topplus Solarzäune für Landwirte

Agri-PV-Zäune: Strategie für Effizienz im Solarmarkt

Die CAV Unternehmensgruppe expandiert mit Solarprojekten in Deutschland und Italien. Trotz Marktschwierigkeiten erschließen sie neben dem klassischen Freiflächenmarkt auch den Agri-PV-Bereich.

Lesezeit: 6 Minuten

Die CAV Unternehmensgruppe aus dem bayerischen Regenstauf wurde 2017 von Andreas Roth und Thomas Hartauer gegründet. CAV steht für Clean Assets & Values.

Die Firma hat sich ursprünglich auf nachhaltige Kapitalanlagen fokussiert. Seit 2021 realisiert sie auch eigene Solarprojekte in Deutschland und Italien. CAV ist als Projektsteuerer an der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb beteiligt. Zum Produktportfolio gehören neue als auch bestehende Wind- und Solarparks sowie Batteriespeicher und neuerdings auch senkrecht aufgeständerte Agri-PV-Anlagen.

Seit dem Jahr 2022 erweitert die CAV Unternehmensgruppe ihr Leistungsspektrum ständig weiter, indem sie nicht nur die kaufmännische Betriebsführung und Geschäftsführung für die hauseigenen Anlagen übernimmt, sondern diese Expertise auch externen Wind- und Solarfonds anbietet.

Die Firma ist mittlerweile an über 140 Betreibergesellschaften mit über 350 Projektstandorten in Europa - Schwerpunkt Deutschland, Italien und Frankreich - beteiligt. Im Bereich der Unternehmensbeteiligungen wurde auch eine strategische Partnerschaft mit dem technischen Marktführer in der vertikalen Agri-Photovoltaik eingegangen. Wir sprachen mit Hubertus Päffgen, Vorstand und Leiter Projektentwicklung, über das Konzept.

Sie setzen bei der Agri-Photovoltaik vermehrt auf „Zaunanlagen“. Warum?

Päffgen: Die auf 2,10 m hochaufgeständerten Anlagen machen die Unterkonstruktion signifikant teurer. Außerdem ist der Flächenverbrauch höher als bei den in Reihen aufgebauten Zaunanlagen. Es ist nicht einfach, überhaupt noch landwirtschaftliche Flächen für den Ausbau der Agri-PV zu bekommen.

Bei den vertikal aufgeständerten Solaranlagen mit bifazialen Modulen können die Flächen durch den Landwirt fast ohne Einschränkungen weiter bewirtschaftet werden. Zudem vermeiden wir durch die Ost-West-Ausrichtung den klassischen Mittagspeak, also die große Strommenge, die durch die vielen nach Süden ausgerichteten Anlagen erzeugt wird und die in der Zeit nicht verbraucht werden können.

Wie groß sind Ihre Anlagen? Orientieren Sie sich an den 2,5 ha, auf denen Landwirte privilegiert bauen können?

Päffgen: Nein, die Flächen sind für die Reihenaufständerung zu klein. Damit sich der Aufwand für Planung und Netzanschluss lohnt und wir dem Landwirt auch eine vernünftige Beteiligung anbieten können, reden wir von 10 ha bzw. 10 MWp aufwärts bei normalen Solarparks und ab 4 MWp bei Agri-PV-Anlagen.

Das heißt, Sie betreiben die Anlagen selbst.

Päffgen: Ja, wir entwickeln und betreiben die Anlagen langfristig. Wir streben immer eine Partnerschaft mit dem Landwirt an und bieten dem Flächenbesitzer die Möglichkeit, sich bis zu 50 % an der Betreibergesellschaft zu beteiligen. Wir müssen dazu sagen, dass unsere Firma für die Projektsteuerung, das Projektmanagement und die Finanzierung zuständig ist. Wir sind kein Ingenieurbüro für die technische Planung, dies übernehmen Kooperationspartner für uns.

Wie sind die Anlagen grundsätzlich konzipiert bezüglich Reihenweite, Bewirtschaftung usw.?

Päffgen: Wir entwickeln Anlagen sowohl auf Grünland als auch auf dem Acker. Die Reihenweite beträgt mindestens 6 m, es geht auch deutlich mehr. Es sind dabei 1 bis 3 Modulreihen übereinander installierbar. Das individuelle Konzept erarbeiten wir mit dem Landwirt gemeinsam.

