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Robustes BHKW ergänzt

Lesezeit: 4 Minuten

Niklas Ratzow hat im Rahmen der Flexibilisierung – anders als die meisten Betriebe – ein wirkungsgradschlechteres BHKW installiert. Dafür gab es gute Gründe.


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Niklas und Martje Ratzow aus Klein Zecher bei Mölln (Schleswig-Holstein) gehören zu den wenigen Landwirten, die im Jahr 2013 noch eine neue Biogasanlage gebaut haben. „Die Anlage mit anfangs 360 kW durchschnittlicher Jahresleistung war ursprünglich mit zwei Gas-Otto-BHKW von Schnell mit je 250 kW und 44% elektrischem Wirkungsgrad ausgestattet, die wegen einer Lastbeschränkung des Netzbetreibers aber auf 460 kW gedrosselt werden mussten. Da Ratzows die Anlage von Anfang an für den flexiblen Betrieb ausgelegt hatten, haben sie auf Fermenter und Gärrestlager einen Gasspeicher mit 5500 m³ errichtet.


Zuerst planten sie, tagsüber mit beiden und nachts nur mit einem BHKW zu produzieren, weil der Strompreis tagsüber höher ist. Im Jahr 2014 haben sie dafür die Flex-Prämie beantragt. Doch der Preisunterschied war zu gering, die Flexibilität brachte keinen Erlösvorteil.


Drittes BHKW ergänzt:

Dann kam im EEG 2014 die Höchstbemessungsleistung, die nach Aufhebung der Lastbeschränkung im Betrieb Ratzow bei 475 kW lag. Diese Leistung ließ sich jedoch nur mit hohem Betreungsaufwand erreichen, da es bei den BHKW regelmäßig zu Ausfällen kam. Darum entschieden sich Ratzows im Jahr 2015 für die Erweiterung der Anlage um ein drittes BHKW. Sie wählten ein Gas-Otto-Modell mit Liebherr-Motor und ca. 38% Wirkungsgrad, das ebenfalls vom Hersteller Schnell vertrieben wurde. Hierfür sprachen mehrere Gründe:


  • Da die auf zehn Jahre beschränkte Flex-Prämie bereits lief, war Eile nötig.
  • Der Trafo war für eine elektrische Leistung von maximal 1 MW oder 1250 kVA ausgelegt. Mit dem dritten BHKW erreichten sie diese Grenze. So konnten sie die Anlage doppelt überbauen und von der Flex-Prämie profitieren, ohne 50000 bis 80000 € in einen neuen Trafo investieren zu müssen.
  • Ratzows haben sich für ein „gutmütiges“ BHKW mit sicherem Startverhalten, günstigen Wartungskosten und günstigerem Kaufpreis entschieden.
  • Da sie bereits zwei wirkungsgradstarke BHKW besaßen, entschieden sie sich, diese für die Stromproduktion weiter zu betreiben und das neue dagegen als Ersatz und den gelegentlichen Flex-Betrieb zu nutzen. „Die alten BHKW sind zwar effizient, aber auch störanfällig. Mit dem neuen BHKW kann ich auch Zeiten überbrücken, in denen die anderen gewartet oder repariert werden“, erklärt Niklas Ratzow.


Das BHKW im Container hat 330000 € gekostet. Weitere Investitionskosten waren:


  • 30000 € für die Gasaufbereitung,
  • 50000 € für Elektroanbindung, Trafoumbau, Notstromkonzept,
  • 25000 € für die Anbindung ans Gasleitungsnetz, Programmierung und Einbindung der Gärrestrecke,
  • 80000 € für zwei Rührwerke im Gärrestlager, Erweiterung der Siloanlage und BHKW-Fundamente,
  • 30000 € für Planung, Genehmigung und Zertifizierung.


Unterm Strich hat er 545000 € für die gesamte Erweiterung investiert. „Rein für die Flexibilisierung habe ich unter 1000 €/kW gezahlt“, rechnet er vor. Diese Obergrenze hält er für sinnvoll, um sie mit der Flex-Prämie von etwa 130 €/kW in zehn Jahren zu finanzieren.


Mehr Ruhe im Betrieb:

Seine Erfahrung nach 1,5 Jahren:


  • Er nutzt die Höchstbemessungsleistung komplett aus und vermeidet den unkontrollierten Betrieb der Notfackel.
  • BHKW-Ausfälle nachts oder im Urlaub stören ihn nicht mehr, da der dritte Motor als Ersatz bereit steht.
  • Die Flex-Prämie bedeutet Einnahmen von ca. 62000 €/Jahr. Dazu kommen Erlöse von derzeit etwa 8000 bis 12000 €/Jahr für die positive und negative Sekundärregelleistung, die er mit allen drei BHKW zusätzlich anbietet.
  • Mit der Wahl des gleichen Herstellers für alle drei Maschinen spart er Servicekosten ein.


Ein Problem war die Zertifizierung der BHKW nach der Mittelspannungsrichtlinie. Denn anders als gedacht, ist diese nicht ab einer Wirkleistung der BHKW von 1000 kW, sondern ab einer Scheinleistung von 1000 Kilovoltampere (kVA) fällig. Das entspricht beim BHKW einer elektrischen Wirkleistung von 850 kW. Die nötige Zertifizierung bedeutete viele Abstimmungsgespräche zwischen BHKW-Hersteller, Trafoplaner, Netzbetreiber und Zertifizierungsunternehmen. „Das sollte man nicht unterschätzen und sich möglichst früh darum kümmern, um keine Fristen zu verpassen“, rät er. -neu-

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