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Pferdemist: Günstiges Substrat mit Tücken

Lesezeit: 3 Minuten

Bis zu 20 t Mist pro Pferd müssen Reitbetriebe jährlich entsorgen. Davon können Biogasanlagen profitieren. Das Material muss jedoch speziell aufbereitet werden.


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Nach Schätzungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gibt es in Deutschland rund 1,3 Mio. Pferde. Gerade im Umfeld von Städten ist das Hobby beliebt. Das Problem dabei: Pro Pferd und Jahr fallen laut Statistik zwischen 17 bis 20 t Mist an. Nach der neuen Düngeverordnung (DüV) müssen Pferdebetriebe den Mist auf einer Dungplatte zwei Monate lagern können – es sei denn, sie haben einen Vertrag mit einem Abnehmer.


Eine Alternative ist die Vergärung in Biogasanlagen. Neuere Untersuchungen der Universität Hohenheim in der Forschungsbiogasanlage am Unteren Lindenhof zeigen: „Pferdemist enthält zwischen 50 und 70% Stroh. 1,3 t Mist können 1 t Maissilage ersetzen“, erklärt der Hohenheimer Agrarwissenschaftler Dr. Hans Oechsner.


Selbst wenn nur die Hälfte des anfallenden Mistes aus Reitbetrieben in Biogasanlagen wandern, ließen sich damit rund 7,8 Mio. t Maissilage ersetzen – das entspricht rund 160000 ha Anbaufläche. „Dazu kommt, dass keine Rohstoffkosten anfallen. Die Abgeber zahlen teilweise sogar Entsorgungserlöse, was die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlagen erheblich erhöht“, sagt Oechsner. Dabei ist jedoch zu beachten:


  • Für eine hohe Gasausbeute sollte der Mist nicht älter als eine Woche sein. Denn ansonsten sorgen Umsetzungsprozesse dafür, dass ein Teil der Energie verloren geht. Für eine einfache Logistik stellen Biogasanlagenbetreiber z.B. Abrollcontainer am Pferdebetrieb auf, die sie regelmäßig abholen.
  • Als Einstreu sollte bevorzugt Getreidestroh zum Einsatz kommen. Holz- oder Sägespäne können die Biogasbakterien nicht aufschließen.
  • Ein zu hoher Anteil von Langstroh kann zu Schwimmschichten im Fermenter führen. Für eine möglichst vollständige Vergärung ist auch eine lange Verweilzeit im Fermenter nötig. Außerdem muss die Rührtechnik dafür ausgelegt sein. Wie Untersuchungen der Uni Hohenheim zeigen, kann der TS-Gehalt auf 10 bis 13% steigen. Anlagen, die überwiegend Mais vergären, haben dagegen TS-Gehalte von ca. 5 bis 8%.
  • Pferdemist aus Reithallen oder -plätzen kann viel Sand enthalten, der im Fermenter zu Sinkschichten führt. Ohne entsprechenden Sandaustrag muss der Fermenter regelmäßig gereinigt werden.
  • Pferdemist enthält oft Störstoffe wie Hufeisen, Halfter oder Bindegarn, die zu Störungen bei Pumpen oder Rührwerken führen können. Hierfür ist eine Störstoffabtrennung nötig.


Aufbereitung bringt mehr Gas


Die Uni Hohenheim hat Pferdemist in der Forschungsbiogasanlage intensiv untersucht. In zwei identischen Fermentern haben die Wissenschaftler das Material zusammen mit Gülle und Energiepflanzen vergoren, wobei der Pferdemistanteil bei etwa 25% lag. In einem Fermenter ohne Aufbereitung ermittelten sie eine Gasausbeute von 200 m3 Methan pro Tonne organischer Trockensubstanz, nach Aufbereitung mit einem Querstromzerspaner 260 m3. Die Zerkleinerung sorgte für eine größere Angriffsfläche für die Bakterien, um die im Stroh enthaltene Cellulose aufschließen zu können.


Die Zerkleinerungstechnik verbrauchte 14 bis 20 kWh/t Substrat. Das waren lediglich 3% des Stromertrags, der aus Pferdemist produziert wird. Zudem sank der Strombedarf für die Rührwerke. „Eine mechanische Aufbereitung kombiniert mit einer Störstoffabtrennung ist daher in jedem Fall sinnvoll. Zudem raten wir zu einem Anteil von maximal 50 % Pferdemist im Substratmix“, resümiert der Wissenschaftler.


hinrich.neumann@topagrar.com

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