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Atomkraft hat Volkswirtschaft Milliarden gekostet

Mit vielen Subventionen wurde die Atomkraft in Deutschland sei den 1950er Jahren mit über 1 Billion € unterstützt. Die Technik war nie wirtschaftlich, zeigt eine neue Studie.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Nutzung der Atomenergie zur Stromerzeugung in Deutschland hat seit den 1950er-Jahren geschätzte gesamtgesellschaftliche Kosten von mehr als einer Billion Euro verursacht. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Ergiegenossenschaft Greenpeace Energy erstellt hat. Diese Summe umfasst sowohl staatliche Förderungen als auch Verkaufspreise des Stroms sowie externe Kosten. „Kein anderer Energieträger hat so hohe Kosten verursacht wie die Atomkraft, die auch nach 65 Jahren höchst unwirtschaftlich ist“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy.

Deutschlands Einstieg in die zivile Nutzung der Atomenergie hatte am 20. Oktober 1955 mit der Gründung des Bundesministeriums für Atomfragen begonnen. Seither sind hierzulande mit staatlicher Förderung mehr als 100 Atomanlagen in Betrieb gegangen – kommerziell genutzte AKWs ebenso wie Forschungsreaktoren und Lager für radioaktiven Müll.

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Viele direkte und indirekte Subventionen

Das FÖS hat die seit 1955 erfassbaren Förderungen und staatlichen Ausgaben zusammengetragen. 287 Mrd. € machen in diesem Zeitraum allein direkte und indirekte staatliche Förderungen aus – wie etwa Finanzhilfen, Forschungsausgaben oder Steuervergünstigungen, aber auch Vorteile für Atomkonzerne durch den Emissionshandel oder eigene Rückstellungen. Weitere 9 Mrd. € entfallen auf sonstige staatliche Kosten, etwa für Polizeieinsätze bei Castor-Transporten oder für von der Bundesrepublik übernommene Atom-Folgekosten als staatlicher Nachfolger der DDR.

„Ein Großteil dieser Kosten war im Strompreis nie enthalten, weshalb Atomenergie fälschlicherweise als kostengünstige Stromquelle galt“, sagt Sönke Tangermann. Für eine Gesamtbilanz der gesamtgesellschaftlichen Kosten von Atomstrom werden in der Studie neben den Belastungen für den Staatshaushalt auch der Verkaufspreis des Stroms sowie externe Kosten ermittelt, die die Atomkonzerne jahrzehntelang auf die Gesellschaft abwälzen konnten, wie etwa das Risiko von Störfällen.

Billionengrenze überschritten

Allein zwischen 2007 und 2019 – der Zeitspanne mit der besten Quellenlage – summieren sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Atomstrom laut FÖS auf bis zu 533 Mrd. €. Hochgerechnet auf den gesamten Zeitraum seit 1955 gehen die Forscher auch bei konservativen Annahmen davon aus, dass die Summe der gesamtgesellschaftlichen Kosten die Billionengrenze deutlich überschreitet.

Ende 2022 wird die Stromerzeugung durch Atomenergie in Deutschland beendet – dennoch ist die Endlagerfrage derzeit ungelöst und die Produktion von Atombrennstoff soll weitergehen. Auch nach 2022 fallen entsprechend hohe staatliche Ausgaben an. Laut FÖS sind Kosten in Höhe von mindestens 7 Mrd. € bereits konkret absehbar, die nicht von den AKW-Betreibern abgedeckt werden: Für die Sanierung des Atomlager Morsleben und des Forschungsendlagers Asse sowie des Uranerzbergbaus Wismut oder für die Stilllegung ehemaliger AKW-Standorte. Noch nicht quantifizierbar sind künftige Beitragszahlungen Deutschlands für internationale Atom-Organisationen. „Weitere staatliche Ausgaben könnten hinzukommen – vor allem, wenn der 2017 eingerichtete Atomfonds nicht ausreicht, um die Kosten für ein künftiges Endlager zu decken“, sagt Studienleiterin Swantje Fiedler vom FÖS.

AKW-Laufzeitverlängerung ist "Geisterdebatte"

Dass aktuell dennoch einzelne Interessengruppen wie kürzlich die AfD-Bundestagsfraktion AKW-Laufzeitverlängerungen oder sogar Investitionen in neue Atomprojekte fordern, hält Greenpeace-Energy-Vorstand Sönke Tangermann für realitätsfern: „Wir erwarten, dass die Bundesregierung diese Geisterdebatte endlich mit einer klaren Ansage beendet, denn sie dient nur dazu, erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie zu diskreditieren und echten Klimaschutz zu verlangsamen.“ Ein Weiterbetrieb bestehender Atomkraftwerke über 2022 hinaus verteuert laut FÖS-Studie nicht nur die ohnehin ungelöste Endlagerung aufgrund zusätzlicher Atommüll-Mengen, sondern würde zudem zeitgemäße sicherheitstechnische Nachrüstungen alter AKWs – unter anderem zum Schutz vor Extremwetter oder Terroranschlägen – nötig machen.

„Angesichts der enormen Kosten und einer alternden Infrastruktur mit immer größeren Risiken kann die Atomkraft keine ernsthafte Alternative sein kann, um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen“, sagt Tangermann. Greenpeace Energy fordert daher, den deutschen Atomausstieg konsequenter als bisher umzusetzen – und neben der Atomstromproduktion Ende 2022 auch vertragliche Verpflichtungen Deutschlands zugunsten der Atomindustrie in der jetzigen Form zu beenden. Dazu zählen etwa die Beitragszahlungen zur Europäischen Atomgemeinschaft Euratom oder internationale Haftungsabkommen für grenzüberscheitende Atomunfälle, da diese nur unzureichende Deckungssummen vorsehen. Zudem sollte sich die Bundesregierung gegen Bestrebungen der Atomlobby wehren, ausländische Atomprojekte in Zukunft wieder durch deutsche Hermesbürgschaften zu finanzieren.

Die gesamte Studie finden Sie hier.

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