Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Solarparks: So profitieren Sie vom neuen Boom

Lesezeit: 8 Minuten

Sinkende Modulpreise haben einen neuen Bauboom bei Freiflächenanlagen ausgelöst. Erste Parks kommen ohne EEG-Förderung aus. Für Landwirte ergeben sich neue Chancen.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Solarparks erleben einen neuen Boom in Deutschland. Die stark sinkenden Modulpreise machen den Strom immer günstiger. Wie Ausschreibungsergebnisse der Bundesnetzagentur zeigen, lässt sich der Strom in Freiflächenanlagen für 4,5 bis 5 ct/kWh erzeugen und liegt damit fast auf dem Niveau des Börsenstrompreises. Damit hat die Photovoltaik die Windenergie als günstigste Stromquelle überholt.


Erste Unternehmen wie die BayWa AG oder der Ökostromanbieter Naturstrom haben in diesem Jahr sogar schon Solarparks gebaut, die ganz ohne Förderung auskommen sollen.


Dabei sah es lange Zeit so aus, dass Freiflächenanlagen ein Auslaufmodell werden. Als der Gesetzgeber im Jahr 2010 beschlossen hatte, dass ebenerdig installierte Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen keine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mehr erhalten, ging der Bau stark zurück. Möglich waren nur noch Anlagen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und anderen „Konversionsflächen“, auf versiegelten Böden oder auf 110 m breiten Korridoren neben Autobahnen oder Schienen.


Außerhalb dieser Kulisse nutzten nur wenige Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen eine Länderöffnungsklausel im geänderten EEG 2017, um eine geringe Anzahl von Freiflächenanlagen in benachteiligten Gebieten zuzulassen. Grund: Die zur Verfügung stehende Dachfläche reicht nicht aus, um die ehrgeizen Klimaschutzziele in Deutschland zu erreichen. Bayern will beispielsweise ab Juli 2020 das jährliche Kontingent der Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen von 70 auf 200 erhöhen.


Kritik beim Bauernverband


Der Boom findet allerdings nicht überall Zustimmung. Angesichts des ständigen Verlustes von landwirtschaftlicher Nutzfläche spricht sich z.B. das Landvolk Niedersachsen gegen Freiflächenanlagen aus. „Solaranlagen müssen vorrangig auf Dach-, Gewerbe- und Sonderbauten oder Konversionsflächen geplant werden. PV-Freiflächenanlagen können nur dort entstehen, wo der Boden landwirtschaftlich nicht nutzbar ist“, sagt der Vorsitzende des Ausschusses Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen, Jochen Oestmann.


Auch andere Landesbauernverbände vertreten die Position. Einzige Ausnahme für sie ist die Agro-Photovoltaik, bei der neben Solarstrom auf der Fläche auch Landwirtschaft möglich ist. Dazu werden die Module entweder sehr hoch oder mit weitem Reihenabstand installiert, sodass landwirtschaftliche Maschinen darunter oder dazwischen Platz haben.


Solarpark als Ökofläche


Zusätzlich zu dieser Art der Doppelnutzung gibt es mit den „Biotop-Solarparks“ eine neue Variante: Dabei wird die Solarstromerzeugung mit dem Anbau von Blühpflanzen für mehr Artenvielfalt kombiniert. Die Planer dieser Parks (siehe nachfolgenden Beitrag) hoffen darauf, dass die Anlagenbetreiber dafür künftig auch Ökopunkte erhalten. Dafür müsste der Park als Ausgleichsfläche anerkannt werden – eine weitere Möglichkeit, den Verlust von landwirtschaftlichen Flächen einzudämmen.


