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Biomethan kann ein Drittel aller Gasimporte aus Russland ersetzen

Vertreter der Biogasbranche liefern Fakten, inwiefern Biogas als Alternative zu russischem Erdgas dienen kann. Das heimische Gas senkt die Importabhängigkeit und den Treibhausgasaustoß.

Lesezeit: 4 Minuten

Russland stoppt die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien. Auch Deutschland droht ein Lieferstopp. „Nun geht es darum, nicht nur die gesetzten Klimaziele schneller zu erreichen, sondern vor allem kurzfristig eventuelle Versorgungslücke zu schließen“, sagt Olaf von Lehmden, CEO des weltweit tätigen Biogasanlagenherstellers Envitec Biogas. Dies könne jedoch nur dann gelingen, wenn alle vorhandenen Optionen genutzt werden und zwar mit der gesamten Bandbreite der Erneuerbaren Energien. „Biogas kann hierbei eine deutliche Rolle spielen - als flexibler Stromlieferant, grüner Treibstoff und wärmender Erdgas-Ersatz“, so von Lehmden weiter.

Fakten im Überblick

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  • Deutschland verbrauchte in den letzten fünf Jahren durchschnittlich rd. 914 Terawattstunden (TWh) Gas jährlich.
  • Deutschland importierte durchschnittlich ca. 53% davon aus Russland, das sind
rd. 489 TWh.
  • In Deutschland produzieren aktuell rund 233 Biomethananlagen 10 TWh Biomethan (chemisch identisch zu Erdgas).
  • Daneben produzieren 9.692 Biogasanlagen mit einer installierten Kapazität von 4.200 MW (elektrisch) Strom und Wärme und können rund 10 Mio. Haushalte mit Strom versorgen. Bei Umstellung auf Gaseinspeisung könnten diese Anlagen 100 TWh Gas/ Jahr erzeugen. Die Bestandsanlagen könnten so in der Summe 110 TWh Gas im Jahr erzeugen.
  • Kurzfristig können die Bestandsanlagen ca. 20 % mehr (132 TWh) produzieren.
  • Mittelfristig könnten sie sogar 160 TWh Biomethan nachhaltig bereitstellen.

160 TWh entsprechen rund einem Drittel der Gasimporte aus Russland, mit der kompletten Wertschöpfung in Deutschland.

Tank oder Teller?

In Deutschland gibt es etwa. 17 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche; auf 877.000 ha wurde Mais für die Erzeugung von Biogas in 2021 angebaut (5,3%), das zur Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland genutzt wird.

Mit 1 Mio. ha landwirtschaftlicher Nutzfläche könnten rund 55 TWh Biomethan produziert und damit Erdgas substituiert werden. Daneben gibt es noch weitere ungenutzte Abfall- und Reststoffströme (u.a. Gülle, Hühnertrockenkot etc.), die nachhaltig für die Biogasnutzung erschlossen werden können.

Alleine die Reduzierung des Fleischkonsums in Deutschland auf ein von der Gesellschaft für Ernährung empfohlenes Maß würde bis zu 3 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche frei werden lassen, rechnet Envitec vor. In der Betrachtung unberücksichtigt sind Flächeneinsparungspotentiale aus der Entsorgung von 18 Mio. t Lebensmitteln in Deutschland pro Jahr, die produziert, aber nicht konsumiert werden.

Weniger Treibhausgasemissionen

Das diskutierte Aufschieben der Energiewende (Verzögerung Kohle- und Atomausstieg, Frackinggas, LNG-Importe etc.) verstärkt die Auswirkungen des Klimawandels und erhöht den Handlungsdruck in den folgenden Jahren noch mehr. Biomethan spart dagegen laut Envitec schon heute jährlich 3,4 Mio. Tonnen CO2 ein. Mit dem schnelleren Ausbau wären jährlich Einsparungen von 40 Mio. t möglich.

Die vollständige Faktensammlung zum Download finden Sie hier: https://www.envitec-biogas.de/faktensammlung

Auswirkungen auf den Landkreis Borken

Welche Auswirkungen der Umstieg von Erdgas auf Biogas regional haben könnte, hat der Biogasexperte Wilhelm Gantefort vom Planungsbüro Bio-Solar aus Heiden (Westfalen) errechnet. Die Stadtwerke Borken vermarkten ca. 600 Mio. kWh Erdgas im Jahr. Diese Menge an Erdgas ließe sich vollständig durch Biogas ersetzen. Dazu wären ca. 50 Biogasanlagen notwendig, wie sie im Kreis Borken typisch sind. „Bislang scheitert das aber auch daran, dass Biogas durch einen aufwendigen teuren Prozess zu Erdgasqualität umgewandelt werden muss“, sagt Gantefort. Das sei aber nicht nötig, wie die Erfahrung mit vielen Gasbrennern zeigten.

Der EEG-Einspeisewert pro m³ Biogas beträgt zwischen 22 und 42 ct/m³ Biogas (Einspeiseerlös nach EEG abzüglich Stromgestehungskosten). Der aktuelle Erdgassubstitutionswert beträgt laut Gantefort pro m³ Biogas 86,4 ct. Demnach wäre ohne jeden staatlichen Zuschuss eine Versorgung der Stadtwerke Borken mit vor Ort produzierten Biogas sehr einfach möglich. Allein die „Biogasruine“ in Velen könnte nach einem entsprechenden Umbau ca. 10 % der notwendigen Gasmenge liefern. „Mit dem Geld durch die Einnahmen aus dem Gasverkauf würde die heimische Landwirtschaft, und die heimische Wirtschaft stark gefördert, während die faktische Finanzierung des Krieges in der Ukraine ausgesetzt werden kann“, sagt er. Die erforderliche Basis an Substraten für die Biogasanlagen durch landwirtschaftliche Koppelprodukte wie z.B., Gülle Mist und Landschaftspflegematerial, sei sicher gegeben.

Werden diese ca. 600 Mio. kWh Erdgas durch Biogas ersetzt, so werden jährlich 115.500 t CO₂ weniger das Klima belasten. Wird das Biogas aus landwirtschaftlichen Koppelprodukten produziert, werden durch die Einsparung an Faulgasen noch mal über 250.000 t CO₂-Zertifikate generiert. Allein das führt bei 60 €/t CO₂ zu jährlichen Einsparungen von fast zu 22 Mio. € .

Als Haupthindernis für eine solche Maßnahme sieht Gantefort in geltenden Vorschriften und Regeln, die offenbar den Interessen von Energieversorgungsunternehmen dienten.

Weitere Infos: http://plurrymaxx.com/

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