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Beispiel Saerbeck: Bioenergie ist für Industrie interessant

Der Bioenergiepark Saerbeck (Nordrhein-Westfalen) ist ein Musterbeispiel für die Energiewende. Biogas spielt hier eine zentrale Rolle, wie Saergas-Geschäftsführer Hendrik Uhlenbrock erläutert.

Lesezeit: 5 Minuten

Der innovative Bioenergiepark Saerbeck gilt seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2011 als Vorzeigeprojekt mit Windpark, Freiflächen-Solar und Biogasanlage. Jetzt macht der Park mit einem neuen Industrieprojekt auf sich aufmerksam, bei dem sich ein Unternehmen wegen der günstigen Preise für Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen angesiedelt hat. Wir haben Hendrik Uhlenbrock, Geschäftsführer der Biogasanlagenbetreibergesellschaft Saergas, nach den Hintergründen befragt.

Die Firma Enapter hatte im Jahr 2020 angekündigt, ab 2022 in Saerbeck Elektrolyseure produzieren zu wollen. Was waren die Hintergründe und wie ist die Saergas darin involviert?

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Uhlenbrock: Der Bioenergiepark Saerbeck hatte im Jahr 2020 eine bundesweite Ausschreibung gewonnen. Der Hersteller von Elektrolyseuren will diese künftig CO₂-neutral herstellen und hat im Jahr 2021 ein neues Werk im benachbarten Industriegebiet gebaut. Unsere Biogasanlage mit einer gesamtinstallierten Leistung von etwa 4 MW liefert seit diesem Jahr Wärme und Gas an das Unternehmen. Dafür wurde extra eine 3,5 km lange Trasse zur Lieferung von Strom und Wärme verlegt. Denn Enapter ist nicht an das öffentliche Netz angeschlossen, sondern bezieht sämtliche Energie aus unserem Park.

Bekommen Sie für die grüne Wärme mehr Geld?

Uhlenbrock: Nein, wir haben aber einen Wärmeliefervertrag mit Preisanpassungsklauseln. Er ist u.a. gekoppelt an den Fernwärmeindex sowie an den Maispreis. Wir verkaufen jetzt die Hälfte der produzierten Wärme an Enapter, der Rest wird im Bioenergiepark verbraucht zur Beheizung der Fermenter der Biogasanlage, sämtlicher Gebäude sowie eine Gärresttrocknung.

Sie produzieren ja flexibel Strom. Wie schaffen Sie das, wenn Sie nahezu 100 % der Wärme verkaufen?

Uhlenbrock: Ein wichtiges Element ist ein Pufferspeicher mit 1000 m3 Volumen. Damit können wir die flexible Stromproduktion und die Wärmelieferung entkoppeln.

Wie läuft die bedarfsgerechte Stromerzeugung ab?

Uhlenbrock: Wir haben zusätzlich zwei große BHKW installiert, die in der Spitze 3 MW Leistung liefern können. Das nötige Gas wird in drei Speicherdächern au den Behältern vorgehalten, die zusammen 10.000 m3 Volumen haben.

Wir bekommen von unserem Direktvermarkter EWE täglich automatisch einen Fahrplan. Danach starten die BHKW meist morgens und abends zu den besten Preisen. Wir fahren zwei Blöcke ab, morgens von 6 bis 10 Uhr und abends von etwa 17 und 20 Uhr. Denn wir haben in der Software hinterlegt, dass wir zur Schonung der Motoren maximal zwei Starts pro Tag zulassen. Das Programm macht zudem einen Vorschlag, welche Menge Rohstoffe wir brauchen, um die nötige Gasmenge in etwa zu produzieren.

Bei den Rohstoffen haben Sie wie viele Anlagen auf Mais gesetzt. Wie bewertet das der Elektrolyseurhersteller aus Marketingsicht?

Uhlenbrock: Von Seiten des Unternehmens haben wir da keine Vorgaben bekommen. Aber Mais ist ja schon länger in der Kritik. Darum hat sich der Maschinenring Steinfurt-Bentheim, bei dem ich auch beschäftigt bin, seit längerem für Alternativen stark gemacht. Dazu gehören für uns neben der Silphie auch mehrjährige Blühpflanzen. Wir haben im Jahr 2020 mit 40 ha angefangen, jedes Jahr kommen jetzt 40 ha neu dazu. Die Landwirte bauen dafür die mehrjährige Wildpflanzenmischung BG90 an.

Wie sind dabei die Erträge?

Uhlenbrock: Im ersten Erntejahr 2021 hatten wir mit 35 t Frischmasse pro Hektar auf den besten Flächen sehr gute Erträge. Im zweiten Jahr soll die Erntemenge aufgrund des größeren Wurzelwachstums in der Regel größer sein. Aber 2022 hatten wir ein sehr trockenes Jahr, bei dem neben Mais auch die Wildpflanzen sehr schlecht gewachsen waren. Die besten Erträge lagen bei 25 t. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der allmählichen Verholzung des Aufwuchses die Flächen nach ca. 5 bis 6 Jahren neu angesät werden müssen.

Was erhalten die Anbauer dafür?

Uhlenbrock: Wir haben im ersten Jahr eine Analyse der Gasausbeuten gemacht und festgestellt, dass der Gasertrag etwa bei zwei Dritteln von dem von Silomais liegt. Wir haben uns daraufhin geeinigt, dass wir 80 % vom Maispreis auszahlen, also etwas mehr, als der Gasertrag hergibt. Da eine Gasertragsschätzung im Labor sehr teuer ist, machen wir diese nicht mehr regelmäßig. Mais wird rund 2 bis drei Wochen später als die Blühmischung geerntet. Da die Landwirte eine zeitnahe Abrechnung wünschen, haben wir uns darauf geeinigt, den Maispreis des Vorjahres als Basis zu nehmen. Letztes Jahr kostete Mais in unserer Gegend rund 30 €/t. Daher zahlen wir 2023 den Wildpflanzenlieferanten 24 €/t. Dazu bekommen sie vom Landkreis Steinfurt für fünf Jahre lang 200 €/ha zusätzlich für den Beitrag zur Biodiversität. Diese Zusatzförderung ist wichtig für die Wirtschaftlichkeit und damit für die Akzeptanz. Was die Landwirte, die vielfach auch Jäger sind, noch schätzen: Der Wildpflanzenbestand geht etwa kniehoch in den Winter und ist damit eine guter Schutz für Vögel und Wild.

Weitere Informationen: Infos zur Biogasanlage und den Bioenergiepark: www.saergas.de

Infos zu den Blühpflanzen: www.bluehmasse.de

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