Nach einer Studie des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne) können Solarparks die Artenvielfalt erhöhen. Die Auswertung von 75 Parks zeigt: Auf den eingezäunten Arealen können sich aufgrund fehlender Störungen eigene Tier- und Pflanzenbestände entwickeln. Dafür sind allerdings besondere Maßnahmen nötig wie breitere, von der Sonne beschienene Streifen zwischen den Modulreihen. Sie erhöhen die Arten- und Individuendichte besonders bei Vögeln, Insekten sowie Reptilien wie der Zauneidechse. Zudem sollte das aufwachsende Gras extensiv gepflegt werden. Kleine Anlagen wirken als Verbindungsglieder zwischen Habitaten, größere Anlagen ermöglichen dagegen den Erhalt bzw. den Aufbau von eigenen Populationen.


Egal, ob Agro-PV, Biotop oder konventionell: Solarparks sind für Landwirte eine Erlösquelle. Denn sie können Flächen verpachten, sich als Anleger beteiligen oder die Anlage im besten Fall sogar allein oder mit Berufskollegen und Bürgern selbst betreiben. „Derzeit sind Anlagen bis 750 kW Leistung besonders stark nachgefragt, weil die Betreiber dafür nicht in die Ausschreibung müssen“, erklärt Energieberater Elmar Brügger von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Das bedeutet: Während sich Betreiber größerer Anlagen an einem der vier jährlichen Bieterverfahren um eine Einspeisevergütung bewerben müssen, erhalten Betreiber von Parks bis 750 kW die gesetzlich festgelegte Vergütung von aktuell rund 7 ct/kWh.


Solardeckel ist weg


Bis Juni 2020 mussten künftige Investoren die Sorge haben, keine Vergütung mehr zu erhalten. Denn bis dahin besagte das EEG: Sollten in Deutschland insgesamt 52 Gigawatt Solarstromleistung installiert sein, fällt die Vergütung für neue Anlagen weg. Diese Leistung wäre im Sommer 2020 erreicht worden. Doch im Juni 2020 hat die Bundesregierung mit dem Gebäudeenergiegesetz auch die Abschaffung des Solardeckels beschlossen. Damit ist der Weg frei für neue Solaranlagen mit EEG-Förderung.


Nach Ansicht von Experten war das dringend geboten. Denn ansonsten ist der geplante starke Zubau von Photovoltaik in Deutschland nicht möglich, um das Ziel von 65% erneuerbare Energien im Strommarkt bis zum Jahr 2030 zu erreichen.


So rechnet sich ein Solarpark


Der Betrieb eines Solarparks könnte sich auch für Landwirte rechnen, hat Brügger kalkuliert (siehe Übersicht). Die Kosten für eine Anlage mit 749,5 kW Leistung summieren sich auf rund 570000 €, wobei die Anlage mit 470000 € den größten Block ausmacht.


Pro Jahr kommen Betriebskosten von rund 11500 € auf den Betreiber zu. Für den Kapitaldienst müsste der Betreiber bei dieser Beispielanlage im Jahr rund 42000 € ausgeben. Demgegenüber stehen jährliche Einnahmen von rund 55000 € für den eingespeisten Strom. Der Gewinn summiert sich nach 20 Jahren auf 227000 €, die Kapitalverzinsung der in diesem Fall komplett fremdfinanzierten Anlage (interner Zinsfuß) liegt bei 3,8%.


Günstiges bauen wichtig


Der Bauherr kann schon bei der Planung die Wirtschaftlichkeit beeinflussen. „Die Anlagen müssen günstig gebaut werden, aber Betreiber sollten dabei nicht am falschen Ende sparen“, sagt Dieter Röttger vom Anlagenprojektierer Entegro. Wie Röttger auf der Photovoltaiktagung 2020 der Landwirtschaftskammer und Energieagentur NRW deutlich machte, kann der Betreiber bestimmte Kosten nicht beeinflussen. Dazu gehören Vorgaben wie das Anlagenzertifikat nach der Mittelspannungsverordnung oder andere Vorgaben, die sich durch Normen oder Verordnungen hinsichtlich Anschluss, Erdung, Verkabelung, oder Trafo-Schutztechnik ergeben.


