Eine neue Studie der Deutschen WindGuard hat untersucht, wie sich der technische Fortschritt bis 2030 auf die Windstromproduktion auswirkt. Fazit: Die Anlagen können deutlich mehr.
Der technische Fortschritt macht Windenergieanlagen leistungsstärker und sorgt dafür, dass sie immer mehr Volllaststunden produzieren. Damit kann die Technik kontinuierlich mehr Strom erzeugen als die Bundesregierung bisher in ihren Szenarien annimmt. Das zeigt die Studie „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklung, Einflüsse, Auswirkungen“ der Deutschen WindGuard, die der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) in Auftrag gegeben hatten. Die Studie beschreibt erstmals ausführlich die Auswirkungen von Fortschritten bei der Windenergietechnologie auf die tatsächlichen Erzeugungsmengen. Sie kann damit als Basis für weitere Berechnungen und Potenzialeinschätzungen dienen. „Viele Studien gehen heute von 1500 bis 2000 Volllaststunden pro Anlage und Jahr aus. Unsere Mitglieder berichten jedoch, dass die Stromproduktion heute schon deutlich höher ist“, erklärt Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW.
Das hat auch Auswirkungen auf die Sektorkopplung: Die Bundesregierung geht von 70% Importbedarf für „grünen“ Wasserstoff in der Zukunft aus. Wenn mehr Strom im Inland produziert wird, könnte aber auch die Wasserstoffproduktion hierzulande höher sein.
mehr Leistung
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass durch den Einsatz moderner Windenergieanlagen mit höheren Volllaststunden allein auf den bisher ausgewiesenen Flächen die Windstromerzeugung auf über 200 Terawattstunden (TWh) bis 2030 verdoppelt werden könnte. Gleichzeitig könnte die Anlagenzahl auf 18000 bis 21000 und damit um ein gutes Drittel gegenüber heute reduziert werden.
Auf den bereits ausgewiesenen Flächen werden bis 2030 zahlreiche ältere Anlagen durch moderne ersetzt (Repowering). Zudem bleiben aber auch noch viele Altanlagen weiterhin in Betrieb. Diese Bestandsanlagen könnten nach Berechnung von WindGuard gemeinsam mit ca. 12500 neuen, modernen Windenergieanlagen 212 TWh Ertrag im Jahr 2030 erbringen. Würde die Flächenkulisse von heute 0,9 auf 2% der Landesfläche erweitert, so wären rund 500 TWh Windstrom im Binnenland möglich. „Wir brauchen einen neuen Blick auf die Bestandsflächen und das Repowering. Heute ist in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Fläche für Windenergie im Binnenland ausgewiesen. Doch schon damit könnten wir bis 2030 knapp 40% des Strombedarfs decken“, sagt BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm.
Würde dieser Flächenanteil auf 2% der Bundesfläche erhöht werden, so könnte die Windenergie nahezu den gesamten Strombedarf decken. Axthelm: „Die Windenergie ist für eine CO2-neutrale Zukunft unverzichtbar. Dafür braucht es eine kluge Flächenbereitstellung in allen Bundesländern.“
Neue Anlagenklasse mit 7 MW
Zu berücksichtigen ist zudem die fortlaufende technologische Entwicklung. Die Hersteller von Windrädern arbeiten derzeit an einer neuen Anlagenklasse mit über sieben Megawatt Leistung, die in drei bis fünf Jahren verfügbar sein wird. Nach Berechnungen des LEE NRW könnten 2040 sogar mit der gleichen Anzahl Windkraftanlagen wie heute über 700 TWh Strom im Binnenland produziert werden.
Der zukünftig durch Elektromobilität, Wärmepumpen und die Produktion von grünem Wasserstoff steigende Strombedarf könne so in der Kombination von Onshore Wind, Offshore Wind, Solarstrom, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie komplett gedeckt werden. Dazu meint Christian Mildenberger: „Es gibt in Deutschland keine Ökostromlücke. Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss, damit wir die Klima- und Energieziele erreichen.“
hinrich.heumann@topagrar.com
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Eine neue Studie der Deutschen WindGuard hat untersucht, wie sich der technische Fortschritt bis 2030 auf die Windstromproduktion auswirkt. Fazit: Die Anlagen können deutlich mehr.
