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topplus Biogas-Innovationskongress

Biomethan aus Gülle und Mist stark nachgefragt

Auf dem Biogas-Innovationskongress stellten Referenten neue Verfahren und Vermarktungskonzepte für Biomethan vor.

Lesezeit: 5 Minuten

Eine skurrile Situation: Bei seiner Reise zum LNG-Lieferland Katar hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auch niedersächsische Biogasanlagenhersteller zur Mitreise eingeladen mit dem Ziel, ihnen neue Märkte zu eröffnen. „Es geht immer um den Import von LNG, aber kaum ein Politiker geht auf uns und fragt, welchen Beitrag heimisches Biogas zur Versorgungssicherheit leisten könnte“, ärgert sich Silke Weyberg.

Die Geschäftsführerin des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) in Niedersachsen erklärte auf dem Biogas-Innovationskongress in Osnabrück vergangene Woche, dass es sich Niedersachsen besonders schwer mache mit dem Umstieg der Gasversorgung. Während jetzt beim Bau von Terminals zum Import von fossilem LNG Genehmigungen beschleunigt und Auflagen abgesenkt würden, sähen sich Biogasanlagenerzeuger veralteten Vorgaben gegenüber. Dazu gehört die Ungleichbehandlung bei der Lagerung von Gülle und Gärrest, die einen Umstieg auf die klimaschonende Güllevergärung erschwert. „Die Politik fordert den Umstieg auf die Vergärung von Rest- und Abfallstoffen. Daher kann diese niedersächsische Sonderbehandlung niemand mehr verstehen, erst recht angesichts der aktuellen Gaskrise“, sagt Weyberg.

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Genauso fordert sie eine ideologiefreie Betrachtung von nachwachsenden Rohstoffen. „Ein Anbau ist auch im Einklang mit der Ernährungssituation möglich. Wir müssen aber auch auf Brachflächen ökologisch sinnvollen Pflanzen anbauen dürfen“, fordert sie.

Gemeinsame Aufbereitung

Eine Option für mehr Biomethan könnte die gemeinschaftliche Aufbereitung von Biogas sein. „Denn für viele kleinere Biogasanlagen wäre eine eigene Gasaufbereitung unwirtschaftlich oder mangels Skalierbarkeit zu groß und damit ineffizient“, erklärt Anica Mertins von der Hochschule Osnabrück. Eine gesamtdeutsche Modellierung hat gezeigt, dass eine gemeinschaftliche Aufbereitung mehrerer Anlagen zu einer Kostenreduktion von etwa 48 % im Vergleich zur einzelbetrieblichen Aufbereitung führen könnte. Das ist eines der Ergebnisse des Projekts „Regionalperspektive Biogas“. Insgesamt haben die Wissenschaftler knapp 1800 Cluster in ganz Deutschland ermittelt, zu denen sich Biogasanlagen zusammenschließen könnten. „Wenn die Gasnetze aber allmählich auf den Betrieb von Wasserstoff umgestellt werden, wäre die Biomethanerzeugung mit anschließender Einspeisung in das Erdgasnetz nur ein zeitlich begrenztes Geschäftsmodell“, gibt sie zu bedenken.

Vor allem Wirtschaftsdünger interessant

Das Unternehmen revis aus Münster sieht im Bereich Biomethan aus Wirtschaftsdünger noch viel Potenzial. Die Firma betreibt selbst Biogasanlagen, z.B. in Gommern (Sachsen-Anhalt) mit einer Kapazität von 1050 m3/h Biomethan mit hohem Mistanteil, mit der BWM Dülmen (Nordrhein-Westfalen) mit 1400 m3/h und 100 % Wirtschaftsdünger oder dem geplanten Projekt Nordfuel am Küstenkanal bei Friesoythe (Niedersachsen), bei dem aus 100 % Wirtschaftsdünger in der Spitze 7000 m3 Biomethan pro Stunde erzeugt werden sollen. Außerdem plant revis die Verflüssigung des Biomethans zu Bio-LNG.

Ein weiteres zentrales Element ist die vollständige Aufbereitung des anfallenden Gärrestes. Dabei wird der Gärrest technisch so behandelt, dass einleitfähiges Wasser und nährstoffreiche, sowie vermarktungsfähige Produkte, wie beispielsweise Gärrestpellets oder hochwertige Torf- und Erdenersatzprodukte, entstehen.

„Die Veredelung des Biomethans zu Biokraftstoffen ist derzeit sehr interessant, vor allem, wenn Wirtschaftsdünger als Rohstoffe eingesetzt werden“, sagt Hermann Benning, bei revis bioenergy zuständig für die Projektentwicklung.

Denn bei der Vergärung von Gülle und Mist lassen besonders viele Treibhausgas-(THG-)emissionen vermeiden, die nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) als THG-Quote im Verkehr vermarktet werden können. „Die CO₂-Einsparung ist die neue Währung im Kraftstoffmarkt“, fasst Benning die Situation zusammen.

Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass bei der Umrüstung neue Investitionen anstehen können, wie z.B.:

  • Eine Halle für die emissionsarme Lagerung von Mist, vor allem in Bezug auf Geruch und Ammoniak,
  • störungsarme Einbringtechnik mit Störstoffabscheider.

Dazu kommen unter Umständen schwankende Substratqualitäten und biologische Grenzen z.B. beim TS-Gehalt im Fermenter. „Von der Substratbeschaffung bis zur Vermarktung der Quoten an Mineralölkonzerne mit einer lückenlosen Bilanzierung muss der Anlagenbetreiber vieles im Blick haben“, rät Benning. Als Dienstleister unterstützt das Unternehmen dabei: Von der Planung über die Umrüstung bis zur Vermarktung.

Fokus auf Bio-LNG

Auch der Biogasanlagenhersteller Envitec setzt auf Bio-LNG auf Basis von Biomethan. Geschäftsführer Olaf von Lehmden sieht dafür ein riesiges Potenzial: „Bis zum Jahr 2030 soll der Verkehrssektor 40 % weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Das wird allein mit der Elektromobilität nicht gelingen.“

Envitec baut nicht nur Biogas- und Biomethananlagen, sondern betreibt auch selbst Anlagen. Dazu gehört der 31 ha große Bioenergiepark in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern), in dem Envitec ab Frühjahr 2023 Bio-LNG als Kraftstoff für den Schwerlastverkehr anbietet. Statt bisher 400.000 Mais sollen dort künftig 45.000 t Mais und 98.000 Hühnertrockenkot zu Biomethan verarbeitet werden.

Zudem hat der Hersteller ein Joint Venture mit der Firma Balance Erneuerbare Energien aus Leipzig abgeschlossen. Balance gehört mit ihren aktuell 38 Anlagen zu den führenden Biogasanlagenbetreibern Deutschlands. Die Balance Envitec Bio-LNG GmbH will ab 2024 in Ahrensfelde bei Berlin eine Verflüssigungsanlage betreiben. Per Lkw wird das Flüssigbiomethan zu Tankstellen in Berlin gebracht.

Ein weiteres interessantes Produkt ist verflüssigtes CO₂. Das Gas fällt bei der Aufbereitung von Rohbiogas zu Biomethan an. „Die CO₂-Verflüssigung und Vermarktung erhöht die THG-Minderung von Biomethan noch einmal“, erklärt von Lehmden. Die Firma hilft auch Biogasanlagenbetreibern beim Ein- bzw. Umstieg: Sie kauft Biomethan oder bietet die Verflüssigung zu Bio-LNG im Lohn an.

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