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2022 wird entscheidend für Klimaziel 2030

Weniger erneuerbare Energien und mehr Emissionen: Das Jahr 2021 war nach einer Studie von Agora ein Rückschlag für die Energiewende. Jetzt kommt es auf eine Neuausrichtung an.

Lesezeit: 6 Minuten

Im Jahr 2021 sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland deutlich angestiegen. Mit einem Plus von rund 33 Mio. t CO₂ beziehungsweise 4,5 % gegenüber 2020 droht die Bundesrepublik den Anschluss an ihr 2030-Klimaziel zu verlieren. Das zeigt die Jahresauswertung von Agora Energiewende, in der der Thinktank die wichtigsten Entwicklungen der Energiewende in Deutschland im Jahr 2021 vorstellt.

Große Lücke zu den Klimazielen

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Zugleich wird mit 38 % Emissionsminderungen gegenüber 1990 das 2020-Ziel von -40 % wieder verfehlt. Haupttreiber für den Emissionsanstieg auf 772 Mio. t CO₂ waren die wirtschaftliche Teilerholung nach dem Pandemiejahr 2020, eine höhere Kohleverstromung bedingt durch stark gestiegene Gaspreise, ein Rückgang der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie eine kühlere Witterung. Die Umsetzungslücke zu den Klimazielen ist größer denn je.

Das Klimaschutzgesetz gibt Minderungsziele für die Bereiche Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft vor. Laut Agora-Analyse verfehlt der Gebäudesektor nach 2020 nun auch 2021 das gesetzlich festgelegte Klimaziel, diesmal um 12 Mio. t CO₂. Hinzu kommt eine knappe Zielverfehlung im Verkehrssektor, obwohl die Mobilität der Deutschen coronabedingt noch immer eingeschränkt war. Die Emissionen der Industrie lagen auf dem Zielpfad, weil die Produktion auch 2021 noch etwas gedämpft war. „Angesichts des fortgesetzten Konjunkturaufschwungs ist ein weiterer Emissionsanstieg 2022 bereits absehbar. Nur ein schnell wirksames und umfassendes Sofortprogramm der neuen Bundesregierung kann verhindern, dass die Schere zwischen Klimazielen und Klimamaßnahmen noch weiter aufgeht“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende.

Einbruch bei Ökostromproduktion

Während die Stromproduktion aus Windkraftanlagen 2021 der Agora-Analyse zufolge den größten Einbruch aller Zeiten verzeichnete, erzielte die Kohleverstromung einen Rekordzuwachs. Insgesamt lieferten Erneuerbare Energien 40,5 % an der gesamten Stromerzeugung im Vergleich zu 43,6 % 2020. Ihr Anteil am Stromverbrauch, also abzüglich des Exportüberschusses, lag 2021 nur noch bei 42,3 % – im Vorjahr hatten sie dank Sondereffekten noch den Höchstwert von 45,6 % erreicht. Die Kohle erhöhte ihren Anteil an der Stromerzeugung dagegen bedingt durch hohe Gaspreise um knapp ein Fünftel auf 27,8 % – nach großen Verlusten im Jahr 2020.

Der schrumpfende Ökostromanteil im Jahr 2021 hatte laut Agora Energiewende vor allem zwei Gründe: Einerseits erholte sich der Stromverbrauch gegenüber 2020 wieder und stieg von 548 auf 560 Terawattstunden. Andererseits konnte dieser Anstieg aufgrund ungünstigerer Wetterbedingungen, wie schwächeren Winterstürmen zu Jahresbeginn, nicht von den Erneuerbaren abgedeckt werden. „Der starke Rückgang bei den Erneuerbaren Energien zeigt die Versäumnisse der Energiepolitik der letzten Jahre auf. Um den Ökostrom-Anteil bis 2030 wie im Koalitionsvertrag vorgesehen nahezu zu verdoppeln, braucht es nun einen massiven und schnellen Ausbau von Wind- und Solaranlagen“, sagt Simon Müller. Den Rekordambitionen bei den Klimazielen steht ein Zubau von Erneuerbaren-Energien-Anlagen 2021 von nur 6,7 Gigawatt auf insgesamt 137 Gigawatt gegenüber. Solaranlagen machten drei Viertel des Zuwachses aus, der Rest waren neue Windenergieanlagen an Land. Windenergieanlagen auf See wurden 2021 keine angeschlossen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Eine Ausbauoffensive für Solarenergie kann schon ab 2022 dazu beitragen, die Ökostromlücke zu schließen“, ergänzt Müller.

