Aus dem Ende Januar 2025 verabschiedeten Biomassepaket ergeben sich Anforderungen an die technische Ausstattung – sofern die Gesetzesänderung im Bundesanzeiger veröffentlicht und die EEG-Novelle von der EU beihilferechtlich genehmigt ist.
Der Energiedienstleister SK Verbundenergie (SKVE) aus Regensburg hat das Paket analysiert und abgeleitet, wie sich die neuen Anforderungen auf den Betrieb auswirken:
Dauerläufer, die Strom einspeisen, werden äußerst unrentabel.
Reine eigenstromgeführte BHKW sind wie bisher möglich, sollten aber nicht größer als der durchschnittliche Eigenstrombedarf sein.
Unklar sind Regelenergie-Abrufe, die sich systembedingt nicht an ein Viertelstundenraster halten. Die Teilnahme an der Regelleistung kann zukünftig nicht mehr sinnvoll sein.
Mit der 4.000-Viertelstundenregel werden die BHKW zu einem gleichzeitigen Betrieb gezwungen, somit wird eine Start-Stopp-Fähigkeit und eine ausreichende Gasversorgung aller BHKW zur Pflicht.
Unzuverlässige BHKW könnten somit vor dem Ende stehen oder eine Ersatzanschaffung nach sich ziehen.
Neue Anforderungen an Gas- und Wärmespeicher
Durch die Ausschaltzeiten auf Grund der Betriebsstundenbegrenzung und bei Preisen kleiner 2ct/kWh erhöhen sich die Vorgaben an den Biogasspeicher:
Tragluftdächer bzw. externe Reingasspeicher sollten mit digitaler und vollständiger Messung des gesamten Volumens ausgestattet sein.
Faustregel für das Volumen: Überbauungsfaktor x10 in Stunden (mindestens). Bei einer 5-fachen Überbauung wären es 5*10 = 50 Stunden Kapazität im Gas- und Pufferspeicher
Wärmegeführte Anlagen benötigen für einen ruhigen Betrieb einen Wärmepufferspeicher mit einer mindestens ähnlich großen Kapazität (in Stunden Ausschaltzeit), empfehlenswert sind jedoch doppelt so große Speicher oder mehr.
Die Dunkelflauten werden in Zukunft die Erlöse der Anlage bestimmen.
Eine flexible Fütterung kann den Speicher indirekt erweitern. Die Gasproduktion lässt sich damit für Tage verringern oder steigern, je nach Niedrigpreisphase oder Hochpreisphase.
Im Folgenden vergleicht SKVE zwei Möglichkeiten für eine Anlage. Als Beispiel dient eine 500 kW Anlage mit zwei BHKW. Die bisherige Höchstbemessungsleistung von 500 kW soll in der 2. Förderperiode beibehalten werden. Die beiden 250 kW Motoren springen schlecht an und können wirtschaftlich nicht mehr auf den neuesten technischen Stand gebracht werden.
1. Große, konsequente Flexibilisierung
Die maximale Ausbaustufe mit 8-facher Überbauung benötigt einen Gasspeicher, der mindestens 80 Stunden lang die Gasproduktion aufnehmen kann. Ein neuer Wärmepuffer kann die benötigte Wärme für 100 Stunden speichern. Die Steuerung der BHKW und Vermarktung der Strommenge erfolgt über den Direktvermarkter, wobei dem Kurzfristhandel (Intraday Continuos, kurz: IDC), eine besonders große wirtschaftliche Bedeutung zukommt.
Der IDC-Handel erfolgt jederzeit bis fünf Minuten vor jeder Viertelstunde. Das vorhandene Flex-BHKW mit 550 kW entspricht den aktuellen Anforderungen. Es wird für die 8-fache Überbauung neue BHKW-Leistung von 3,45 MW mit entsprechend großem Trafo errichtet.
Der neue Gasspeicher hat ein nutzbares Volumen von mindestens 80h*250m³ Gasproduktion pro Std. = 20.000m³. Es werden bei 0 Grad Außentemperatur 280 kW Wärme im Netz und für die BGA benötigt. Ein neuer 1000 m³ Pufferspeicher liefert 100 Stunden lang 280 kW.
Im Ergebnis verdient diese Anlage durch ihre Flexibilität am Strommarkt zusätzlich ca. 8,3 ct/kWh, ca. 360.000 € pro Jahr. Mit einem Gasspeicher von 30.000 m³ erhöht sich die Summe um ca. 1,1 ct/kWh auf ca. 407.000 €. Der Flexibilitätszuschlag summiert sich in den 12 Jahren auf 4,14 Mio. €.
