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Torfersatz und Phosphatsalz aus Gärrest

Lesezeit: 5 Minuten

Die Firma Geltz hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus Gärrest und Gülle Rohstoffe für Torfersatz und Phosphat-Dünger herstellen lassen.


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Nährstoffe aus Gülle und Gärresten sind in manchen Regionen im Überschuss vorhanden. Abhilfe schaffen könnte das Nährstoffrecycling-Verfahren NuTriSep, das die Firma Geltz Umwelttechnologie entwickelt hat. Es extrahiert Phosphatsalz und Ammoniumstickstoff.


marktfähige Produkte


Die erste Anlage im Praxismaßstab ist im ehemaligen Schweinestall des landwirtschaftlichen Betriebs von Thomas Karle aus Füßbach im Hohenlohekreis installiert. Thomas Karle, Geschäftsführer der Agro Energie Hohenlohe GmbH & Co. KG, betreibt eine Biogasanlage mit einer Bemessungsleistung von 700 kWel. Gefüttert wird diese mit etwa 30 bis 35% Gülle, 40% Reststoffen wie Gemüse- und Getreideausputz, Traubentrester und Maisstroh sowie mit 25 bis 30% Energiepflanzen.


Wir haben uns die NuTriSep-Anlage vor Ort im Detail erklären lassen und über die Potenziale diskutiert, die die produzierten Endprodukte bieten.


Die nährstoffarmen Feststoffe ließen sich zu Torfersatz und das Phosphatsalz zu einem streufähigen Mineraldünger aufbereiten. Beides könnten marktfähige Produkte werden, da sind sich Firmeninhaber Ulrich Geltz und sein Sohn Fabian sicher.


Thomas Karle plant, mit dem Phosphatsalz seinen aus separierten Gärrest-Feststoffen hergestellten „Nadu“-Naturdünger aufzuwerten. Die ebenfalls anfallende Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL) verwendet er als Stickstoffdünger auf seinen eigenen Flächen, und einen Teil davon gibt er an die substratliefernden Landwirte weiter.


für 70000 Kubikmeter


Die Pilotanlage in Füßbach ist für einen Durchsatz von 70000 m³ Gärrest im Jahr ausgelegt. Die Biogasanlage Agro Energie Hohenlohe liefert derzeit allerdings nur 20000 bis 25000 m³. Somit ist die Anlage bisher nicht voll ausgelastet. Pro Stunde kann sie 10 m³ verarbeiten. Laut Hersteller erzeugt die NuTriSep-Anlage daraus abhängig vom Inputstoff etwa 100 kg Phosphatsalz und 200 l ASL. Bei voller Auslastung mit 7200 Stunden im Jahr könnte die Anlage also jährlich rund 700 t Phosphatsalz und 1400 m³ ASL produzieren. Zudem fallen 35000 m³ Feststoffe und 7000 m³ kaliumhaltiges Wasser.


Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ist derzeit schwer zu kalkulieren. Eine bekannte Größe sind die Investitionskosten. Sie betragen rund 3 Mio. Euro, wenn die Kosten für ein wärmeerzeugendes BHKW mit einbezogen werden. Für die Verfahrenskosten setzt Geltz rund 14,50 €/t Gärrest an. Sie liegen damit in der Größenordnung der Kosten, die bei einem Transport der Gärreste zu veranschlagen wären.


Einnahmen mit Fragezeichen


Welche Einnahmen sich durch den Verkauf von Torfersatz oder Phosphat-Dünger generieren ließen, ist noch nicht vollständig klar. Rund 20 €/m³ Torfersatz und um die 80 €/t noch nicht granuliertem Phosphatsalz könnten laut Fabian Geltz drin sein. Offen ist aber, was das Granulieren des Phosphatsalzes kosten würde.


Einen Pluspunkt für den aus organischen Rohstoffen hergestellten Phosphatdünger sehen die Geltz darin, dass dieser im Gegensatz zu dem aus Phosphat-Gestein abgebauten keine Schwermetalle enthält. Auch arbeitet Geltz gerade an einer Zertifizierung für den Einsatz des Düngers auf Biobetrieben. „Trotzdem können wir bei dem derzeitigen Weltmarktpreis von Rohphosphat nicht mithalten. Wir müssten unser recyceltes Phosphat für den vierfachen Preis vermarkten, um die Kosten abzudecken“, gibt Ulrich Geltz zu bedenken.


Dennoch sehen der Hersteller sowie auch Thomas Karle große Chancen für das Nährstoffrecycling-Verfahren NuTriSep. Es löst nicht nur das Gülle- bzw. das Gärrestproblem in Regionen mit Überversorgung. Sondern die Anlage produziert Stoffe, die einen Marktwert haben.


Das Verfahren ist interessant für Betreiber von Biogasanlagen, die nach Ende der EEG-Förderung ein zusätzliches Standbein suchen, oder auch für Landwirte, die in Kooperation Gülle aufbereiten wollen. Genauso empfiehlt sich bei der Aufbereitung von Gärresten unter Umständen ein gemeinschaftlicher Betrieb der NuTriSep-Anlage. Denn erst bei Biogasanlagen mit insgesamt rund 2 bis 2,5 MWel ist das Gärrestaufkommen hoch genug.


Wichtig ist, bei der Anlagenplanung die gesamte Vermarktungskette zu berücksichtigen. „Von der Entwicklung eines marktfähigen Produkts über die Zertifizierung dieses Produkts bis hin zur Vermarktung ist es ein langer Weg“, weiß Thomas Karle aus eigener Erfahrung zu berichten.


„Ein Erdenwerk zeigte bereits großes Interesse an dem Torfersatz aus Gärrest-Feststoffen, nachdem es das Produkt im Labor analysiert hatte“ sagt Ulrich Geltz. „Aber um die von Erdenwerken geforderte Menge kontinuierlich liefern zu können, ist ein Vermarktungsverbund mehrerer Torfersatzproduzenten nötig“, fügt er hinzu.


Fazit


Ein vernünftiges Nährstoffmanagement beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern ist wichtig. Die Nährstoffrecycling-Anlage NuTriSep von Geltz könnte ein möglicher Ansatz sein, die Nährstoffproblematik in viehstarken Regionen und für Biogasanlagenbetreiber zu lösen. Anstatt womöglich die Schweinezahlen reduzieren zu müssen, könnten Betriebe mit dem NuTriSep-Verfahren Mineraldünger und einen Torfersatz herstellen. Aber die Vermarktung dieser an sich marktfähigen Produkte sollte geklärt sein, bevor Landwirte oder Biogasanlagenbetreiber in die Technik investieren.


Die erste NuTriSep-Anlage im Praxismaßstab läuft. Eine weiter Anlage baut Geltz gerade für ein Demonstrationsprojekt im Landkreis Rotenburg in Niedersachsen.


anja.boehrnsen@profi.de

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