Der technische Fortschritt macht Windenergieanlagen leistungsstärker und sorgt dafür, dass sie immer mehr Volllaststunden produzieren. Damit kann die Technik kontinuierlich mehr Strom erzeugen als die Bundesregierung bisher in ihren Szenarien annimmt. Das zeigt die Studie „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklung, Einflüsse, Auswirkungen“ der Deutschen WindGuard, die der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) in Auftrag gegeben hatten. Die Studie beschreibt erstmals ausführlich die Auswirkungen von Fortschritten bei der Windenergietechnologie auf die tatsächlichen Erzeugungsmengen. Sie kann damit als Basis für weitere Berechnungen und Potenzialeinschätzungen dienen. „Viele Studien gehen heute von 1500 bis 2000 Volllaststunden pro Anlage und Jahr aus. Unsere Mitglieder berichten jedoch, dass die Stromproduktion heute schon deutlich höher ist“, erklärt Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW.
Das hat auch Auswirkungen auf die Sektorkopplung: Die Bundesregierung geht von 70% Importbedarf für „grünen“ Wasserstoff in der Zukunft aus. Wenn mehr Strom im Inland produziert wird, könnte aber auch die Wasserstoffproduktion hierzulande höher sein.
mehr Leistung
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass durch den Einsatz moderner Windenergieanlagen mit höheren Volllaststunden allein auf den bisher ausgewiesenen Flächen die Windstromerzeugung auf über 200 Terawattstunden (TWh) bis 2030 verdoppelt werden könnte. Gleichzeitig könnte die Anlagenzahl auf 18000 bis 21000 und damit um ein gutes Drittel gegenüber heute reduziert werden.
Auf den bereits ausgewiesenen Flächen werden bis 2030 zahlreiche ältere Anlagen durch moderne ersetzt (Repowering). Zudem bleiben aber auch noch viele Altanlagen weiterhin in Betrieb. Diese Bestandsanlagen könnten nach Berechnung von WindGuard gemeinsam mit ca. 12500 neuen, modernen Windenergieanlagen 212 TWh Ertrag im Jahr 2030 erbringen. Würde die Flächenkulisse von heute 0,9 auf 2% der Landesfläche erweitert, so wären rund 500 TWh Windstrom im Binnenland möglich. „Wir brauchen einen neuen Blick auf die Bestandsflächen und das Repowering. Heute ist in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Fläche für Windenergie im Binnenland ausgewiesen. Doch schon damit könnten wir bis 2030 knapp 40% des Strombedarfs decken“, sagt BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm.
Würde dieser Flächenanteil auf 2% der Bundesfläche erhöht werden, so könnte die Windenergie nahezu den gesamten Strombedarf decken. Axthelm: „Die Windenergie ist für eine CO2-neutrale Zukunft unverzichtbar. Dafür braucht es eine kluge Flächenbereitstellung in allen Bundesländern.“
Neue Anlagenklasse mit 7 MW
Zu berücksichtigen ist zudem die fortlaufende technologische Entwicklung. Die Hersteller von Windrädern arbeiten derzeit an einer neuen Anlagenklasse mit über sieben Megawatt Leistung, die in drei bis fünf Jahren verfügbar sein wird. Nach Berechnungen des LEE NRW könnten 2040 sogar mit der gleichen Anzahl Windkraftanlagen wie heute über 700 TWh Strom im Binnenland produziert werden.
Der zukünftig durch Elektromobilität, Wärmepumpen und die Produktion von grünem Wasserstoff steigende Strombedarf könne so in der Kombination von Onshore Wind, Offshore Wind, Solarstrom, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie komplett gedeckt werden. Dazu meint Christian Mildenberger: „Es gibt in Deutschland keine Ökostromlücke. Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss, damit wir die Klima- und Energieziele erreichen.“