Viele Biogasanlagenbetreiber sind sehr enttäuscht, verärgert und manchmal fassungslos angesichts der Tatsache, dass die Politik in Berlin die Branche einfach ignoriert. „Die Herausforderungen der dezentralen Energiewende werden wir schaffen, wenn wir alle erneuerbaren Energien mit ihren jeweiligen Qualitäten intelligent nutzen. Bisher sind dabei die umfassenden Möglichkeiten der Biomasse als Systemdienstleister bei den meisten Entscheidern und dem Großteil der Bürger nicht bekannt“, heißt es auf der Internetseite der neuen Kampagne „Biogas übernimmt Systemverantwortung“. Diese Kampagne haben Betreiber von vier Biogasanlagen aus ganz Deutschland ins Leben gerufen:
Bioenergie Gettorf (Schleswig-Holstein)
Bioenergie Rosenow (Mecklenburg-Vorpommern)
LipperLandEnergie (Dörentrup, Nordrhein-Westfalen)
Natura (Herrieden, Bayern)
Jetzt fallen die Würfel
Die Betreiber halten den jetzigen Zeitpunkt, in dem über die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung entschieden wird, für richtig, um die Systemfunktion von Biogas in der zukünftigen Energieversorgung öffentlich bekannt zu machen. „Nur so können wir in diesem Herbst die konkreten Forderungen der Branche in die politischen Entscheidungen erfolgreich einbringen“, sagen die Vier. Zu den Forderungen gehören:
ein erhöhtes Ausschreibungsvolumen von 1.800 MW /Jahr und
ein EEG-Flexibilitätszuschlag von 120 €/kW.
Fachverband Biogas als Unterstützer
Der Fachverband Biogas unterstützt die Kampagne inhaltlich, organisatorisch und finanziell. „Wir leisten mit unseren Biogasanlagen einen wichtigen Beitrag für die Energieversorgung, die Kreislaufwirtschaft und den Klimaschutz, werden aber von der Politik nicht wahrgenommen. Im Gegenteil es wird eine Kraftwerksstrategie für fossile Gaskraftwerke vorbereitet und gleichzeitig werden Biogasanlagen durch das Ausschreibungsregime im EEG abgeschaltet“, erklärt Mitgeschäftsführer Dr. Stefan Rauh. Die politische Öffentlichkeit müsse erfahren, welche Fehlentscheidungen gerade in Berlin für neue fossile Gaskraftwerke und gegen bestehende erneuerbare Biogaskraftwerke getroffen werden. Der Fachverband bittet darum um Unterstützung für die Kampagne. Weitere Informationen finden Sie auf der Kampagnenseite lasseszu.Berlin
Auch Bayerischer Bauernverband macht Druck
Aufgrund unwirtschaftlicher Strompreise und zu geringer Ausschreibungsvolumen stehen in Bayern zwei von drei Biogasanlagen vor dem Aus. Unter Federführung des Wirtschaftsministeriums haben daher der Bayerische Bauernverband (BBV), der Fachverband Biogas und der Verband Landwirtschaft verbindet Bayern e. V. ein Zeichen für die Bioenergie in Bayern gesetzt.
An viele dieser Biogasanlagen sind zudem Wärmenetze angeschlossen. Ohne diese Anlagen müssten auch zahlreiche Wärmenetze stillgelegt werden. „Kommunen und ihre Bürger müssen um ihre Wärmeversorgung bangen“, warnt Felßner. Die Bundesregierung unterschätze die Bedeutung von Biogas für die Energieversorgung massiv: 85 % der erneuerbaren Wärme und 17 % des erneuerbaren Stroms stammen aus Biomasse. Hält die Bundesregierung an ihrem bisherigen Kurs fest, würde alleine in Bayern grundlastfähiger grüner Strom in der Größenordnung eines Atomkraftwerkes unwiederbringlich und ohne Nutzen für das Klima geopfert.
Dazu kommt: In manchen Regionen Bayerns ist die Tierhaltung so stark auf dem Rückzug, dass die Verwertungsmöglichkeiten für Grünland fehlen. Hier würden große Energiemengen verschwendet und auf der anderen Seite klimaschädlich wieder importiert.
Auch der BBV unterstützt das Positionspapier von Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger. Konkret fordern die Unterzeichner:
das Volumen der Biomasse-Ausschreibungen auf mindestens 1.200 MW zu erhöhen,
den Flexibilitätszuschlag auf 120 €/kW anzuheben,
die vorhandenen Potentiale zu nutzen und den Klimaschutz sowie Ökologie zu stärken,
und Biomethan als Speicher und zur Wärmeerzeugung zu nutzen.
„Mit den politischen Entscheidungen, aus Kohle und Kernkraft auszusteigen, ist Biogas für Süddeutschland besonders wichtig, da die regelbare Energie entscheidend zur Netzstabilität beiträgt. Wir brauchen deshalb auch eine langfristige Perspektive“, forderte Felßner.