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Sprit für Traktoren: Methan, Pflanzenöl oder Strom?

Lesezeit: 4 Minuten

Dieselkraftstoff wird für Landwirte nicht nur teuer, sondern ist auch für viele THG-Emissionen verantwortlich. Klimafreundliche Alternativen gibt es viele. Aber nicht alle sind praxistauglich.


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Rund 2 Mrd. l Diesel verbrauchen deutsche Landwirte im Jahr. Der Kraftstoff wird angesichts steigender Spritpreise und der neu eingeführten CO²-Abgabe nicht nur zum Kostentreiber. Er ist auch verantwortlich für über 60% der energiebedingten Treibhausgas-(THG)-Emissionen in der Landwirtschaft (Übersicht 1). „Die Landwirtschaft muss als Sektor von 2020 bis 2030 die Treibhausgasemissionen von 66 auf 56 Mio. t senken, also rund 10 Mio. t CO² einsparen. Der Umstieg auf klimaschonende Alternativen zum Diesel könnte dabei einen gewichtigen Teil der erforderlichen Einsparungen bringen“, sagt Dr. Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im bayerischen Straubing, das sich seit Jahren wissenschaftlich mit Kraftstoffalternativen in der Landwirtschaft beschäftigt.


Das theoretische Potenzial beim Umstieg von Diesel auf Alternativen liegt bei 5,4 Mio. t. Ein Beispiel, wie die Treibhausgasinventare für den Sektor Landwirtschaft berechnet werden: Die THG-Emissionen für Diesel liegen bei 74 g/Megajoule (MJ) Energie. Bei Rapsöl als Kraftstoff fallen aufgrund der Emissionen beim Rapsanbau lediglich 17,3 g/MJ im Sektor Landwirtschaft an – etwa ein Fünftel der Menge. Doch die Einsparungen sind nicht allein entscheidend. Preis, Verfügbarkeit und Praxistauglichkeit spielen auch eine Rolle. Das TFZ hat daher verschiedene Kraftstoffoptionen für die Landwirtschaft unter die Lupe genommen.


Pflanzenöl: Der Klassiker


Kalt gepresstes Rapsöl war bereits vor der Einführung der Energiesteuer im Jahr 2007 als Kraftstoff verbreitet, es gab pflanzenöltaugliche Serienmotoren und Umrüstkits. „Wegen des Preisverfalls für Mineralöl nach der Wirtschaftskrise und günstigem Agrardiesel war die Entwicklung aber wieder rückläufig“, blickt Remmele zurück. Die Vorteile, die er bei dem Kraftstoff sieht:


„Immer wieder kommt die Frage, ob wir denn überhaupt genügend Fläche dafür zur Verfügung hätten. Wir bräuchten in Deutschland 8 bis 10% der Ackerfläche für den Rapsanbau. Der damit erzeugte Rapsölkraftstoff könnte den gesamten Dieselbedarf in der Landwirtschaft decken“, rechnet Remmele vor.


Biodiesel und Biomethan


Eine Alternative ist aus Rapsöl hergestellter Biodiesel. Er hat nahezu die gleichen Eigenschaften wie Diesel.


Relativ neu als Kraftstoff kommt Biomethan ins Spiel. Gemeint ist aufbereitetes Biogas, bei dem vor allem das CO² entfernt wird und das die gleichen Eigenschaften wie Erdgas hat. Hersteller wie Deutz-Fahr, Steyr oder Valtra haben sich schon mit dem Gasantrieb beschäftigt und Vorstudien vorgestellt. Der Hersteller New Holland hat in diesem Herbst den ersten serienreifen Biomethanschlepper vorgestellt (siehe Interview auf Seite 24).


Strom für Hofschlepper


Ganz ohne Emissionen aus der Maschine und mit hohem Wirkungsgrad arbeiten Elektromotoren. Auch für die Landwirtschaft gibt es erste Lösungen. „Der Elektroantrieb ist interessant, z.B. bei Hofschleppern oder Ladern, die nach drei Stunden Arbeit wieder an die Ladestation angeschlossen werden und vielleicht sogar günstigen Eigenstrom nutzen können“, erklärt Remmele.


Uninteressante Alternativen


Neben diesen Optionen werden weitere Alternativen wie paraffinischer Dieselkraftstoff aus Pflanzenöl „HVO“ diskutiert. Dieser ist aber kaum verfügbar und basierte in der Vergangenheit häufig auf dem umstrittenen Rohstoff Palmöl. Ebenso sind E-Fuels auf Basis von Wasserstoff im Gespräch. „Aber für sie muss erst Wasserstoff per Elektrolyse aus erneuerbarem Strom erzeugt und daraus ein Flüssigkraftstoff hergestellt werden, der dann bei schlechtem Wirkungsgrad im Motor verbrannt wird“, bemängelt der Experte. Den Gesamtwirkungsgrad vom Ökostrom bis zum Motor gibt er mit nur 13% an. Ein Elektromotor gespeist mit Strom aus der Batterie kommt dagegen auf 69% Wirkungsgrad. E-Fuels hält er daher eher im Flugverkehr für sinnvoll.


Kein EinheitsKraftstoff mehr


Remmeles Fazit: Es gibt künftig nicht den einen Kraftstoff in der Landwirtschaft, sondern je nach Anwendung verschiedene sinnvolle Optionen:


  • Maschinen mit geringer Leistung und kurzen Einsatzzeiten wie Hoflader oder Futtermischwagen könnten elektrisch angetrieben werden.
  • Im mittleren Leistungsspektrum könnte CNG (Biomethan) eine Alternative sein, wenn eine Tankstelle in geringer Entfernung liegt.
  • Im mittleren bzw. hohen Leistungsbereich gibt es für flüssige Kraftstoffe wie Pflanzenöl oder Biodiesel derzeit keine Alternative. Positiver Nebeneffekt ist der Anfall von Rapsschrot oder -presskuchen, die sich verfüttern lassen.
  • Für Arbeiten auf dem Acker in Spezialkulturen könnten zukünftig autonom fahrende Feldroboter mit Elektroantrieb einen Teil der Pflege übernehmen. Erste Modelle sind im Einsatz.


hinrich.neumann@topagrar.com

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