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Biogas sichert Energie und Agrarmärkte ab

Vieles spricht dafür, dass Biogas immer mehr zum Joker für die Energiewende und die Landwirtschaft wird – ob die Politik nun will oder nicht. Warum, lesen Sie hier.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biogastechnik dient in der aktuellen Situation nicht nur der Versorgungssicherheit, sondern hilft auch der Landwirtschaft. Das betonte Prof. Walter Stinner vom Deutschen Biomasseforschungszentrum in seinem Impulsvortrag bei der Tagung „Biogas aus Stroh, Gülle & Co.“ Ende August im westfälischen Heiden. Die Stärke der Biogasanlagen ist ihre Flexibilität: „Denn Biogasstrom kann auch dann erzeugt werden, wenn gerade keine Sonne scheint und kein Wind weht“, sagt er.

Die aktuelle Regierung sieht in Windenergie und Photovoltaik die Zugpferde für die Energiewende. „Wir erleben gerade, wie viel wert die Versorgungssicherheit ist, die Regierung gibt Milliarden für neue Verträge über LNG oder Wasserstoff aus. Hier könnte aber Biogas richtig punkten“, unterstreicht Stinner. „Wir müssen wegkommen, nur die einzelne Kilowattstunde wirtschaftlich zu betrachten, sondern wir müssen das Gesamtsystem sehen. Wind- und Solaranlagen benötigen Netze und Speicher, das muss man immer auch einrechnen“, fordert Stinner.

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Gleichzeitig hilft Biogas bei der Sektorkopplung, also dem Verschränken der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Denn in den Anlagen lässt sich aus Wind- und Solarstrom hergestellter Wasserstoff sehr effizient zu Methan veredeln. Dieser Weg wird bei der steigenden Zahl von Wind- und Solaranlagen wichtiger werden. Denn es gibt nicht nur Zeiten, in denen Strom fehlt, sondern auch mehr Stunden, in denen mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Die Produktion von Wasserstoff über die Elektrolyse ist dafür eine Lösung, aber nur ein erster Schritt. „Methan hat im Energiesystem einige Vorteile gegenüber Wasserstoff, z.B. bei der Lagerung und dem Transport“, sagt der Wissenschaftler.

Biogasanlagen als Stütze für die Landwirtschaft

Biogasanlagen können darüber hinaus auch der Landwirtschaft entscheidend helfen, ist Stinner überzeugt: In viehhaltenden Betrieben verursachen tierische Exkremente wie Gülle, Jauche, Mist oder Hühnertrockenkot bei Lagerung und Ausbringung klimarelevante Methanemissionen in einer Größenordnung von rund 5,8 Mio. t Kohlenstoffdioxid(CO2)-Äquivalenten. Aktuell werden rund 30 % der Wirtschaftsdüngermengen in Deutschland in Biogasanlagen zur Energieerzeugung vergoren. Das vermeidet bereits jetzt treibhausgasrelevante Emissionen in einer Größenordnung von etwa 1,5 Mio. t CO2-Äquivalenten.

Die Biogastechnik verschafft den Tierhaltern mehr Flexibilität. „Wenn in Jahren wie 2022 das Futter knapp ist, können Tierhalter auch Energiemais für die Milchviehfütterung nutzen“, sagt Stinner. Denn eine Milchviehherde lässt sich schwieriger auf alternatives Futter umstellen als eine Biogasanlage.

Der Ackerbau steht vor Herausforderungen wie der zunehmenden Einschränkung von Pflanzenschutzmitteln oder dem Humusschwund. „Mit Zwischenfrüchten als Kohlenstoffsenke können wir über das Wurzelsystem Kohlenstoff in den Boden bringen und den Humusaufbau stärken“, sagt Stinner. Mit dem Anbau von Leguminosen, z.B. in Form von Kleegras, kann der Landwirt außerdem Luftstickstoff pflanzenverfügbar machen und Unkraut unterdrücken – wie es der Ökolandbau heute schon vormacht. Der Aufwuchs lässt sich in der Biogasanlage sinnvoll verwerten. Gleichzeitig sorgt die Vergärung von Beikräutern dafür, Unkrautsamen abzutöten und so zum Pflanzenschutz beizutragen.

Biogasanlagen liefern Rohstoffe für die Industrie

Viele Industriezweige haben sich schon vor dem Ukrainekrieg ehrgeizige Nachhaltigkeitspläne gegeben, um sich unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu machen. Aufhänger war dabei der Klimaschutz. Seit diesem Jahr spielt dagegen die Versorgungssicherheit eine große Rolle. Denn globale Lieferketten stoßen immer an ihre Grenzen, wenn Rohstoffe fehlen oder der Schiffsverkehr unterbrochen ist. „In Zukunft werden Biogasanlagen wichtige Industrierohstoffe wie Chemikalien liefern“, erwartet Stinner. Ansätze dazu sind z.B. die bereits praktizierten Lieferungen von Fasern für die Papier- oder Formgussproduktion.

Weitere Vorteile von Biogasanlagen

Biogas hat Stinners Meinung nach mehr politische Aufmerksamkeit verdient als bislang. Denn die Technik kann über die genannten Vorteile hinaus auch die Wertschöpfung im ländlichen Raum erhöhen und neue Jobs schaffen. Gerade im Zuge des Klimawandels können Biogasanlagen Tierhaltern bei der Rohstoffversorgung in Dürrejahren helfen und Überschüsse in anderen Jahren sinnvoll verwerten. „Als Geschäftsfeld sorgt die Technik zudem dafür, den Strukturwandel in der Tierhaltung abzumildern“, nennt er einen weiteren Vorteil.

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