Spielraum gibt es dagegen bei den Komponenten wie Unterkonstruktion, Module und Wechselrichter:


  • Die Stabilität des Montagesystems ist wichtig, da es Winddruck und -sog sowie Schneelast standhalten muss. Die Bodenart bestimmt dabei das optimale System. Bodengutachter sollten die Bodengüte an verschiedenen Stellen der Fläche ermitteln.
  • Systeme mit einem in die Erde gerammten Ständer sind günstig. Auch fällt das Mähen unter dem Modultisch leicht, wenn nur eine Stütze vorhanden ist. „Allerdings ist das System weniger stabil“, nennt Röttgen die Nachteile.
  • Er rät daher zum Zweiständersystem, bei dem das Modul auf einem schrägen Tisch mit zwei Ständerreihen liegt. Es ist stabil und lässt sich unabhängig von der Bodenart einfacher installieren.
  • Rammfundamente haben sich als günstigste Variante erwiesen. Damit lassen sich zwei Fundamente pro Minute bis zu 2,5 m tief setzen.
  • Schraubfundamente sind teurer, haben aber höhere Auszugswerte: Es ist mehr Kraft nötig, um sie herauszuziehen. Das ist ein Maß für die Stabilität.
  • Nur bei sehr feuchten Böden empfiehlt Röttger den teuren Beton als Streifenfundament, weil sich damit der Druck besser auf die Fläche verteilt.


Hochkant lassen sich Module zwar günstiger installieren als quer, weil man damit pro laufendem Meter Modulgestell mehr Leistung unterbringt. Allerdings verschatten die unteren Modulreihen dabei schneller. Das kann die Stromerzeugung negativ beeinflussen.


Er rät dazu, trotz des Kostendrucks auf möglichst hohe Qualität der Module zu achten. Denn Defekte in den Modulen können sich unter Umständen erst nach Jahren zeigen, dann aber erhebliche Rückgänge beim Stromertrag bringen. Hierzu zählt er defekte Zellen (Hotspots), Schneckenspuren, potenzialinduzierte Degradation (PID) oder die Delamination, bei der sich die Rückenfolie lösen kann. „Wichtig ist, keine Spotmarktware zu kaufen, sondern nur Hersteller mit guten Referenzen zu wählen“, empfiehlt Röttgen.


Der Trend geht immer stärker zu monokristallinen Modulen. „Die am häufigsten eingesetzten und günstigsten Modelle haben 310 bis 325 Watt“, erklärt er.


Dezentrale Wechselrichter


Bei den Wechselrichtern setzen einige Projektierer aus Kostengründen auf einen oder wenige Zentralwechselrichter pro Park. Das hält der erfahrene Planer aber für einen Nachteil: „Wenn er ausfällt, produziert der ganze Park keinen Strom mehr. Auch verursacht die Wartung eines Zentralwechselrichters hohe Kosten, weil das in der Regel nur der Hersteller macht.“


Besser sind aus seiner Sicht mehrere dezentrale Wandler. Sie sind zwar teurer als ein zentrales Modell. Dafür spart der Betreiber aber Kabelkosten. Zudem ist diese Lösung toleranter gegen Verschattung.


Ein weiterer Kostenpunkt ist die Umzäunung. „Der Betreiber sollte sich vorher mit der Versicherung auseinandersetzen, welcher Schutz nötig ist“, sagt er. Denn Baumaßnahmen wie Übersteigschutz, Videoalarmanlagen oder Aufschaltung auf einen Wachdienst sind nicht überall nötig und können die Baukosten unnötig in die Höhe treiben.


„Die Genehmigung für Solarparks ist sehr komplex, es kommen viele individuelle Kosten dazu für Gutachten, Trafo, Netzanschluss usw. Darum ist es wichtig, genau zu rechnen und die Risiken abzuwägen“, resümiert Energieberater Elmar Brügger.


hinrich.neumann@topagrar.com


hinrich.neumann@topagrar.com


hinrich.neumann@topagrar.com


Im folgenden Beitrag stellen wir verschiedene Konzepte von Solarparks vor, die aktuell in Deutschland installiert bzw. geplant sind.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.