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Neue Chancen für Biomethan

Lesezeit: 5 Minuten

Aktuelle Entwicklungen machen Biomethan als erneuerbaren Erdgasersatz wieder attraktiv. Die Produktion ist gerade für Altanlagen eine interessante Alternative zur Stromproduktion.


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Erdgas gilt neuerdings wieder als Zaubermittel gegen den Klimawandel. Schon der Ersatz von Öl und Kohle durch Erdgas in der Stromerzeugung könnte die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 2014 nahezu halbieren, zeigt eine Untersuchung des Umweltbundesamtes. Weiter absenken lassen sich die Emissionen mit Biomethan oder regenerativ erzeugtem Wasserstoff.


Heute schon produzieren rund 200 Biogasanlagen mit Gasaufbereitung und Einspeisung ins Erdgasnetz rund 9 Mrd. kWh Biomethan. Das entspricht 1% des deutschen Erdgasverbrauchs (siehe Kasten S. 81). „Die nachhaltig verfügbaren Potenziale von Biomethan sind in Deutschland bei Weitem nicht ausgeschöpft“, betont Janet Hochi, Geschäftsführerin des Biogasrates. Erschließbar seien diese vor allem durch die Umrüstung von Biogasanlagen, die bisher Strom und Wärme erzeugt haben. Aber auch durch Kapazitätserweiterungen oder mit neuen Biomethananlagen ließe sich die Produktion des grünen Gases erhöhen.


Vielseitig einsetzbar:

Sowohl Wasserstoff als auch Methan sorgen dafür, dass Strom-, Wärme- und Verkehrssektor künftig zusammenwachsen. Gemeinsame Basis ist das Erdgasnetz in Deutschland, aus dem das Gas zu den verschiedenen Nutzungszwecken entnommen werden kann. Nach der Studie: „Die Rolle erneuerbarer Gase in der Energiewende“ der Agentur für Erneuerbare Energien liegt das größte Potenzial für Biomethan und synthetische Gase aus Power-to-Gas-Anlagen im Verkehr und in der Industrie.


Nach Aussagen des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs (DVGW)hat beispielsweise ein mit Biomethan betriebener Bus deutliche Umweltvorteile im Vergleich zum Diesel – 25% weniger Stickoxide und 80% weniger CO₂.


Gaskraftstoff hat Vorteile:

Das hat auch die Automobilbranche erkannt. „Es gibt Bereiche, in denen die Elektromobilität allein nicht sinnvoll ist. Daher werden wir auch den Gasantrieb konkret weiterverfolgen“, erklärt D. Jasper Kammeyer, Leiter der Abteilung „Neue Energieträger“ bei der Volkswagen AG.


Als Kraftstoffe sieht er sowohl Compressed Natural Gas (CNG) für Pkw als auch Liquified Natural Gas (LNG, verflüssigtes Erdgas) für den Schwerlast- oder Schiffsverkehr. „Der große Vorteil des Kraftstoffs ist, dass wir das Erdgas nach und nach durch erneuerbare Gase ersetzen können, ohne an der Infrastruktur oder an der Fahrzeugtechnik etwas ändern zu müssen“, sagt er.


Ein neuer Markt ist auch die Stromerzeugung in großen BHKW jenseits von 1 MW Leistung. „Betreiber sind häufig Energieerzeuger, z.B. Stadtwerke. „Sie haben gute Chancen, mit großen BHKW an dem neuen Ausschreibungsverfahren erfolgreich teilzunehmen“, sagt Zoltan Elek, Geschäftsführer des Biomethanhandelshauses Landwärme aus München.


Denn während der Betreiber einer Biogasanlage oder eines BHKW mit mehr als 500 kW Leistung bislang beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine deutlich geringere Vergütung erhielt, gibt es diese Staffel im neuen Ausschreibungsverfahren nicht mehr. Daher kann es sich lohnen, ein größeres BHKW zu installieren und bilanziell Biomethan als Brennstoff über den Handel zuzukaufen. Der Strom wird dann nach EEG vergütet, wobei der Betreiber die Vergütung erhält, für die er in der Ausschreibung geboten hat.


