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Mehr Abstand, mehr Akzeptanz?

Lesezeit: 3 Minuten

Wirtschaftsminister Peter Altmaier fordert 1000 m Abstand zwischen Wohnhäusern und Windparks. Die Regelung ist sehr umstritten.


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Rund 1100 Bürgerinitiativen gegen neue Windparks gibt es aktuell in Deutschland, meldet das Internetportal „Windwahn“. Dazu kommen Klagen gegen 325 Windturbinen mit 1000 Megawatt (MW) Leistung.


Trotzdem ist die Windenergie eine wichtige Stütze der Energiewende. Darum plant Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mit einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) einen Spagat: Künftig sollen Windräder einen Abstand von 1000 m selbst zu kleinen Siedlungen ab fünf Häusern einhalten. Damit will er Akzeptanz für mehr Windräder schaffen. Mit einer ähnlichen Begründung hatte der Freistaat Bayern im Jahr 2014 die 10-H-Regelung eingeführt, die einen Mindestabstand vorschreibt, der das Zehnfache der Anlagenhöhe umfasst. Bei einer Binnenlandanlage mit 200 m Gesamthöhe wären das 2000 m.


Auf den ersten Blick leuchtet der Grund für die Abstandsregelung angesichts des starken Gegenwindes für die Technik ein. Allerdings ist die Ablehnung nicht flächendeckend. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im September 2019 würden 51% der über 1000 befragten Privatpersonen einen Windpark in ihrer Nachbarschaft befürworten. Wenn die Bürger bereits Erfahrung mit Windrädern haben, steigt ihre Akzeptanz dafür auf 63%.


Auch hat eine Auswertung der Fachagentur Wind an Land schon im Jahr 2015 gezeigt, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Abstand und Akzeptanz gibt. Die Fachagentur hatte dazu vier Studien mit mehr als 1300 befragten Anwohnern von 20 Windenergie-Standorten ausgewertet.


Die Autoren analysieren, dass die gegenwärtigen Immissionsschutzrichtlinien zu einem ausreichenden Abstand zur Wohnbebauung sorgen. Die geltenden Richtlinien legen Richtwerte für Geräuschpegel und Schattenwurfdauer fest, aus denen sich der nötige Abstand ergibt. Zwar fühlten sich 6 bis 18% der Anwohner trotzdem stark von Windrädern belästigt. Allerdings war das – unabhängig vom Abstand – besonders häufig dann der Fall, wenn die Anwohner finanziell nicht an den Anlagen beteiligt waren und diese vom Wohnhaus aus sehen konnten.


Wichtiger für die Akzeptanz war laut der Vergleichsstudie, dass die Anwohner in den Planungs- und Bauprozess rechtzeitig und ausreichend einbezogen wurden.


Was Kritiker noch anführen: Zu keinen anderen Bauwerken wie z.B. Kohle- oder Atomkraftwerken gäbe es pauschale Abstände.


Statt für mehr Akzeptanz sorgen pauschale Abstände dagegen dafür, dass deutlich weniger Flächen zur Verfügung stehen. Nach einer Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im November 2019 könnten 1000 m Abstand zu Splittersiedlungen dazu führen, dass die für Windenergie ausgewiesenen Flächen nahezu halbiert würden. Außerdem könnten 33 bis 60% der Altanlagen nicht mehr repowert, also durch neue, leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Die Auswertung zeigt weiter, dass die Zahl der Genehmigungen für neue Windparks in Bayern seit dem Jahr 2014 um 90% eingebrochen ist. Die Einführung bundesweiter pauschaler Mindestabstände dürfte ähnliche Effekte haben, erwartet das DIW.


Das Fazit daraus: Pauschale Abstände sorgen nicht für mehr Akzeptanz, sondern bremsen die Windenergie weiter aus.


hinrich.neumann@topagrar.com

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