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Biokraftstoffe: Deutschland kann viel mehr

Deutschland und die EU haben ein viel größeres Biokraftstoffpotenzial, als bislang genutzt wird. Das wurde gestern beim internationalen Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ in Berlin deutlich.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Straßenverkehr ist für 17 % aller CO2-Emissionen verantwortlich. Dennoch gibt es in der Politik zu wenige Anstrengungen, diese Emissionen zu senken. „Das ist besonders im Hinblick auf die kürzlich in Paris beschlossenen Klimaziele fatal, wir müssen sie auch im Verkehr umsetzen“, forderte gestern (18.01.2016) Artur Auernhammer, neuer Vorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) auf dem internationalen Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ in Berlin. Der Ölpreis, der derzeit so niedrig ist wie seit 13 Jahren nicht mehr, hilft dabei nicht. „Aber wir wollen mit der Dekarbonisierung weg von fossilen Kraftstoffen. Wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, können wir nur vorwärts gehen“, gab sich der Landwirt und CSU-Bundestagsabgeordnete vor den rund 500 Teilnehmern kämpferisch. Den niedrigen Ölpreis sieht er nur als Strohfeuer. Denn der Preis dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ressourcen endlich sind.


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Dabei ist heute schon abzusehen, dass die Emissionen steigen werden. Denn allein der Frachtverkehr wird nach Schätzung des Bundesverkehrsministeriums bis zum Jahr 2030 um 38 % gegenüber 2010 steigen, der Personenverkehr wird um 13 % zunehmen – die zunehmenden Flüchtlingstransporte sind dabei noch nicht eingerechnet. Billigflieger sorgen zudem dafür, dass auch der Flugverkehr stetig zunimmt, machte Dr. Veit Steinle vom Bundesverkehrsministerium gestern deutlich.


Trotz der vielbeschworenen Elektromobilität bleiben Biokraftstoffe im Verbrennungsmotor dafür eine wichtige Option. Denn dass es in Deutschland bis zum Jahr 2020 tatsächlich 1 Mio. Elektrofahrzeuge geben wird, wie von der Bundesregierung gewollt, glaubt heute ernsthaft niemand mehr: Im Jahr 2015 fuhren noch nicht einmal 20.000 E-Mobile auf deutschen Straßen. „Wir haben mit Biodiesel, Bioethanol und Biomethan heute schon fertige Lösungen, um die bestehende Motorentechnik zu bedienen. Wir müssen sie nur nutzen“, betonte Auernhammer.


Statt Zuwachs ist Absatz in Deutschland rückläufig


Selbst das Biosprit-kritische Umweltbundesamt stellt sie zumindest in einer Übergangszeit bis zum Jahr 2050 nicht infrage. Dennoch kommt Deutschland seit Jahren nicht über einen Anteil von 5 bis 6 % Biokraftstoffe im Verkehr hinaus, 95 % der eingesetzten Treibstoffe bleiben Diesel oder Benzin. Und im letzten Jahr gab es sogar einen Rückgang um 5 % gegenüber 2014. Grund ist die Einführung der Treibhaus-Minderungsquote (THG-Quote), die Deutschland als eins der wenigen EU-Mitgliedsstaaten 2015 eingeführt hat.


Während die Mineralölkonzerne noch bis Ende 2014 eine bestimmte Menge an Biodiesel (7 %, B7) oder Ethanol (5 oder 10 %, E5 bzw. E10) dem fossilen Kraftstoff beimischen mussten, sind sie seit Anfang des Jahres dazu verpflichtet, bei allen in Verkehr gebrachten Kraftstoffen eine THG-Einsparung von 3,5 % gegenüber dem Referenzwert für fossilen Sprit nachzuweisen. Dieser Wert soll ab 2017 auf 4 %, ab 2020 auf 6 % steigen.


Diese THG-Minderung erreichen die Mineralölkonzerne mit Biokraftstoffen. Doch weil deren Klimabilanz besser ist als erwartet, sind deutlich weniger davon nötig als im Vorjahr verbraucht wurden. „Den Absatzrückgang um 5 % erwarten wir auch für das Jahr 2016“, erklärte Elmar Baumann, Geschäftsführer im Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Erst im Jahr 2017 könnte der Absatz mit der Anhebung auf die nächste Stufe von 4 % leicht steigen. Aber dafür werden auch Biodiesel und Ethanol ausreichen.  „Andere Kraftstoffe wie z.B. Biomethan bringt die Quote nicht voran“, kritisierte Baumann. Und Dietrich Klein, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE) ergänzte: „Wir sind ein Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Keiner hatte damit gerechnet, dass unsere Kraftstoffe so viel Treibhausgase einsparen.“ In der Produktion gäbe es durchaus noch Potenzial für weitere Minderungen, z.B. mit Wärmerückgewinnung, Umstellung von fossilen auf regenerative Brennstoffe zur Wärmeproduktion, machte Klein deutlich.


„Die THG-Minderung zeigt, dass wir in Deutschland Potenzial für deutlich höhere Quoten haben“, erklärte auch Stephan Ahrens, Geschäftsführer der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP). Die Veranstalter des 13. Kongresses (der Bundesverband BioEnergie (BBE), die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE), der Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) und der Fachverband Biogas) fordern daher in einem gemeinsamen Papier, dass die THG-Quote schon früher auf 4 % angehoben werden müsse und dann schrittweise bis zum Jahr 2020 steigen soll. Außerdem sollte die THG-Minderungspflicht auch für andere Länder der EU gelten, damit es einen Wettbewerb und einen Handel mit den effizientesten Kraftstoffe gäbe.


Zudem verlangt die Branche Planungssicherheit für Zeit über 2020 hinaus. Welche Pläne es dazu aus Sicht von Deutschland und der EU gäbe, sei derzeit nicht abzusehen.

„Wir sind mit dem Bundesumweltministerium im Gespräch, um den Anteil der Biokraftstoffe in Deutschland zu erhöhen“, machte Auernhammer gestern deutlich. Für ihn als Landwirt sei es zudem ein Anliegen, mit Biokraftstoffen nicht nur die Klimaziele zu erfüllen, sondern auch der Landwirtschaft neue Perspektiven zu geben. Denn auf der Grünen Woche seien die schlechten Erzeugerpreise das Thema Nr. 1. Sein Statement: „Biokraftstoffe sind eine interessante Alternative gegen die geringen Preise.“


Der Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ findet heute noch mit verschiedenen Parallelforen u.a. zu dem Themen Biodiesel, Bioethanol, Biomethan, Pflanzenöl sowie neuen Kraftstoffen wie z.B. Power-to-Gas parallel zur Grünen Woch in Berlin statt.

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