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„Wir brauchen regionale Strommärkte“

Lesezeit: 3 Minuten

Geschäftsführer Torge Wendt vom Stromvermarkter Nordgröön (Schleswig-Holstein) erläutert das neue Regionalstromkonzept.


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Was unterscheidet Ihren Regionalstrom von anderen Ökostromangeboten?


Wendt: Viele herkömmliche Grünstromanbieter verwenden konventionellen „Graustrom“ von der Börse und „färben“ diesen grün, indem sie für die Strommenge Grünstromzertifikate aus Norwegen oder Österreich dazukaufen. Wir wollen dagegen die regionale Stromvermarktung voranbringen. Dafür nutzen wir Strom aus Wind-, Photovoltaik- und Biogasanlagen und vermarkten ihn an Bürger, Gewerbebetriebe oder Gemeindewerke vor Ort.


Die meisten Anlagenbetreiber nehmen ja eine Einspeisevergütung nach dem EEG in Anspruch. Nach dem Doppelvermarktungsverbot darf der Strom aber nicht als Ökostrom bzeichnet werden. Wie umgehen Sie das?


Wendt: Die Anlagenbetreiber kassieren vom Netzbetreiber wie üblich die EEG- Vergütung. Aber dann nehmen wir den Strom in unseren Bilanzkreis auf, er wird nicht an der Börse vermarktet. Es stimmt, dass wir EEG-Strom nicht noch einmal als Ökostrom vermarkten dürfen. Wir liefern ihn als „Graustrom“ an Abnehmer vor Ort mit dem Hinweis, dass Erneuerbare-Energien-Anlagen vor Ort die Lieferanten sind. Das ist zulässig.


Welchen Aufschlag müssen die Abnehmer zahlen?


Wendt: Wir bieten den Strom zu üblichen Preisen an. Die Abnehmer müssen alle Umlagen zahlen wie sonst auch.


Wind- und Photovoltaikanlagen können Strom nicht ständig liefern. Woher nehmen Sie den Reststrom?


Wendt: Wir haben mittlerweile einen Pool von 1000 Anlagen mit einer Leistung von über 1 Gigawatt. Das entspricht der Leistung eines Atomkraftwerks. Bei Bedarf nehmen wir den Strom eines der rund 400 Biogas-BHKW. Natürlich wäre es einfacher, nur Strom aus Biomasseanlagen zu vermarkten, weil sie bedarfsgerecht produzieren. Aber Windstrom ist sehr günstig. Und Solarstrom fällt genau dann an, wann er am meisten gebraucht wird, also tagsüber. Daher ist der Mix aus allen Stromquellen sinnvoll – in jeder Region.


Mit dem EEG 2017 will der Gesetzgeber die regionale Stromkennzeichnung erleichtern. Hilft Ihnen das?


Wendt: Die neue Regelung bringt nur wenig. Denn sie ist auf die konventionelle Stromvermarktung über die Börse ausgelegt. Auch schon in der Vergangenheit hat der Gesetzgeber alle Ansätze der regionalen Vermarktung behindert.


Warum ist die Regionalvermarktung wichtig?


Wendt: Zum einen für die Akzeptanz: Wenn die Biogasanlage vor Ort mein Stromlieferant ist, sehe ich sie mit ganz anderen Augen. Zum anderen schafft das Konzept Wertschöpfung in den Regionen. Auch entlasten wir mit der regionalen Stromvermarktung die Übertragungsnetze. Angebot und Nachfrage decken sich vor Ort, reduzieren den Im- und Export der Region und damit den Netzausbau. Auch können wir stärker den Verbrauch dem Angebot anpassen und teure Abschaltungen von Anlagen vermeiden. Damit würden Stromkunden weniger Netzentgelte und Entschädigungen für Abschaltungen bezahlen. Damit sich das wirklich finanziell auswirkt, muss der Gesetzgeber aber das bisherige Umlagesystem komplett überarbeiten und die dezentrale sowie regionale Vermarktung in den Mittelpunkt stellen. Letztlich ist das Modell auch eine Lösung für die Zeit nach dem Auslaufen der EEG-Förderung. Dafür müssen wir schon heute Anlagen bündeln und den Direktvertrieb in Gang bringen. -neu-

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