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Biokraftstoffe bringen Vorteile für Klima und Tierhalter

Eine neue Studie der Universität Hohenheim belegt, welche Folgen die geplante Abkehr von etablierten Biokraftstoffen auf europäischer Ebene für die Landwirtschaft hätte.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Gesetzgebung zu Biokraftstoffen wie Biodiesel und Bioethanol beeinflusst auch Preise und Absatzchancen von Raps, Getreide und Zuckerrüben aus heimischem Anbau sowie die Futtermittelmärkte. Das sind zentrale Ergebnisse der gestern in Berlin vorgestellten Studie "Auswirkungen politischer Beschlüsse auf Biokraftstoffe und Rohstoffmärkte" von Professor Dr. Jürgen Zeddies von der Universität Hohenheim. Die Studie hatten die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) und der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) in Auftrag gegeben.


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Die deutsche Treibhausgas-Quote (THG-Quote) verpflichtet die Mineralölindustrie seit Anfang 2017, den THG-Ausstoß ihrer Kraftstoffe um vier Prozent zu senken – unter anderem über den Einsatz von Biokraftstoffen. Die Quote steigt im Jahr 2020 sprunghaft auf sechs Prozent. Dagegen wäre ein gleichmäßiges Ansteigen der THG-Quote nach Ansicht der Studienautoren sinnvoll, um eine plötzliche Nachfragesteigerung zu vermeiden. Die vorgelegte Studie zeigt außerdem auf, dass sich Preise und Absatz im Rahmen der THG-Quote anhand der erzielten THG-Einsparungen bilden. Sie führt damit zu einer Verdrängung weniger effizienter Produkte und Herstellungsverfahren. Im Durchschnitt stoßen Biodiesel und Bioethanol 70 Prozent weniger Treibhausgase aus als fossile Kraftstoffe.


Nach den Ergebnissen der Studie verbrauchten Biodieselproduzenten im Jahr 2015 rund 3,2 Mio. t Rapssaat, um daraus 1,3 Mio. t Biodiesel herzustellen; das sei etwa ein Drittel der verarbeiteten Rapssaat in Deutschland gewesen. Bei der Verarbeitung von Rapssaaten in den Ölmühlen sind neben dem Pflanzenöl, aus dem Biodiesel hergestellt wird, zusätzlich 1,9 Mio. t Proteinfutter entstanden. Die ohnehin schon angespannte Einkommenssituation vieler Landwirte dürfte sich noch einmal verschärfen, sollte die Nachfrage aus dem Biokraftstoffsektor aufgrund politischer Maßnahmen wegbrechen, befürchtet Zeddies, der viele Jahre Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums war.


Zudem hat die Europäische Kommission in ihrem erst kürzlich vorgelegten Entwurf zur Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorgeschlagen, den Absatz von Biokraftstoffen aus Agrarrohstoffen im Straßenverkehr bis 2030 mindestens zu halbieren. "Das wäre eine Katastrophe für die deutsche Landwirtschaft! Insbesondere die Rapsbauern stünden vor riesigen Problemen, denn Biodiesel wird in Deutschland zu rund 70 Prozent aus Raps hergestellt", so UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens.


Als Koppelprodukt der Biokraftstofferzeugung entstanden 2015 etwa 3,1 Mio. t Sojaschrotäquivalente für die Fütterung von Rindern, Schweinen und Geflügel, die damit rund 40 Prozent des Proteinfuttermittelbedarfs in Deutschland decken. Setzt sich die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen durch, müsste Deutschland mehr Soja importieren. Die Folge wäre die Ausweitung des Sojaanbaus und damit steigender Flächendruck in umweltsensiblen Gebieten in Südamerika.


Die Studie belegt auch, dass ohne den Einsatz von Biokraftstoffen mehr fossile Kraftstoffe verbraucht werden müssten, konkret im Jahr 2015 etwa 2,9 Mio. t Benzin und Diesel. Zudem trägt jede Tonne Biokraftstoff mit 386 Euro zur Brutto- Wertschöpfung in Deutschland bei. Im Jahr 2015 leisteten sie insgesamt einen Beitrag von 1,3 Mrd. Euro. "Biokraftstoffe sind die einzige in größerem Umfang eingesetzte Alternative zu fossilen Kraftstoffen“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).


Die Studie zeige, dass sie darüber hinaus auch volkswirtschaftlich sinnvoll seien und massive Treibhausgaseinsparungen brächten. Mit dem Abschied von den Biokraftstoffen ließe sich die entstehende Lücken kaum schließen. Dies beträfe nicht nur die CO₂-Minderung im Straßenverkehr, sondern auch die heimische Eiweißfuttermittelversorgung und nicht zuletzt Einkommen und rund 22.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum.


Bisher wurde die THG-Quote nur in Deutschland rechtlich bindend eingeführt, so dass besonders klimafreundliche Biokraftstoffe hierher importiert werden. "Eine europaweite Einführung einer bindenden THG-Minderungspflicht würde dazu führen, dass Biokraftstoffe noch mehr Treibhausgase einsparen als heute. Je eher eine Harmonisierung erfolgt, desto weniger kommt es zu ineffizienten Umlenkungen von Handelsströmen mit Biokraftstoffen und ihren Rohstoffen", unterstrich Zeddies.

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