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Biogas: Wildpflanzenmischungen können sich heute schon rechnen

Zum Auftakt der Aktionswoche Artenvielfalt informierten Experten über die Vorteile und Anbaumethoden bunt blühender Energiepflanzen. Der Handlungsbedarf ist noch immer groß.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie schon zur Premiere 2020 beteiligen sich auch in diesem Jahr zahlreiche Verbände, Firmen und Privatpersonen an der Aktionswoche Artenvielfalt. Gemeinsam wollen die Akteure darauf hinweisen, dass das Spektrum an Energiepflanzen sehr groß ist – und dass viele dieser Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität auf den Ackerflächen leisten.

Gut 500 Hektar sind deutschlandweit mit dem Veitshöchheimer Hanfmix bestellt, berichtet Wildpflanzenexpertin Kornelia Marzini von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim (LWG). Davon stehen allein 120 ha im Landreis Rhön-Grabfeld, die im Rahmen des Projekts „Biogas-Blühfelder“ der Agrokraft angebaut wurden.

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Angepasst an den Klimawandel

Marzini und ihre Kollegen haben seit 2009 an diesen Mischungen geforscht und die Entwicklung 2020 mit der finalen Mischung „Hanfmix“ abgeschlossen. „Die Herausforderung besteht darin, eine Mischung zu finden, die sowohl an den Klimawandel angepasst ist, eine hohe Biodiversität garantiert und zudem ausreichend Ertrag für die Biogasanlage generiert“, sagt Marzini. Die Veitshöchheimer Mischung erfülle diese Anforderungen seit 2014 und sei u.a. vom BUND und dem Bauernverband anerkannt. Enthalten sind Arten mit einer hohen Blütendichte und Blütenfülle, die sich auch gegen den stark verdrängenden Rainfarn durchsetzen könnten. Mit Arten aus östlichen Steppengebieten sei die Mischung zudem an trockenheiße Standorte angepasst. „Wir sind beim Klimawandel in Unterfranken anderen Regionen rund zehn Jahre voraus. Was bei uns im Anbau funktioniert, lässt sich daher auf andere Gebiete übertragen“, sagt sie. Die Beckenlage in Unterfranken sowie das warme Weinbaugebiet sorgten für teilweise extrem trockene Bedingungen.

Ernte erst Ende Juli

Die Mischung ist jetzt so zusammengestellt, dass eine Ernte ab Ende Juli möglich ist. Das sei nicht nur für höhere Methanerträge in der Biogasanlage wichtig, sondern auch für die Vogel- und Insektenwelt. Bei Untersuchungen mit einem Insektensauger wurden auf den Blühflächen in einer Viertelstunde 225 verschiedene Insektenarten festgestellt – was selbst renommierte Biologen verblüfft habe. Zudem seien viele bedrohte Vogelarten wie Braun-, Schwarz- und Blaukehlchen in den Blühflächen vorgekommen. „Insektenforscher und Ornithologen haben uns bestätigt, dass sie bislang nichts besseres als diese Pflanzenmischung gefunden haben“; sagt Marzini. Wichtig sei auch, dass es nach der Ernte zu einer schnellen Nachblüte komme, was für die Honigbienen entscheidend sei. Das sei auch ein Vorteil des Biomasseanbaus gegenüber der reinen Blühbrache ohne Ernte, bei der es nach der ersten Blüte im Spätsommer keine weiteren Effekte mehr gäbe.

Vorreiter Niedersachsen

„Mit Biogas haben wir die Chance, Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen“, bestätigt der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Viele Betreiber von Biogasanlagen seien bereit, alternative Energiepflanzen anzubauen. Wichtig sei aber ein Ausgleich der finanziellen Nachteile, die der Anbau bunter Blumenwiesen für den Landwirt bedeuten. „Bei uns in Niedersachsen regelt seit diesem Sommer die Förderrichtlinie ;Mehrjähriger Wildpflanzenanbau’ die finanzielle Unterstützung. Bis zu 500 Euro pro Hektar gibt es für den Anbau von Blühpflanzen. Das ist ein realistischer Ansatz und ein gutes Beispiel für andere Bundesländer“, sagt Seide. Und auch auf Bundesebene bestehe über eine geeignete Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik die Chance, den Ausbau alternativer Energiepflanzen anzureizen.

Kritik: Hanfmix nicht in der Förderrichtlinie

Mit Blick auf Niedersachsen kritisiert Marzini, dass der „Veitshöchheimer Hanfmix“ nicht in der Förderrichtlinie enthalten ist. Sie hofft, dass sich das spätestens 2023 ändert, wenn Förderrichtlinien zu Blühpflanzen über die 2. Säule der GAP kofinanziert werden. Sie hofft, dass die Förderung künftig in Abhängigkeit von der Bodengüte gezahlt wird, also höher ist bei Flächen mit mehr Bodenpunkten. „Denn bislang werden sie überwiegend nur auf schlechteren Standorten angebaut, auf guten Ackerflächen dagegen nicht“, sagt sie. Das sie aber für eine flächendeckende Etablierung wichtig. Fachverbandspräsident Seide wünscht sich zusätzlich, dass der Aufwuchs von Blühflächen auch als „fortschrittliche Biomasse“ im Sinne der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU anerkannt wird. Das würde die Pflanzen z.B. für die Biomethanproduktion im Kraftstoffmarkt stärker fördern.

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