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„Unsere Branche braucht eine High-Tech-Strategie“

Lesezeit: 4 Minuten

Mehr Forschungsgelder für die neuen Energien fordert Prof. Dr. Eicke Weber, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme aus Freiburg.


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top agrar: Herr Prof. Weber, Sie haben kürzlich eine High-Tech-Strategie für erneuerbare Energien gefordert. Worum geht es konkret?


Weber: Bei den erneuerbaren Energien erreichten die Forschungsausgaben des Bundes in 2008 nur 1 % des Umsatzes. Angesichts der Herausforderungen des noch jungen Industriezweigs müsste der Anteil aber deutlich höher sein.


Deutschland gibt heute 1 Mrd. Euro jährlich für die Energieforschung aus. Davon gehen fast zwei Drittel in die Kernspaltung und Kernfusion, nur ein Drittel in den Bereich erneuerbare Energien. Bedenkt man, dass es sich bei der Atomenergie um eine auslaufende Technologie handelt, ist das ein starkes Missverhältnis. Denn seit 2007 ist die Zahl der neugebauten Kernkraftwerke sehr klein geworden. In demselben Zeitraum haben wir aber einen starken Zubau der erneuerbaren Energien erlebt.


top agrar: Die Photovoltaik ist in Deutschland wegen angeblicher Überförderung politisch stark unter Beschuss geraten. Sind die Vorwürfe berechtigt?


Weber: Die Sichtweise ist zu einseitig allein auf die Stromerzeugungskosten gerichtet. Die Technologie, die wir aufgebaut haben, kostet uns nicht nur Geld über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), wir schaffen eine rasant wachsende Industrie mit hohem Exportpotenzial. Solarenergie wächst derzeit am stärksten von allen Sparten der erneuerbaren Energien und wird künftig die dominierende Rolle spielen.


Den Kritikern am EEG sei gesagt: Nur in den Ländern, in denen es eine garantierte Einspeisevergütung wie beim deutschen EEG gibt, entwickelt sich der Markt. Das zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien, Italien und neuerdings auch in Frankreich.


top agrar: Solarstrom ist gegenwärtig noch die teuerste Technologie, um erneuerbaren Strom zu erzeugen. Wie stark können die Kosten in den nächsten Jahren sinken?


Weber: Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Mit jeder Verdopplung der insgesamt installierten Menge werden Kosten und Preise um 22 % sinken. Diese Entwicklung kann man zurück bis 1980 verfolgen. Die Erzeugungskosten könnten bei weiterem Marktwachstum weiter auf 5 bis 10 Cent je Kilowattstunde sinken und damit vergleichbar mit den Kosten fossiler Energien werden.


top agrar: Aber in den Jahren 2006 bis 2008 hat sich die installierte Solarstromleistung in Deutschland von 2,8 Gigawatt auf knapp 6 Gigawatt mehr als verdoppelt, der Anlagenpreis ist in diesen drei Jahren gerade einmal um 15 % gesunken.


Weber: In der Tat sind die Preise in diesen Jahren nicht so stark gefallen. Das hatte jedoch nichts damit zu tun, dass sich die Technologie nicht weiter entwickelt hat. Der Markt war so überhitzt, dass die Hersteller keinen Grund sahen, die gesunkenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2009 gab es dagegen einen drastischen Preisverfall von knapp 30 %. Damit ist das Preisniveau heute wieder da, wo es nach der genannten Formel sein sollte.


top agrar:Welchen Beitrag kann die Forschung leisten, um die Kosten für Solarstrom weiter zu senken?


Weber: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Wirkungsgrad der Solarzellen aus Silizium zu steigern. Parallel dazu geht es darum, die Kosten der Herstellung der Solarzellen drastisch zu senken.


An zweiter Stelle der Forschungsaktivitäten in Deutschland liegen Dünnschichtzellen. Sie haben heute zwar einen geringen Wirkungsgrad, sind aber die preiswerteste Art, Solarstrom herzustellen.


top agrar: Vor zwei Jahren hat die Branche sehr stark unter dem Siliziummangel gelitten. Wäre es nicht sinnvoller, nach alternativen Materialien zu suchen?


Weber: Nein, das wäre ein Fehler. Nicht beim Silizium an sich kam es zu Engpässen auf dem Weltmarkt, sondern beim Halbleitersilizium, das sehr aufwändig hergestellt werden muss. Sehr spannend für die Entwicklung ist daher die Erforschung von „schmutzigem“ Silizium mit höherer Verunreinigungskonzentration. Dieses Material kostet nur etwa ein Drittel des heute verwendeten, hochreinen Halbleitersiliziums..


Positiv ist auch, dass die Halbleiterindustrie immer stärker ihr Erfahrungen in den Photovoltaikmarkt einbringt.


Hinrich Neumann

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