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Umstieg auf Rindergülle

Lesezeit: 4 Minuten

Mit dem Wechsel von Mais auf Güllefeststoffe will die Bioenergie Geest aus Apensen (Niedersachsen) ein universell einsetzbares Gas erzeugen.


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Die Biogasanlage „Bioenergie Geest“ gehört 29 Gesellschaftern (davon 28 Landwirten), die seit 2012 Biomethan erzeugen und ins Gasnetz einspeisen. Die Anlage produziert mithilfe der Aminwäsche bis zu 350 m3 Biomethan pro Stunde. „Bislang haben wir fast ausschließlich Mais und etwas Grünroggen vergoren, den wir auf den Flächen unserer Gesellschafter angebaut haben“, erklärt Sven Plorin, einer der drei Geschäftsführer.


Doch in zwei Jahren laufen die Verträge mit einem Contractor aus, der bislang das Biomethan gekauft hat. „Wir wollen künftig Biomethan erzeugen, das sich universell einsetzen lässt, also auch im Biokraftstoffmarkt“, erklärt er. Darum gehören nachwachsende Rohstoffe für ihn zum Auslaufmodell. „Mais ist unumstritten das beste und wirtschaftlichste Substrat. Aber der politische Gegenwind und Auflagen wie die der RED II sprechen dagegen“, begründet er das. Darum soll künftig Gülle das bevorzugte Substrat sein. Der Anteil soll 80% ausmachen, nur noch 20% soll Mais sein.


Die Anlage benötigt 76000 t Gülle, Mist und Energiepflanzen im Jahr. Im Landkreis Stade und dem benachbarten Landkreis Rotenburg (Wümme) gibt es viele Tierhalter. Plorin setzt dabei ausschließlich auf Rindergülle: Ihr Gasertrag ist höher als bei der stark wasserhaltigen Schweinegülle. Zudem befürchtet er einen zu hohen Anstieg von Phosphat im Gärrest, der sich dann nur noch schwer auf den hiesigen Flächen ausbringen lässt.


Feststoffe im Visier


Die Gülle soll nur zum Teil unverarbeitet vergoren werden. „Vor allem wollen wir abseparierten Feststoff nutzen“, erklärt er. Dessen Gasertrag pro Tonne liegt etwa bei einem Drittel von dem der Maissilage Denn das soll die Transportwürdigkeit erhöhen. Von 200000 t Gülle sollen 35000 t Feststoff abgetrennt werden. Hierfür ist die Anschaffung von mobilen Separatoren geplant, mit denen von der Bioenergie Geest beauftrage Lohnunternehmer auf den Milchviehbetrieben Gülle bearbeiten sollen.


Das Separat soll möglichst mit LNG- oder CNG-betriebenen Fahrzeugen just in time zur Anlage gefahren werden, um Energieverluste zu vermeiden. „Gleichzeitig wollen wir die gesamte Dokumentation bezüglich Gülleabgabe für die Tierhalter erledigen und auch die Rückführung des Gärrestes auf die Flächen der Abgabebetriebe organisieren“, erklärt er. Das entlastet die Tierhalter und löst auch bei dem einen oder anderen das Problem von fehlendem Lagerraum. Zudem lässt sich die abseparierte Flüssigphase, die auf den Betrieben verbleibt, besser auf dem Grünland ausbringen als zähflüssige Gülle.


Hohe Umbaukosten


Der Bau zusätzlicher Lagerbehälter für Gülle und Gärrest, neue Pump- und Rührtechnik, die Investition in die mobilen Separatoren und Weiteres wird 4,5 bis 5 Mio. € kosten. „Wir hoffen, dass wir die Gülle weiterhin kostenlos bekommen und wollen als Gegenleistung die Gärreste bei den Betrieben auch ohne Zuzahlung ausbringen“, stellt Plorin in Aussicht.


Selbst, wenn die Gülle umsonst ist, bleiben der Anlage Kosten von 10 bis 15 €/t für den An- und Abtransport der Gülle und Feststoffe und die Ausbringung der Gärreste. Dazu kommt die Separation der Gärreste, die schätzungsweise 15 €/t Feststoff kostet.


Für Mais dagegen zahlen die Betreiber im Schnitt 30 €/t Frischmasse ab Feld. Dazu kommen 10 €/t für Ernte und Logistik. Insgesamt ist Mais damit etwa doppelt so teuer wie Gülle, liefert aber pro Tonne die zehnfache Gasmenge.


Plorin denkt aber noch einen Schritt weiter: „Unsere Anlage liegt mitten in einem Windpark. Sollte hier irgendwann einmal eine Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion entstehen, wären wir ein idealer Partner.“


Denn bei der Biogasaufbereitung entsteht hochreines CO2, das bislang nicht genutzt wird. Zusammen mit Wasserstoff könnte man mit dem CO2 Methan erzeugen und damit die Methanausbeute aus der Biogasanlage fast verdoppeln. Gleichzeitig entsteht lokal erzeugter Kraftstoff. ▶

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