2. Minimaler Ausbau
Die minimale Ausbaustufe mit 4-facher Überbauung hat einen Gasspeicher, der wenigstens für 20 Stunden die Gasproduktion aufnehmen kann. Alternativ kann die Gasproduktion durch Anpassung der Fütterung in Zeiten niedriger Preise tageweise reduziert werden und für lukrative Zeiten erhöht werden. Dadurch kann ein Zubau von Gasspeichervolumen zumindest reduziert werden.
Ein neuer Wärmepuffer kann die benötigte Wärme für 40 Stunden speichern. Für eine 4-fache Überbauung wird eine neues BHKW mit einer Leistung von 1,45 MW mit Trafo dazu gebaut. Die vorhandenen Gasspeicher haben ein nutzbares Volumen von 5.000m³ = 20 Std.
Mithilfe der flexiblen Fütterung kann die Gasproduktion um 50 % gesenkt werden, wodurch das Volumen des Gasspeichers in diesen Zeiten für 40 Stunden die Produktion speichern kann. Es werden bei 0 Grad Außentemperatur 280 kW Wärme im Netz und für die BGA benötigt.
Ein neuer Pufferspeicher mit 500 m³ liefert 280 kW für 40 Std. Ein Speicher mit 1000 m³ ist nicht erheblich teurer, daher auch hier zu bevorzugen. Hier liegt der zusätzliche Verdienst bei ca. 4,62 ct/kWh, ca. 202.000 € pro Jahr. Mit einem Gasspeicher von 15.000 m³ erhöht sich die Summe auf 220.000 €, ca. 5,02 ct/kWh. Der Flexzuschlag in den 12 Jahren beträgt 1,74 Mio. €.
Speicherkraftwerke in der Praxis
„Das Biogaspaket der von Grünen, SPD und CDU/CSU vom 31. Januar ist ein enormer Erfolg für die Flexibilisierung des Anlagenbestands“, wertet das Netzwerk „Flexperten“ die Beschlüsse. Die EEG-Novelle markiere einen Paradigmenwechsel für Biogas-KWK auf dem Weg zur flexiblen Residuallastdeckung, denn nun werde die EEG-Förderung für die zweite Förderperiode auf weniger als 2.500 Jahresstunden beschränkt.
Speicherkraftwerke würden dazu beitragen, klimaneutral, schnell und importunabhängig die Versorgung zu sichern. Strom werde bei Sonnenschein immer billiger, aber die klimaneutrale Kraftwerksleistung von flexiblen Biogas-BHKW und Wärme im Nahwärmenetz würden immer wertvoller.
Wie können diese neuen Chancen genutzt werden? Welche Geschäftsmodelle sind für Ihre Anlage am besten? Welche Investitionen rechnen sich für eine sichere und wirtschaftliche Zukunft?
Um diese Fragen zu beantworten und die Grundlagen für die Planung Ihrer Anlage zu legen, bietet das Netzwerk Flexperten eine Seminarreihe über die „Erfolgreiche Praxis Speicherkraftwerk“ an.
Das erwartet Sie:
Die neuen Chancen: Was steckt für Sie im Biogaspaket? Erfahren Sie im Seminar, wie Ihre Anlage die Versorgung sichern wird und damit deutlich mehr Geld einbringt.
Erfolgreiche Praxis: Hören Sie von Betreibern, die ihre Anlagen bereits transformiert haben, und profitieren Sie von ihrem Wissen.
Expertenwissen: Erhalten Sie wertvolle Tipps zu Finanzierung, Planung und Flexibilisierung Ihrer Anlage.
Networking: Vernetzen Sie sich mit führenden Fachleuten, anderen Betreibern und Entscheidungsträgern.
An ausgewählten Orten* gibt es einen zusätzlichen Seminartag zu Nahwärmenetzen.
Termine 2025:
Gunzenhausen: 25. Februar
Heek: 27. Februar
Berlin-Spandau: 3.–4. März*
Trier: 6. März
Kassel: 10.–11. März*
Regensburg: 13. März
Ulm: 17.–18. März*
Oldenburg: 20. März
Besuchen Sie www.speicherkraftwerk.de für weitere Informationen und zur Anmeldung.