Dabei hilft es sehr, dass die Reihenständerung als Zaun nur minimalen Flächenverbrauch aufweist und somit in der Regel die GAP-Direktzahlungen erhalten bleiben. Je größer der Abstand zwischen den Modulreihen, desto weniger MWp können wir pro ha installieren.

Das wirkt sich dann natürlich auch auf die Pacht aus. Die tatsächliche Bewirtschaftung überlassen wir dem Flächenbesitzer, wobei wir schon darauf achten, dass er keinen Mais oder andere hochwachsende Pflanzen anbaut. Das würde die Anlagen verschatten und der angestrebten Doppelnutzung zuwider laufen.

Viele Firmen geraten aktuell in Schwierigkeiten, weil das Solarpaket 1 und damit die höhere Vergütung für Agri-PV nicht genehmigt ist und es völlig offenbleibt, ob es überhaupt kommt. Darum werden viele Projekte nicht gebaut. Wie gehen Sie damit um?

Päffgen: Die noch offenen, von der EU zu genehmigenden Punkte verunsichern alle Beteiligten. Wir wissen, dass einige Betreiber bzw. Projektierer jetzt in ihrer Not an den Ausschreibungen für normale Freiflächenanlagen teilgenommen und sich einen Zuschlag gesichert haben. Dafür ist es ein einigen Fällen aber nötig, vollständig umzuplanen. Denn statt der in Aussicht gestellten 9,5 ct/kWh lag der letzte durchschnittliche Gebotswert bei der PV-Ausschreibung bei 4,66 ct/kWh. Wir denken, aufgrund der vielen vorbereiteten Projekte und der unsicheren Zeitschiene auch darüber nach bzw. suchen nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten.

Sie sind ja auch in der Finanzierung von Projekten tätig. Welche Rolle spielen andere Vermarktungsoptionen wie PPA, die über die EEG-Vergütung hinausgehen?

Päffgen: Der Bereich und die Bedeutung wächst sehr stark, die Anfragen häufen sich bei uns. Es gibt einige Kunden aus dem Bereich Gewerbe und Industrie, die viel Strom benötigen und einen PPA abschließen, um sich mit sehr kostengünstigem und klimafreundlichem Strom aus Solar- oder Windparks zu versorgen. Das Problem dabei: Die Verträge sind in der Laufzeit meist kurzfristig, also etwa für zwei Jahre. Viele Banken tun sich noch schwer damit, diese Projekte mangels Sicherheit über die zukünftigen PPA-Preise konkurrenzfähig zu finanzieren. Daher ist es immer hilfreich, wenn der Betreiber des Parks eine EEG-Vergütung als Sicherheitsoption hat. Es gibt aber erste Direktvermarkter, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben und auch das Preisrisiko der negativen Strompreise übernehmen.

Wenn man heute einen neuen Solarpark plant, muss man mit 15 bis 20 % der Strommenge rechnen, die nicht vergütet wird.

Warum sind große Batteriespeicher interessant?

Päffgen: Speicherlösungen sind für die Energiewende unerlässlich. Hintergrund ist die steigende Zahl an negativen Strompreisen sowie die starken Strompreisschwankungen aufgrund der fluktuierenden Wind- und Solarstromproduktion. Wenn man heute einen neuen Solarpark plant, egal ob konventionell oder als Agri-PV-Anlage, muss man mit 15 bis 20 % der Strommenge rechnen, die nicht vergütet wird. Bei den geringen Vergütungssätzen und einer Finanzierung mit 85 oder 90 % Fremdkapital ist so ein Park dann schnell unwirtschaftlich oder ermöglicht sehr geringe Ausschüttungen. Es ist also nötig, den Strom lukrativ zu verwerten oder zu speichern, um dann bei steigender Stromnachfrage uns höheren Preisen ins Netz zu geben.

In welchen Größenordnungen planen Sie Großbatterien?

Päffgen: Die optimale Speicherlösung und ob der Speicher unabhängig oder in Verbindung mit einer PV-Anlage betrieben wird, sind die Schlüsselfragen. Wir benötigen bei alleinstehenden Batteriespeichern eine Mindestgröße von 2 MW. Darunter ist eine Wirtschaftlichkeit zumeist schwierig. Projekte bis 10 MW würden wir allein umsetzen. Da letztlich noch Niemand mit Gewissheit weiß, wie nachhaltig sich Speicher rechnen werden, würden wir bei deutlich größeren Speicherlösungen aus heutiger Risikobetrachtung nicht allein agieren wollen.

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