Das dauert für den Klimaschutz viel zu lange“, kritisiert eine Sprecherin. Solange Holz weiter verbrannt würde, könnte Deutschland die Klimaschutzziele nicht erreichen. Die Allianz setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, über die „Falschinformation dieser angeblichen CO2-Neutralität von Holz aufzuklären“.
Neues Faktenpapier
„Es ist schon sehr zweifelhaft, wie einige Vertreter von Umweltverbänden wissenschaftlich gesicherte Fakten in ein anderes Licht zu stellen versuchen. Leider erleben wir dies in diversen Bereichen“, kommentiert Matthias Held, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie, die Kritikpunkte.
Es gäbe seit geraumer Zeit Kampagnen, um die Holzenergie, aber auch langfristig der gesamten Bioenergie ihren festen Platz im erneuerbaren Energiesystem streitig zu machen. Um eine faktenbasierte Debatte anzureizen, hat der Fachverband ein aktuelles Infoblatt zur Holzenergie veröffentlicht (siehe Kasten auf Seite 41).
Fakten zur CO2-Neutralität
„Wenn man Holz energetisch nutzt, wird das im Baum gespeicherte CO2 wieder frei, das er zuvor in seinen Wachstumsjahren aufgenommen hat“, heißt es in dem Papier. Betrachtet man nur einen einzelnen Baum, würde diese frei gewordene Menge Kohlenstoff tatsächlich erst dann wieder im Holz gespeichert sein, bis ein neuer Baum bis zur Größe des genutzten Baums herangewachsen ist. Allerdings wird das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 durch das Wachstum des gesamten Waldes sofort wieder kompensiert. So wächst z.B. in Bayern in jeder Sekunde ein Festmeter Holz zu. Würde dort pro Sekunde ein Festmeter energetisch genutzt, gleicht sich das wieder aus.
Dies bedeutet, dass bilanziell im Wald immer die gleiche Menge CO2 gebunden ist. Das macht die energetische Nutzung von Holz, mit kleinen Abstrichen für den Energieaufwand bei der Holzernte und Weiterverarbeitung zu Brennholz, CO2-neutral.
Heizöl: Neunmal so viel CO2
Untermauert wird das durch Untersuchungen in dem Verbundprojekt „Expertengruppe Ressourcenmanagement Bioenergie (ExpRessBio)“ des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) im bayerischen Straubing. Im Vergleich zur Wärme aus Holz stößt eine Ölheizung neunmal so viel Treibhausgas aus. „Voraussetzung für eine klimaschonende Holznutzung sind ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf und eine nachhaltige Forstwirtschaft“, erklärt Dr. Daniela Dressler, Leiterin der Abteilung Systembewertung Nachwachsender Rohstoffe im TFZ.
Dabei wird nur so viel Holz entnommen wie nachwächst. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit wird mit der Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012 sowie der Kohlenstoffinventur aus dem Jahr 2017 belegt. Danach hat der Holzvorrat in den deutschen Wäldern in der Zeit von 2012 bis 2017 sogar um 6% zugenommen.
hinrich.neumann@topagrar.com
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Nach der Feinstaubdebatte gerät Holz auch als CO2-Emittent in die Kritik. Ist das gerechtfertigt? Ein Faktencheck gibt Auskunft.
Wer mit Holz heizt, schont Ressourcen und schützt das Klima. Aber in jüngster Zeit gibt es daran Zweifel. So zum Beispiel von der „Allianz Klimawandel und Gesundheit“, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird: „Das Verbrennen von Holz ist nicht klimaneutral. Das CO2, das jetzt durch Verbrennen freigesetzt wird, wird erst in ca. 100 Jahren wieder in Biomasse gebunden sein. Das dauert für den Klimaschutz viel zu lange“, kritisiert eine Sprecherin. Solange Holz weiter verbrannt würde, könnte Deutschland die Klimaschutzziele nicht erreichen. Die Allianz setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, über die „Falschinformation dieser angeblichen CO2-Neutralität von Holz aufzuklären“.
Neues Faktenpapier
„Es ist schon sehr zweifelhaft, wie einige Vertreter von Umweltverbänden wissenschaftlich gesicherte Fakten in ein anderes Licht zu stellen versuchen. Leider erleben wir dies in diversen Bereichen“, kommentiert Matthias Held, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie, die Kritikpunkte.
Es gäbe seit geraumer Zeit Kampagnen, um die Holzenergie, aber auch langfristig der gesamten Bioenergie ihren festen Platz im erneuerbaren Energiesystem streitig zu machen. Um eine faktenbasierte Debatte anzureizen, hat der Fachverband ein aktuelles Infoblatt zur Holzenergie veröffentlicht (siehe Kasten auf Seite 41).
Fakten zur CO2-Neutralität
„Wenn man Holz energetisch nutzt, wird das im Baum gespeicherte CO2 wieder frei, das er zuvor in seinen Wachstumsjahren aufgenommen hat“, heißt es in dem Papier. Betrachtet man nur einen einzelnen Baum, würde diese frei gewordene Menge Kohlenstoff tatsächlich erst dann wieder im Holz gespeichert sein, bis ein neuer Baum bis zur Größe des genutzten Baums herangewachsen ist. Allerdings wird das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 durch das Wachstum des gesamten Waldes sofort wieder kompensiert. So wächst z.B. in Bayern in jeder Sekunde ein Festmeter Holz zu. Würde dort pro Sekunde ein Festmeter energetisch genutzt, gleicht sich das wieder aus.
Dies bedeutet, dass bilanziell im Wald immer die gleiche Menge CO2 gebunden ist. Das macht die energetische Nutzung von Holz, mit kleinen Abstrichen für den Energieaufwand bei der Holzernte und Weiterverarbeitung zu Brennholz, CO2-neutral.
Heizöl: Neunmal so viel CO2
Untermauert wird das durch Untersuchungen in dem Verbundprojekt „Expertengruppe Ressourcenmanagement Bioenergie (ExpRessBio)“ des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) im bayerischen Straubing. Im Vergleich zur Wärme aus Holz stößt eine Ölheizung neunmal so viel Treibhausgas aus. „Voraussetzung für eine klimaschonende Holznutzung sind ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf und eine nachhaltige Forstwirtschaft“, erklärt Dr. Daniela Dressler, Leiterin der Abteilung Systembewertung Nachwachsender Rohstoffe im TFZ.
Dabei wird nur so viel Holz entnommen wie nachwächst. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit wird mit der Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012 sowie der Kohlenstoffinventur aus dem Jahr 2017 belegt. Danach hat der Holzvorrat in den deutschen Wäldern in der Zeit von 2012 bis 2017 sogar um 6% zugenommen.