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Trafoverluste vermeiden

Lesezeit: 5 Minuten

Netzbetreiber berechnen oft pauschale Trafoverluste und hohe Entgelte für Blindleistung. Das können Sie umgehen.


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Der Transformator (kurz: Trafo) gehört zu fast jeder Biogasanlage wie der Fermenter oder das Blockheizkraftwerk (BHKW). Denn damit wird der erzeugte Strom so umgewandelt, dass er ins Mittelspannungsnetz eingespeist werden kann.


Dieser Schritt verursacht jedoch Leistungs- und Umwandlungsverluste. „Bei Volleinspeisungen ist der Stromzähler, der die erzeugte Strommenge misst, meistens auf der Niederspannungsseite vor dem Trafo installiert“, sagt Sebastian Kremer von Münch Energie, einem der größten Dienstleister für die Installation und Wartung von Erneuerbare-Energien-Anlagen aus Rugendorf (Bayern).


Verluste genau berechnen


Doch im Trafo entstehen Umwandlungsverluste. Bei einer Volleinspeisung speist der Anlagenbetreiber vermeintlich 100% des erzeugten Stroms ins Netz. „Doch viele Netzbetreiber ziehen pauschal 1,5% der Einspeisemenge für Trafo- und Leitungsverluste ab, sodass der Betreiber nur 98,5% vergütet bekommt“, rechnet Kremer vor. Bei einer Biogasanlage mit 500 Kilowatt (kW) Leistung wäre das ein Verlust von rund 60000 kWh oder (bei 20 ct/kWh Einspeisevergütung) 12000 € im Jahr.


„Was viele Betreiber nicht wissen: Man kann diese Verluste auch berechnen“, erklärt Kremer. Dafür benötigt der Betreiber das Datenblatt des Trafoherstellers. Anhand der Anlagenleistung, der Trafogröße, der angegebenen Verluste usw. errechnen Dienstleister wie Münch Energie die tatsächlichen Verluste. Kremer nennt ein Beispiel mit einem Trafo mit 1000 kVA. Die Einheit kVA (Kilovolt-Ampere) beschreibt die Scheinleistung (siehe Zusatzinfo) und ist in diesem Fall gleichbedeutend mit Kilowatt (kW). Bei einem BHKW mit 550 kW Leistung hat der Dienstleister lediglich 0,34% Verlust errechnet. Damit würde der Betreiber bei 20 ct/kWh Einspeisevergütung im Jahr rund 9000 € weniger Verluste erzielen.


Wie hoch die tatsächlichen Verluste sind, hängt laut Kremer von dem Verhältnis von Trafo- zu BHKW-Leistung ab. Ist der Trafo zu klein, sind die Verluste höher. „Wir empfehlen, dass die BHKW-Leistung 50 bis 60% der Trafoleistung ausmachen sollte“, so der Berater. Bei einem BHKW mit 550 kW im Dauerbetrieb sollte der Trafo also mindestens 1000 kVA Leistung haben.


Verluste können Volleinspeiser laut Kremer außerdem vermeiden, indem sie den Eigenstrom über eine Photovoltaikanlage selbst erzeugen. Sie müssen dafür zwar 40 % der EEG-Umlage auf den selbst erzeugten Strom zahlen (rund 2,4 ct/kWh). Da die Stromerzeugungskosten bei Solarstrom heute jedoch bei rund 7 ct/kWh liegen, ist der Strom trotzdem noch deutlich günstiger als Netzstrom.


Weitere Kosten lassen sich sparen, wenn der Betreiber auf einen verlustarmen Trafo setzt „Wie bei Haushaltsgeräten gibt es auch bei Transformatoren Effizienzklassen“, erklärt Kremer. Je mehr „A“ diese enthalten, desto effizienter sind sie.


So erkennen Sie Alte Modelle


Ältere, weniger effiziente Trafos haben folgende Merkmale:


  • Sie sind auf der Oberspannungsseite (also bei dem Strom, der schon auf Mittelspannung transformiert wurde) mit Porzellankerzen ausgestattet. Diese können dazu noch verschmutzen, was laut Kremer bei mangelnder Wartung zu Überschlägen und so zur Zerstörung des Trafos führen kann.
  • Sie besitzen oft oben ein Ölausdehnungsgefäß in Form eines waagerechten Zylinders. Hintergrund ist, dass Transformatoren meistens Öl enthalten, das als Isolierung und Schutz vor Spannungsübersprüngen dient. Wird dieses Öl warm, dehnt es sich aus. „Neue Transformatoren sind hermetisch abgeschlossen und gegen äußere Einflüsse geschützt“, sagt Kremer.
  • Alte Trafos sind meist sehr laut. Die Lautstärke wird von Magnetisierungsverlusten beim Transformationsprozess verursacht – auch ein Merkmal für unnötige Verluste.
  • Der Thermostat sollte nicht über 60 °C Maximaltemperatur anzeigen. „Wird er zu warm, kann es zu Störungen kommen. Eine starke Wärmeentwicklung ist auch ein Zeichen dafür, dass der Trafo überlastet ist und es zu hohen Verlusten kommt“, sagt Kremer. Zudem nimmt die Lebensdauer deutlich ab.


Unnötige Blindstromkosten


Auch verlangen Netzbetreiber häufig noch eine monatliche Miete für den Trafo. Dieses könnte man umgehen, wenn der Trafo dem Betreiber gehört. Ein neuer Trafo kann zwischen 10000 und 20000€ kosten. „Es ist wichtig, Investitions- und Betriebskosten zu kalkulieren, um zu prüfen, ob und wenn ja, wie schnell sich ein Trafotausch eventuell rentiert“, rät Kremer.


Eine weitere Verlustquelle ist das Blindstromentgelt (was Blindstrom ist, erklären wir in der Zusatzinfo). „Das kommt besonders bei Überschusseinspeisern vor“, erklärt Michael Wunderlich, Leiter des Bereichs Mittelspannung & Netz bei Münch Energie. Diese verwenden den erzeugten Strom zunächst zur Versorgung der Biogasanlage, z.B. für Rührwerke, Pumpen oder das BHKW. Den restlichen, nicht benötigten Strom speisen sie ins Netz ein. Diese Betreiber beziehen nur dann Wirkstrom aus dem Netz, wenn das BHKW ruht. Trotzdem benötigt die Anlage auch Blindstrom. Diesen stellt der Netzbetreiber in Rechnung. Ein typisches Entgelt sind 1,2 ct/kWh. „Wir kennen Betreiber, die monatlich 500 bis 600 € für Blindstrom ausgeben, ohne es zu merken“, sagt Wunderlich.


Abhilfe kann eine Blindstromkompensation schaffen. Um herauszufinden, wie viel Blindstrom die Anlage benötigt, werden ca. zwei Wochen lang u.a. Strom und Spannung gemessen. „Damit bestimmen wir die Größe der Kompensation“, erklärt Wunderlich. Dieses Bauteil besteht aus einem elektrischen Schaltschrank und kostet zwischen 12000 und 15000 €. Bei 600 € Blindstromentgelt im Monat wäre die Anlage überschlägig nach ca. zwei bis drei Jahren bezahlt.


hinrich.neumann@topagrar.com

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