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Bio-Biogasanlagen: Erst ein Fünftel des Potenzial ausgeschöpft
Das Potenzial von Biogasanlagen im ökologischen Landbau wurde am Dienstag, den 30. Oktober 2018 im Rahmen eines C.A.R.M.E.N.-Fachgesprächs in Kaufering (Bayern) diskutiert.
Nach einer Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) könnte es in Deutschland Biogasanlagen in ökologisch bewirtschafteten Betrieben mit einer Leistung von 150 MW geben. Aktuell gibt es dagegen erst 130 Biogasanlagen im ökologischen Landbau mit einer Gesamtleistung von 31 MW. „Warum wird also lediglich 20 Prozent des tatsächlichen Potenzials genutzt?“, fragte Markus Bäuml vom Fachverband Biogas auf einem C.A.R.M.E.N.-Fachgesprächüber Chancen und Herausforderungen von Bio-Biogasanlagen. Darin informierten sich am Dienstag, den 30. Oktober 2018 in Kaufering ca. 90 Teilnehmer bei Fachvorträgen und anschließenden Anlagenbesichtigungen darüber, was bei der Integration einer Anlage in einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb zu beachten ist. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Fachverband Biogas e.V., dem Biokreis e.V., dem Bayerischen Bauernverband und der Fördergesellschaft für nachhaltige Biogas- und Bioenergienutzung e.V. (FnBB) statt.
Drei Wege für den Einstieg
Für den Einstieg in die Bio-Biogaserzeugung gibt es laut Ulrich Kilburg von C.A.R.M.E.N. drei möglichen Szenarien: den Neubau, die Umstellung eines Anlagenbetreibers auf ökologischen Landbau und die Kooperation eines Ökolandwirts mit einem Biogasanlagenbetreiber. Zwar erhalte jede Biogasanlage grundsätzlich eine Förderung durch das EEG, ein Neubau rechne sich aber nur für eine Güllekleinanlage. Bei dieser sei Voraussetzung, dass sie eine Leistung unter 75 kW habe und im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent Gülle vergäre, so Kilburg. Stelle eine Bestandsbiogasanlage auf ökologischen Landbau um, so sei häufig ein Substratwechsel notwendig. Im Marktfruchtbetrieb könne dies Vorteile wie Mehrerträge dank einem flexiblen und pflanzenverfügbaren Dünger mit sich bringen. Die Rahmenbedingungen der wichtigsten Bio-Anbauverbände und des EU-Siegels stellte Michael Köttner von FnBB e.V. vor. Grundsätzlich gewähre die EU-Verordnung den größten Spielraum, während bei Verbänden ähnliche Rahmenbedingungen herrschten.
Anlagen schließen Stoffkreisläufe
Insbesondere bei einem reinen Marktfruchtbetrieb könne die Biogasanlage den Stoffkreislauf schließen, indem sie die Tierhaltung ersetze, erläuterte Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München. Als besonderer Vorteil sei hier der Gärrest zu nennen, welcher sich positiv auf den Humus auswirke und dessen Düngewirkung nachweislich zu signifikanten Mehrerträgen führe. Martina Serdjuk von der GP Joule GmbH zog das Fazit, dass im Ökolandbau Synergieeffekte zwischen Nahrungs- und Energieproduktion genutzt werden könnten.
Im Anschluss an die Fachvorträge konnten die Teilnehmer zwei Biogasanlagen besichtigen. Johann Drexl teilte seine Erfahrungen mit einer 250 kW Biogasanlage mit den interessierten Zuhörern. Ebenfalls informierte Hubert Sankjohanser über den Betrieb einer Kleingülleanlage mit 75 kW.