Ludwig Haberzagl schaut zufrieden auf das Display: Der neue Gärresttrockner „RondoDry“ vom bayerischen Hersteller Fliegl benötigt aktuell nicht einmal 1 kW Strom. Pro Stunde verdampft er mit 300 kW Wärmeleistung 300 l Wasser. Damit halbiert der Landwirt aus Herbertsfelden in Niederbayern den Gärrest um fast die Hälfte. „Dank des Trockners brauche ich kein neues Gärrestlager zu bauen, um die geforderten neun Monate Lagerkapazität nach der neuen Düngeverordnung einzuhalten. Und gleichzeitig kann ich die Wärme im Sommer sinnvoll nutzen“, schildert er.
Denn er versorgt zwar mit seiner Biogasanlage mit 350 kW elektrischer Leistung ein Nahwärmenetz und hat damit eine lukrative Wärmeverwertung – aber nur für etwa die Hälfte der Menge. Zudem will er seine Leistung jetzt erhöhen und auf Sommer-Winter-Fahrweise umstellen, also zwei Drittel des Stroms in den Monaten erzeugen, in denen mehr Wärme benötigt wird. „Dabei bleibt das ganze Jahr genug Wärme übrig, um den Trockner zu versorgen“, hat er kalkuliert.
Um die Gärrestmenge zu reduzieren, separiert er ihn zunächst mit einer Schneckenpresse. Die feste Phase bringt er mit dem Miststreuer auf dem Acker aus. Die dünne Phase könnte er sehr gut auf dem Grünland einsetzen. Doch bei den vielen Flächen am Hang ist bei dem sehr flüssigen Material eine Querverteilung kaum möglich, da sich die Gülle im Tank und im Gestänge immer hangabwärts bewegt. „Auch das ist ein Grund, warum wir das Material eindicken“, erklärt er.
Die flüssige Phase nach dem Separator wird zunächst in die Wanne des Trockners gepumpt. Darin dreht sich eine Gittertrommel, die halb in der Flüssigkeit steht und diese immer wieder nach oben transportiert. Während sich die Trommel dreht, strömt von der Seite angewärmte Luft durch das Gitter und verdunstet das Wasser. Der Dampf strömt zu einem Luftwäscher, indem das flüchtige Ammoniak unter Zugabe von Schwefelsäure zu Ammonium-Sulfat-Lösung verarbeitet wird.
1 l pro kW:
Alle Aggregate des Trockners zusammen wie Lüfter, Pumpe, Luftwäscher, Trommelantrieb usw. haben zusammen einen Stromverbrauch von nur 3 kWh. Pro kW verdunstet er in der Stunde 1 l Wasser. Da der Trockner 300 kW Wärmeleistung hat, kann er pro Stunde also 300 l Wasser reduzieren. Anhand von Wiegezellen und einer genauen Dokumentation kann er jederzeit nachvollziehen, wie viel der Trockner leistet. Haberzagl kann damit die flüssige Phase, die ursprünglich 3 % TS hatte, auf 6 % eindicken und damit um etwa die Hälfte reduzieren. „Weiter will ich nicht gehen, damit der Gärrest auch noch fließfähig bleibt“, sagt er.Für ihn hat diese Art der Düngerproduktion weitere Vorteile: Er mischt ASL und eingedickten Gärrest vor der Ausbringung im Fass. „ASL senkt den pH-Wert des Gärrestes und reduziert damit die Ammoniakverluste, es kommt also mehr Stickstoff auf dem Grünland an“, hofft er.
Der Trockner ist mit einer Wärmemanagement-Software ausgestattet. Damit kann Haberzagl die Wärme vorrangig für das Wärmenetz nutzen und nur die überschüssigen Mengen flexibel in den Trockner leiten. Gerade beim Einstieg in die flexible Fahrweise kommt ihm das entgegen, da er das BHKW künftig nicht mehr kontinuierlich betreibt. -neu-