Große Preissprünge an den Energiemärkten

2021 war außerdem das Jahr der fossilen Energiepreisrallye mit großen Preissprüngen an den Märkten: Im Jahresverlauf verelffachte sich der Preis von fossilem Gas zwischenzeitlich – von anfangs 20 € je Megawattstunde auf über 220 €. Infolgedessen wurden Steinkohlekraftwerke verstärkt eingesetzt. Der Mehreinsatz von Kohlekraftwerken erhöhte den CO₂-Ausstoß sowie die Nachfrage an CO₂-Zertifikaten im Europäischen Emissionshandel, wodurch auch der CO₂-Preis im Jahresmittel von 24,8 € je Tonne CO₂ auf 53,6 € anstieg; Ende des Jahres lag er bei rund 80 €/t.

Im Tagesdurchschnitt stieg der Börsenstrompreis im Jahresverlauf zeitweise um mehr als das Siebenfache, von anfänglich 50 auf über 430 € je Megawattstunde. Stromkunden bekamen diese starken Preisanstiege an der Börse im vergangenen Jahr bisher nur vereinzelt zu spüren. Durchschnittlich waren für Strom 32,2 ct/kWh fällig – ein Plus von 3,9 % im Vergleich zu 31,0 ct/kWh im Jahr 2020. Ursächlich hierfür war in erster Linie das Ende der Mehrwertsteuersenkung; gleichzeitig wirkte die Absenkung der EEG-Umlage dämpfend. „Die Preisausschläge bei den Energiepreisen werden ab 2022 auch bei den Haushalten stark spürbar werden. Kurzfristig braucht es daher sozialpolitische Maßnahmen für einkommensschwache Haushalte, um steigende Strom- und Gasrechnungen abzufedern. Um langfristig günstige Energiepreise zu sichern, lautet die Lösung: Erneuerbare ausbauen. Nur so werden grüne Technologien wettbewerbsfähig und der Industriestandort Deutschland fit für die Klimaneutralität“, so Müller.

Die Energiepreise werden die öffentliche Debatte auch dieses Jahr prägen. „Das Energiepreisniveau 2022 wird vor allem von der Entwicklung des Erdgaspreises abhängen, da dieser die Preise für Strom und Wärme vorgibt“, sagt Agora-Experte Müller. Ausschlaggebend sind die Wetterbedingungen zu Jahresbeginn, die Verfügbarkeit von Gas-Import-Kapazitäten sowie die geopolitische Lage.

2022 wird entscheidend für das Erreichen der 2030-Klimaziele

In diesem Jahr muss die neue Bundesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Klimaschutz-Sofortprogramm abschließen, fordert Agora. Mit der Vollendung des Atomausstiegs 2022 und dem laufenden Kohleausstieg, müsse das Sofortprogramm eine neue Dynamik für das Erreichen der 2030-Klimaziele schaffen.

Die Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2021“ steht unter www.agora-energiewende.de zum kostenfreien Download bereit. Sie umfasst 70 Seiten sowie zahlreiche Abbildungen, die ebenfalls zum separaten Download in gängigen Formaten angeboten werden.

BEE wiederholt Forderung nach neuem Strommarktdesign

Agora Energiewende bestätige in ihrer Analyse einmal mehr, dass nur erneuerbare Energien und Energieeffizienz nachhaltige Treibhausgasminderungen brächten sowie die Energiepreiskrise dämpften und Preisanstiege begrenzten, resümiert Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). „Einmal mehr wird deutlich, dass wir nur durch einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien in Verbindung mit Sektorenkopplung und neuem Strommarktdesign die Probleme am Energiemarkt lösen, den Klimaschutz voranbringen und den Standort zukunftsfähig aufstellen. Wir brauchen nach BEE-Berechnungen nicht weniger als eine Verdreifachung der installierten Leistung der Erneuerbaren Stromanlagen bis 2030, allen voran Windkraft und Photovoltaik, und einer Versechsfachung insgesamt, um Klimaneutralität bis spätestens 2045 zu gewährleisten. Zudem sind Offensiven bei Wärme- und Verkehrswende zu starten, um auch hier die bereits vorhandenen Technologien flächendeckend zum Einsatz zu bringen“, so Peter.

Mit der Studie für ein Klimaneutrales Stromsystem habe der BEE kürzlich aufgezeigt, wie den Herausforderungen eines Stromsystems auf Basis heimischer und bürgernah organisierter Erneuerbarer Energien Rechnung getragen und dabei gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung, Energiesicherheit, Einhaltung der Klimaziele und dauerhaft bezahlbare Preise gewährleistet werden könne. Hierfür müsse die Bundesregierung zusammen mit Ländern und Kommunen schnell Strategien und konkrete Maßnahmen entwickeln und eine Kommunikations- und Mitmachoffensive für die Akzeptanz der Energiewende starten, so Peter.

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