Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Biogas: Große Chancen durch flexible Fahrweise

Die bedarfsgerechte Strom- und Gaserzeugung wird das beherrschende Thema der Biogasbranche in diesem Jahr werden. Das zeigten auch mehrere Vorträge gestern am ersten Tag der 22. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas in Leipzig. Doch die Umstellung ist nicht einfach, berichete Bodo Drescher, Geschäftsführer des Vermarkters „Energy2market“ aus Leipzig.

Lesezeit: 4 Minuten

Die bedarfsgerechte Strom- und Gaserzeugung wird das beherrschende Thema der Biogasbranche in diesem Jahr werden. Das zeigten auch mehrere Vorträge gestern am ersten Tag der 22. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas in Leipzig.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Doch die Umstellung ist nicht einfach, berichete Bodo Drescher, Geschäftsführer des Vermarkters „Energy2market“ aus Leipzig. „Das Mehrerlöspotenzial hängt stark vom Betreiber ab“, machte er den Tagungsteilnehmern deutlich. Wer nur die Managementprämie in Anspruch nimmt, ist längst noch nicht in der Stromvermarktung angekommen. Wer aber Regelleistung oder Strom zu Zeiten verkaufen will, an denen er besonders teuer ist, muss auch liefern, was er versprochen hat. Wie Drescher an einem Beispiel deutlich machte, kann eine schlechte Fahrplantreue im Jahr schnell zu 20.000 bis 30.000 € Verlust führen.

Da heute noch zu wenig Biogasanlagen an der Direktvermarktung teilnehmen, können die Vermarkter noch nicht an interessanten Märkten wie den Terminhandel mitmachen, sondern sind lediglich auf den Spotmarkt festgelegt.

 

Negative Regelenergie ist gefragt

 

Eine andere Möglichkeit ist es, Regelenergie zu verkaufen. Das bedeutet: Wenn zu wenig oder zu viel Strom im Netz ist, brauchen die Übertragungsnetzbetreiber einen Ausgleich. Wie Drescher ausführte, gibt es momentan im Netz zu viel Strom. Daher ist negative Regelenergie besonders gefragt, bei der Anlagen kurzfristig ausgeschaltet werden. Drescher hält die negative Sekundärreserveleistung für besonders lukrativ, bei der die Blockheizkraftwerke innerhalb von fünf Minuten heruntergefahren werden, aber auch in fünf Minuten wieder am Netz sein müssen, wenn es keinen Regelungsbedarf mehr gibt. Dafür ist wichtig, dass sie stufenlos regelbar sind. Das schaffen laut Drescher in der Regel Aggregate, die in den letzten drei bis vier Jahren verkauft wurden.

 

Power-to-Gas als Chance für Biogas

 

Die Biogasanlage der Zukunft wird aber nicht nur am Strommarkt tätig sein, sondern den Strom- und Gasmarkt miteinander verbinden können, ist Ulrich Schmack von der MicrobEnergy GmbH überzeugt. Die Firma wurde 2012 von der Viessmann Gruppe ausgegründet und beschäftigt sich mit der Frage, wie überschüssiger Wind- und Solarstrom in Biomethan umgewandelt werden kann („Power-to-Gas“).

Wie Schmack erläuterte, wird es künftig immer mehr installierte Wind- oder Solarstromleistung geben. Bis zum Jahr 2050 könnten es bei beiden Technologien jeweils rund 200 Gigawatt sein, also das Siebenfache von der heute installierten Leistung. Diese Leistung wird den Strombedarf an einigen Stunden oder Tagen weit übertreffen. Heute liegt der maximale Stromverbrauch („Last“ genannt) bei maximal 84 GW, im Mittel bei knapp 60 GW. Daher steigt der Regelungsbedarf.

 

Netzausbau wird nicht kommen

 

„An einen Netzausbau glauben wir aus verschiedenen Gründen nicht. Dagegen sprechen viele genehmigungsrechtliche Fragen, aber auch die Ablehnung der Bürger“, machte Schmack deutlich. Auch die Politik ist laut Schmack sehr zögerlich, da es selbst unter Experten als unsicher gilt, wie viel Netzausbau wir tatsächlich brauchen. „Also werden wir oft den Fall haben, dass viel mehr Strom produziert wird als tatsächlich benötigt“, erklärte der Biogas-Experte.


Der Überschussstrom wird zunächst kurzfristig in Batterie- oder Wärmespeicher wandern. Aber wenn die Speicher voll sind, bleibt nur das Gasnetz als Langzeitspeicher. Hier setzt die Power-to-Gas-Technologie an. MicrobEnergy arbeitet dabei an einem Verfahren, um herkömmlichem Biogas Wasserstoff zuzusetzen. Die methanbildenden Bakterien könnten dabei vermehrt CO2 in Methan umwandeln und den Methangehalt im Biogas von 50 auf 85 bis 95 % erhöhen. Wie Laborversuche gezeigt haben, verarbeiten die Bakterien 95 % des künstlich zugegebenen Wasserstoffs. Jetzt wird das Verfahren an einer Kleinanlage mit Elektrolyse (120 kW) getestet.

 

An jeder Biogasanlage wird eine Elektrolyse stehen

 

Schmacks Vision: An vielen Biogasanlagen in der Nähe von Erdgasleitungen wird eine Elektrolyse nachgerüstet. Gibt es zuviel Wind- und Solarstrom im Netz, werden sie den Strom nutzen, um Wasserstoff herzustellen. Schmack: „Wir hätten eine ideale Kopplung zwischen Strom- und Gasnetz und könnten auf diese Weise erhebliche Dienstleistungen am Energiesystem der Zukunft erbringen.“ Würden alle Biogasanlagen in Deutschland ihren Betrieb so umstellen, dass sie nur noch 8 Stunden laufen und 16 Stunden stehen, dafür aber einen größeren Gasspeicher installieren und die elektrische Leistung verdreifachen, hätten sie heute schon ein größeres Speicherpotenzial als alle Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland zusammen. (neu)

 

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.