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Biomethan: Ausgerechnet Umweltministerium bremst den Markt

Biomethan könnte als günstiger und klimafreundlicher Kraftstoff zur Energiewende im Verkehr beitragen. Doch die Politik verhindert den Durchbruch, erläuterten Referenten auf dem Internationalen Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ in Berlin.

Lesezeit: 4 Minuten

Eigentlich hätte Biomethan als Kraftstoff ideale Voraussetzungen in Deutschland: Es gibt zahlreiche Modelle von Gasfahrzeugen zu kaufen, über 900 Erdgastankstellen bieten Erdgas, Bioemethan oder Mischungen davon an und gleichzeitig ist der Kraftstoff günstiger als Benzin. Zudem soll in dieser Woche ein Gesetzesentwurf vorgelegt werden, der die Steuerermäßigung für Erdgas und Biomethan über das Jahr 2018 hinaus festlegt. Das berichtete zumindest Norbert Barthle, der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium auf dem 14. Internationalen Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“.


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Doch die Branche blickt alles andere als rosig in die Zukunft. Denn für jede abgebaute Hürde für Biomethan als Kraftstoff kommt eine neue. Das machten mehrere Vorträge auf dem Kraftstoffkongress deutlich. Hier einige Beispiele:

  • Die Steuerermäßigung soll zwar verlängert werden. Aber die lange Unsicherheit hat Verbraucher, Biomethanerzeuger und Tankstellenbetreiber sowie die Automobilhersteller verunsichert. „Wir drängen seit Jahren auf Klarheit, es ist ein Unding, dass sich die Politik so lange Zeit mit einer so wichtigen Entscheidung lässt“, kritisierte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas und selbst Biomethanerzeuger und Tankstellenbetreiber.
  • Immer noch werden Preise an der Tankstelle nicht vergleichbar zu Benzin oder Diesel ausgezeichnet. „Darauf drängen wir seit 2007, aber passiert ist bislang nichts“, sagte Seide. Damit können Verbraucher nicht auf Anhieb feststellen, dass Erdgas oder Biomethan der günstigste Kraftstoff ist. Dabei ist preiswertes Tanken laut Seide das Hauptkriterium für Verbraucher beim Kauf eines neuen Autos.
  • Tankstellenbetreiber müssen Netzentgelte bezahlen, obwohl das Gas das Gasnetz nicht belastet. „Im Gegenteil, Tankstellen entlasten das Netz. Das merken wir seit Jahren an, aber finden kein Gehör beim Gesetzgeber“, so Seide.
  • Bei der Umsetzung von europäischen Vorgaben in nationales Recht nutzt der deutsche Gesetzgeber nicht den möglichen Spielraum, sondern geht sehr streng vor. Beispiel38. Bundesimmissionsschutzverordnung (38. BImSchV): Die Verordnung setzt europäische Vorgaben zur Treibhausgasquote von Kraftstoffen in nationales Recht um. Mit dem aktuellen Entwurf will die Bundesregierung erstmals Erdgas auch eine Treibhausgasminderungsquote zuweisen. Damit können Kraftstoffanbieter auch mit dem Verkauf von Erdgas die THG-Quote erfüllen. „Biomethan ist teurer und verliert dabei an Attraktivität für die Tankstellenbetreiber“, beklagte Seide.
  • Für den in Europa 2020 angestrebten Anteil von 10 Prozent Erneuerbare Energien im Verkehrssektor können die Mitgliedstaaten eine spezielle Teilquote von 0,5 Prozent für besonders fortschrittliche Biokraftstoffe einrichten. „Völlig unverständlich ist deshalb, warum das Bundesumweltministerium diese Quote auf 0,05 Prozent senken will. Wir fordern in Deutschland eine Biomethanquote von mindestens 0,15 Prozent. Das entspricht etwa dem heutigen Marktgeschehen“, so Seide.
Auch die aktuellen Marktzahlen zeigen, dass die Zukunft von Biomethan stark auf der Kippe steht: „Die Zahl der Gastankstellen und -fahrzeuge auf dem deutschen Markt nimmt ab und nur noch vier Biomethananlagen in Deutschland produzieren Gas für den Kraftstoffmarkt“, berichtete Zoltan Elek vom Biomethanversorger „Landwärme“ aus München. Vor einigen Jahren seien es dagegen noch 15 Biomethananlagen gewesen. Die Zahl der neu zugelassenen Wagen, die Biomethan oder Erdgas tanken können, sank laut Fachverband Biogas im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent auf nur noch 3.240.


Auch Elek beklagt zahlreiche bürokratische Hürden wie die aufwändige Nachweisführung der Einsatzstoffe bei der Biomethanerzeugung. Dazu kommen die geplanten, neuen Vorgaben nach der „Erneuerbaren Energien-Richtlinie“ (RED 2) aus Brüssel, die den Einsatz von Biomethan weiter erschwerten könnte. Dazu führen u.a. neue Referenzwerte für die Treibhausminderung im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen.


Was Seide und andere Branchenvertreter verwundert: Der meiste Gegenwind beim Biomethan als Kraftstoff kommt aktuell ausgerechnet vom Bundesumweltministerium, das u.a. mit dem ambitionierten „Klimaschutzplan 2050“ eigentlich den Klimaschutz voranbringen will. Positiv bewertet Seide dagegen den beim Wirtschaftsministerium neu eingerichteten „Runden Tisch Erdgasmobilität“, dessen Ziel es ist, die Nutzung von Erdgas als Kraftstoff voranzubringen. „Wir brauchen alle Möglichkeiten der CO₂-Einsparung im Verkehr, nicht nur die Elektromobilität“, forderte Seide.

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