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„Wir brauchen genaue Daten zum Speicher“

Lesezeit: 4 Minuten

Christian Dorfner von der SK Verbundenergie aus Regensburg erklärt, welche Potenziale in flexiblen Biogasanlagen schlummern und wie sich Defizite bei der Gasspeichermessung beseitigen lassen.


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Sie bemängeln, dass flexible Biogasanlagen ihr Potenzial oft nicht nutzen. Was müssen Betreiber beachten?


Dorfner: Früher haben die Betreiber anhand des Füllstands der Gasspeicher mehr oder weniger Substrate zugeführt. Das geht bei flexiblen Anlagen nicht mehr. Wenn ein Gasspeicher zu 85% gefüllt ist, liegt das nicht an einer übermäßigen Fütterung, sondern daran, dass die BHWK vorher planmäßig mehrere Stunden wegen niedriger Börsenpreise einfach aus waren. Daher sollten Betreiber auch im Fahrplanbetrieb möglichst gleichmäßig füttern, um so die Biologie und Gasausbeute zu optimieren.


Was hat sich im EEG 2021 geändert?


Dorfner: Betreiber, die die Anlagenleistung nach dem 1. Januar 2021 erhöht haben oder noch erhöhen werden, sowie von Anlagen, die nach 20 Jahren EEG in die Ausschreibung gehen, müssen künftig an 4000 Viertelstunden im Jahr 85% ihrer Leistung erzeugen. Dafür werden dann meist alle BHKW gleichzeitig laufen. Der Betreiber sollte die Strom- und Wärmeproduktion ständig im Blick haben.


Welche Rolle spielen Speicher dabei?


Dorfner: Eine ganz wichtige, sowohl der Gas- als auch der Wärmepuffer. Der Gasspeicherfüllstand ist schwerer zu messen. Das Speichervolumen hängt auch ab von der Zahl der Behälter und deren Volumen sowie der Art, wie der Gesamtfüllstand bestimmt wird.


Wie können Automatisierung und Technik hier helfen?


Dorfner: Wir schauen uns jeden Behälter einzeln an, denn wir wollen die Speicher möglichst optimal bewirtschaften. Dafür brauchen wir in der Leitstelle genaue Daten über jeden einzelnen Füllstand in Echtzeit. Bei Messfehlern, springenden Werten oder anderen Ungenauigkeiten kann es zu ungewollten Abschaltungen der BHKW und damit zum Abweichen vom Fahrplan kommen. Diese Abweichungen werden zwar berücksichtigt und automatisch korrigiert, man verlässt aber zumeist das wirtschaftliche Optimum.


Wie entstehen diese Messfehler?


Dorfner: Nicht wenige Füllstandsmessungen sind noch mit Metallstäben ausgestattet, die an einem Magnetschalter vorbeigleiten. Da gibt es manchmal nur drei Zustandsmeldungen: 0%, 50% und 100%. Wenn der Zustand dann von 50% auf 100% springt, müssten wir sofort alle BHKW einschalten und somit viele Starts erzeugen. Ähnlich ungenau ist die Messung nach Gasdruck. Sie kann z.B. bei Sonneneinstrahlung oder Substratentnahme abweichen. Auch sind große Behälter mit nur einem überlaufenden Seil als Längenmessung oft anfällig für Fehler. Die Seile können sich verdrehen, liegen mal gerade, mal schief auf der Folie. Meistens bilden sich bereits große Blasen links und rechts vom Seil, das durch sein Eigengewicht nach wie vor unten liegt und stur 0% anzeigt. Messfehler von 30% sind keine Seltenheit.


Was empfehlen Sie stattdessen?


Dorfner: Prinzipiell sollten die Systeme stetig Werte übermitteln. Sehr gute Ergebnisse liefern Gasspeicher, die je nach Größe mit mehreren Füllstandsmessungen ausgerüstet sind. Zudem bewähren sich Gummibänder, die die Blasen neben den Seilen oder Schlauchwagen quasi zurückdrücken. Aber auch die Ansteuerung der Behälter hat einen großen Einfluss.


Können Sie das näher erklären?


Dorfner: Es kommt darauf an, wo die Gasentnahme für die BHKW erfolgt und wie sich die Behälter beim Entleeren und Befüllen verhalten. Sind sie in Reihe geschaltet, kann man oft die hinteren Speicher über Gärproduktlager und Nachgärer richtig leer fahren, sogar unter den Messbereich. Erst wenn hier der Fermenter reagiert, werden die BHKW gestoppt. Wenn hingegen versucht wird, bei allen Behältern einen gleichen Füllstand zu erzwingen, z.B. durch regelbare Stützluftgebläse, mag das zwar schöner für den Betreiber aussehen, aber der Fahrplan muss dann bei Werten knapp über null bei jedem Behälter ausschalten. Je nachdem, wie viel bei einzelnen Behältern unter dieser Grenze noch ungemessen im Vorborgenen liegt, bleibt Gasvolumen ungenutzt. Wir kennen Anlagen, bei denen so 40% des Volumens verloren gehen.


Wie wirken sich solche „ungenutzten“ Speicher aus?


Dorfner: Im ungünstigsten Fall bekommen wir dadurch mehr Starts und Stopps. Je nach Überbauung der BHKW und Speichergröße stößt man einfach häufiger an die Speichergrenzen. Man verliert Mehrerlöse, die ein besserer Fahrplan erzielt hätte.


Kann man das in Euros festmachen?


Dorfner: Je größer die Überbauung, desto wichtiger ist die Speichergröße. Eine vierfach überbaute Anlage verliert die Hälfte der Zusatzerlöse, wenn die Speicher für Wärme und Biogas statt zehn Stunden nur fünf Stunden halten. Eine doppelt überbaute Anlage hat im gleichen Szenario hingegen nur 10% Minus. Die meisten stark überbauten Anlagen haben eine Speicherkapazität im Bereich von 20 Stunden und mehr und verdienen über 1,2 ct/kWh. Die doppelt überbauten Anlagen kommen nur etwa auf 0,6 ct/kWh mehr.


hinrich.neumann@topagrar.com

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