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12/08: Künftig sollen Autos Strom tanken

In Berlin haben Politiker und Verbände kürzlich neue Strategien zur Einführung von Elektrofahrzeugen diskutiert. Einig sind sich die Akteure, dass die Fahrzeuge nur mit Strom aus Erneuerbaren Energiequellen zu einer echten und zukunftsfähigen Alternative werden. Wir haben die aktuelle Diskussion zusammengefasst.

Lesezeit: 6 Minuten

In Berlin haben Politiker und Verbände kürzlich neue Strategien zur Einführung von Elektrofahrzeugen diskutiert. Einig sind sich die Akteure, dass die Fahrzeuge nur mit Strom aus Erneuerbaren Energiequellen zu einer echten und zukunftsfähigen Alternative werden. Wir haben die aktuelle Diskussion zusammengefasst.

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"Autos, die ausschließlich mit fossilen Energiequellen fahren, sind langfristig Auslaufmodelle. Elektrofahrzeugen mit Batterie und Brennstoffzelle gehört die Zukunft", teilt Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee anlässlich der "Nationalen Strategiekonferenz Elektromobilität" in Berlin mit. Bis zum Jahr 2020 sollen bereits eine Million am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und so genannte Plugin-Hybrid-Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren, plant die Bundesregierung.


Mit Stromantrieb weg vom Öl


Die Regierung erstellt zur Zeit einen nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität, der auf zehn Jahre ausgerichtet ist. Die Ziele, die die Politik mit Stromfahrzeugen verfolgt:


- Elektromobile mit Batterie oder Brennstoffzellen sollen die Abhängigkeit vom Öl verringern.


- Die Fahrzeuge sollen auch entscheidend dazu beitragen, den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen zu senken.


- Die Belastung der Innenstädte durch Lärm, Feinstaub und anderen Schadstoffen soll verringert werden.


- Elektrofahrzeuge können als Speicher in das Stromnetz eingebaut werden und so die schwankende Einspeisung von Wind- oder Solarstrom abpuffern.


Millionenbeträge für die Forschung


"Allerdings sind mit der Markteinführung von Stromfahrzeugen bezüglich Energiespeicher, Fahrzeugtechnik und Netzintegration noch beträchtliche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben nötig", erläutert Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, in einer Pressemitteilung.


Um die Erforschung von leistungsstarken Batterien voranzutreiben, stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten vier Jahren für diese Technologie 60 Millionen Euro zur Verfügung. Wie das BMBF weiter mitteilt, hat sich für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Lithium-Ionen-Batterie bereits ein Industriekonsortium verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Millionen Euro zu investieren.


Elektrofahrzeuge als Stromspeicher


Die Branche der Erneuerbaren Energien begrüßt die Strategie der Bundesregierung. Die Markteinführung von Elektrofahrzeugen sei ein Effizienzprogramm für den Mobilitätssektor. Ein Elektromotor wandele die eingesetzte Energie um ein Vielfaches effizienter um, als jeder Verbrennungsmotor, urteilt der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE).


"Ein Klimaschutzprogramm wird die Einführung von Elektrofahrzeugen aber erst, wenn die Fahrzeuge mit Strom aus Erneuerbaren Energien fahren", schränkt BEE-Präsident Dietmar Schütz ein. Denn ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug verursacht laut BEE pro Kilometer einen CO2-Ausstoß von 160 Gramm. Mit Strom aus Erneuerbaren Energien reduziere sich dieser Wert auf annähernd Null.


Gleichzeitig hebt Schütz die Bedeutung als Stromspeicher hervor. Da Elektrofahrzeuge wie jedes Auto rund 23 Stunden am Tag stehe und während dieser Zeit mit dem Stromnetz verbunden sein könnte, könne ein Teil der Batteriekapazität dieser Fahrzeuge zur besseren Integration von fluktuierend eingespeistem Strom aus Wind und Sonne genutzt werden.


Augenmerk auch auf die Ladung richten


Forschungsbedarf sieht Hildegard Müller vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auch bei der Entwicklung von Ladesysteme.


"Ich gehe davon aus, dass wir weitgehend ohne zusätzliche Kraftwerke auskommen werden. Immer dann, wenn besonders viel Windenergie in das Netz eingespeist wird oder aus anderen Gründen die Kraftwerke nicht ausgelastet sind, sollten die Elektrofahrzeuge aufgeladen werden können. Hierfür brauchen wir intelligentes Lademanagement, gesteuert nach den Bedürfnissen der Kunden und auch der aktuellen Stromversorgung."