Ein weiterer Absatzweg ist das Ökogas: Laut Elek mischen rund 200 Gasversorger in Deutschland zwischen 5 bis 10% Biomethan in Erdgas ein und verkaufen dieses „Ökogas“ an Verbraucher.


CO2 als Produkt:

Auch das bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan abgetrennte Kohlendioxid könnte künftig als Rohstoff verkauft werden. Das Gas könnte in kleinen Anlagen künftig verflüssigt und dann in verschiedenen Branchen genutzt werden. „Typische Nutzer sind Gewächshäuser, Düngemittelproduzenten, die Getränkeindustrie oder Hersteller von Trockeneis“, zählt Dr. Uwe Kikillus vom irischen Anlagenhersteller Pentair auf. Laut Kikillus können Abfall- und Nawaroanlagen sogar die strengeren Anforderungen der Lebensmittelindustrie erfüllen.


Interessant für Altanlagen:

Sollte der Biomethanabsatz anziehen, wäre das eine interessante Alternative für Altanlagen. Der DVGW z.B. arbeitet aktuell an einer Handreichung für die Biogasbranche. Sie soll Betreibern von bestehenden Anlagen Tipps geben, wie man mehrere Anlagen zusammenschließen und das Rohbiogas gemeinsam aufbereiten könnte. „Das Verfahren ist wichtig, weil zurzeit nur eine Aufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 700 m³ Biomethan pro Stunde wirtschaftlich ist“, sagt Dr. Helmut Kern von Arcanum Energy aus Unna. Arcanum vermittelt nicht nur Biomethan an Kunden direkt und über eine Online-Handelsplattform, sondern optimiert und projektiert auch Gasaufbereitungsanlagen. Laut Kern gibt es derzeit mehrere Energieversorger in ganz Deutschland, die Aufbereitungsanlagen in dieser Größenordnung bauen. Der Markt könnte aber auch für Landwirte interessant sein. Allerdings ist zu bedenken: Für 700 m³ Biomethan werden 1400 m³ Biogas pro Stunde benötigt. Hierfür sind Anlagengrößen nötig, die umgerechnet einer Leistung von 2,8 MW elektrisch entsprechen. „Eine 500 kW-Biogasanlage hat in diesem Markt nur eine Chance, wenn sie das Rohbiogas zusammen mit anderen Anlagen zu einer gemeinsamen Aufbereitung leitet“, sagt Kern. Denn kleinere Anlagen werden genauso wie große durch den Fixkostenblock der Gasnetzanbindung belastet.


Verhaltene Euphorie:

Doch auch wenn die Chancen für Biomethan gut sind: Für eine Aufbruchstimmung ist es noch zu früh. „Es gibt immer neue Hürden oder konkurrierende Förderinstrumente“, sagt Landwärme-Geschäftsführer Elek. Hierzu zählt er u.a. das novellierte Kraftwärmekopplungs-Gesetz (KWKG), das Erdgas zur Strom- und Wärmeerzeugung deutlich besser stellt als Biomethan im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Oder jüngste Beschlüsse der Bundesregierung, wonach Mineralöl-konzerne die Treibhausgas-Minderungsquote auch mit fossilem Erdgas oder anderen Produkten erfüllen können, was Biomethan als Kraftstoff weiter benachteiligt.


Auch der Biogasrat sieht viele Hürden. So darf Biogas aktuell nur in BHKW verbrannt werden, um als regenerative Komponente nach dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz anerkannt zu werden. Der Biogasrat fordert, dass auch eine Verbrennung in modernen Brennwertheizungen möglich sein muss. Oder eine bessere Anerkennung der Klimaschutzwirkung von Biomethan gegenüber fossilen Brennstoffen sowie den Wegfall der Regelung, das Biomethan gebäudenah erzeugt und verbraucht werden muss. Auch sollte der Heizungstausch an den Einsatz von erneuerbaren Energien geknüpft sein.Kontakt: hinrich.neumann@t-online.de

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