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Windkraft: Forstwirte hoffen auf Zusatzerlöse

Lesezeit: 4 Minuten

Borkenkäferbefall und sinkende Holzpreise sorgen für massive Einnahmeverluste in der Forstwirtschaft. Die Windkraft könnte ihr Überleben sichern.


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Mein Wald wird zur Mondlandschaft, immer mehr Bäume müssen abgeholzt werden“, klagt Fürstin Elisabeth zu Löwenstein aus dem bayerischen Wertheim, die 650 ha Forst in Thüringen besitzt. In normalen Jahren liegt der Einschlag bei 5000 Festmetern (FM) pro Jahr. Seit zwei Jahren werden über 8000 FM jährlich geschlagen. Denn Trockenheit, Hitze und vor allem der massive Borkenkäferbefall lassen die Fichte auf riesigen Flächen absterben.


Die Holzschwemme führt zum Preisverfall. Die Waldbesitzerin erlöst derzeit maximal 30 €/FM. Die aktuelle Trockenheit wird das Problem weiter verschärfen, erwartet sie. „Während die Holzpreise verfallen, laufen Ausgaben für Steuern, Förster oder die Berufsgenossenschaft weiter. Zudem fehlt das Geld für den nötigen Waldumbau“, sagt sie. Denn sie würde die gerodeten Flächen gern mit Douglasie oder Laubbäumen aufforsten.


Windräder als Alternative


Als mögliche Nutzungsalternative sieht sie die Windenergie im Wald. „Die Verpachtung an Windparkbetreiber könnten die Einnahmeverluste ausgleichen. Zudem würden die nötigen Ausgleichsflächen für eine Aufwertung des Forsts sorgen“, argumentiert sie. Entsprechende Interessenten hat sie. Mit einem echten Bürgerbeteiligungsmodell würde sie zudem auch private Anteilsnehmer ins Boot holen. „Aber die Behörden interessiert unsere Not anscheinend nicht. Flächen werden nicht ausgewiesen, auf Anfragen bekomme ich keine Rückmeldungen“, beklagt sie.


Auch der staatliche Dienstleister „ThüringenForst“ sieht die Not der Waldbesitzer. Mit 550000 ha Wald ist in Thüringen ein Drittel (34%) der Landesfläche bewaldet. Trockenstress bei den Hauptbaumarten in Verbindung mit Kalamitäten oder fehlende Frostperioden in den Haupteinschlagszeiträumen erschwerten den Forstbetrieb. Mit der Windenergienutzung könnten, bezogen auf die Rodungsfläche, die Hektarerträge bis zum Tausendfachen der Erträge aus der klassischen forstlichen Bewirtschaftung betragen. Zwar seien nicht alle Waldflächen dafür geeignet. Dennoch gäbe es einen zweifachen Nutzen: Neben zusätzlichen Einnahmen wären Windräder auch eine Antwort auf den Klimawandel und würden damit dem Wald helfen.


Viele Länder sind dagegen


Auch in anderen Bundesländern gibt es Einschränkungen, zeigt eine Analyse der Fachagentur Windenergie an Land: Mühlen im Wald sind in Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen- Anhalt, Schleswig-Holstein und in der Regel auch in Niedersachsen aufgrund entsprechender Vorgaben der Länder nicht zulässig.


Ende 2019 waren in Deutschland über 2000 Windräder mit einer Leistung von 5,5 Gigawatt auf Waldflächen in Betrieb. Die meisten Anlagen stehen in Rheinland-Pfalz (452) gefolgt von Hessen (434) und Baden-Württemberg mit 330 Windturbinen.


Der Ausbau ist deutlich langsamer geworden. Im vergangenen Jahr wurden in sieben Bundesländern 50 neue Windturbinen auf Forstflächen in Betrieb genommen – so wenig wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Am bundesweiten Gesamtzubau, der 2019 ebenfalls historisch niedrig lag, beträgt der Anteil der „Wald-Anlagen“ 18 Prozent. Diese Quote zeigt sich mittlerweile seit fünf Jahren sehr stabil.


Rund 0,5 ha pro Anlage


Im Rahmen einer Betreiberumfrage und weiterer Recherchen konnte die Agentur Flächendaten für fast 900 Anlagen im Wald ermitteln. Im Mittel waren 0,47 ha über den gesamten Betriebszeitraum von Baumbewuchs freizuhalten. Die Spannbreite der Werte bewegt sich von 0,04 bis 1,28 ha pro Anlage. Daraus errechnet sich eine Gesamtfläche von 953 ha Wald, die im Jahr 2019 von der Windkraft beansprucht wurde. Zum Vergleich: Eine Fläche dieser Größe wurde bislang etwa alle 15 Monate bei der Braunkohleförderung in Deutschland abgebaggert. Zudem legt die Waldfläche in Deutschland nach Daten des Umweltbundesamtes im Jahr um 6839 ha zu.


Aus diesem Grund hofft auch Waldbesitzerin Fürstin zu Löwenstein auf ein Einlenken der Regierung: „Wenn sich die Politik nicht bewegt und den Bau von Waldwindparks vorantreibt, wird die Waldfläche rapide abnehmen. Damit wäre niemandem geholfen“, mahnt sie.


hinrich.neumann@topagrar.com

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