Zu mehr Realismus mahnt dagegen der Verband der Automobilindustrie (VDA). "So rasch, wie manche meinen, wird dieser alternative Antrieb nicht in der Großserie verfügbar sein. Unter Fachleuten ist klar, dass mindestens in den nächsten zehn Jahren der optimierte Verbrennungsmotor noch das Rückgrat der individuellen Mobilität bleiben wird", ist VDA-Präsident Matthias Wissmann überzeugt.


Andere Länder werden uns überholen


Der Elektroantrieb habe durch seinen hohen Wirkungsgrad und seine Null-Emissionen ohne Zweifel ein großes Potential für den effizienten Energieeinsatz, gerade in den Ballungsregionen. Der VDA-Präsident betonte: "Die Batterie ist der entscheidende Schlüssel zur Elektromobilität." Die bisherigen Speicher waren zu schwer, zu schwach und zu teuer. Jetzt sei, so Wissmann, mit der Lithium-Ionen-Batterie die Lösung in Sicht:


Die vom Forschungsministerium eingesetzte und auf einen Zeitraum von vier Jahren aufgeteilte Summe von 60 Mio. Euro im Projekt "Lithium-Ionen-Batterie-LIB 2015" sei sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dem müssten allerdings weitere folgen, wie z. B. die Einrichtung eines Innovationszentrums für Batterietechnologie, um eine Keimzelle der Batterietechnologie am Standort Deutschland zu schaffen. "Im weltweiten Wettlauf gilt es aufzuholen", betonte Wissmann und wies darauf hin, dass die FuE-Investitionen für Energiespeicher in Japan bei über 200 Mio. Dollar liegen.


In die gleiche Kerbe schlägt die Bundestagsfraktion der Grünen: "Die derzeitige Förderung in Deutschland bleibt damit weit hinter den Anstrengungen von Japan, China, Großbritannien und demnächst sicher auch den USA zurück. Das selbst gesteckte Ziel eines Leitmarkts für Elektromobilität wird damit verfehlt", erklärt Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion.


Kritik an Partnerschaften zwischen Auto- und Stromwirtschaft


Die Bundesregierung müsse zudem dafür sorgen, dass es keine Inkompatibilitäten bei der Ladeinfrastruktur gibt. So planen Daimler und BMW in Berlin jeweils eigene Modellversuche mit Elektroautos. An den RWE-Stromtankstellen für die Elektro-Smarts von Daimler sollen keine anderen Elektroautos betankt werden können. "Wir brauchen daher schnell gesetzliche Grundlagen, die eine Durchleitung des Stroms insbesondere von Ökostrom-Anbieter zu allen Stromtankstellen gewährleistet", erläutert Hermann.


Die Partnerschaften der Automobilhersteller und Stromkonzerne sieht Greenpeace dagegen als kontraproduktiv. "Die jetzigen Elektro-Feldversuche der Autoindustrie sind lediglich Pseudo-Klimaschutzprogramme, um ihr Image aufzupolieren. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, kann nicht mit Energiekonzernen wie Vattenfall und RWE kooperieren, die weiterhin klimaschädliche Kohlekraftwerke bauen", kritisiert Greenpeace-Verkehrsexperte Mark Specowius. Nach Angaben von BMW verbrauche der Elektro-Mini 15


Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Rechne man dieses auf den durchschnittlichen CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde von Vattenfall um, so ergeben sich für den Mini rund 133,5 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Elektro-Smart von Daimler habe mit RWE-Strom sogar einen höheren CO2-Ausstoß als das gleiche mit Diesel betankte Modell.


Aber das weiß auch die Bundesregierung. "Nur mit Ökostrom wird ein Elektroauto zum echten Nullemissionsfahrzeug. Beide Zukunftstechnologien gehören zusammen", bringt Umweltminister Siegmar Gabriel auf den Punkt. Die Elektromobilität sei daher aus gutem Grund in Verbindung mit erneuerbaren Energiequellen im Integrierten Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung verankert worden.


Weitere Informationen zu dem Thema sowie das 17seitige Dokument "Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" erhalten Sie auf den Internetseiten www.elektromobilitaet2008.de. Ein ausführliches Dossier zum Thema Elektromobilität finden Sie auch auf www.unendlich-viel-energie.de, Stichwort: "Elektromobilität".

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