Der Biomethanversorger Landwärme hat heute eine grundlegende Neuaufstellung begonnen. Das Erneuerbare-Energien-Unternehmen hat dazu gemeinsam mit seiner Muttergesellschaft LW Capital GmbH ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Während dieses Verfahrens setzt die Landwärme GmbH ihren Geschäftsbetrieb an ihren beiden Standorten Berlin und München in vollem Umfang fort. Die Landwärme GmbH gehört zudem zu den maßgebenden Vermarktern von Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quoten).
Preisverfall bei THG-Quoten
Die Landwärme GmbH will im Zuge des Eigenverwaltungsverfahrens die Folgen des seit Anfang 2023 andauernden Preisverfalls bei THG-Quoten überwinden und die dafür notwendigen Sanierungsmaßnahmen umsetzen. Die Gehälter der insgesamt 140 Landwärme-Mitarbeitenden sind zunächst über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die anderen Konzerngesellschaften der Landwärme-Gruppe oder deren Beteiligungen sind von dem eingeleiteten Verfahren nicht betroffen.
Geplant ist unter anderem eine Optimierung der Vertragsstrukturen. Dies kann sowohl die Beendigung als auch die Modifizierung von nachteiligen Verträgen bedeuten, um die Vertragsstrukturen den aktuellen Marktbedingungen anzupassen. Außerdem möchte Landwärme einen finanzstarken Partner ins Boot holen, um die notwendige Stabilität zurückzugewinnen und auf den eingeschlagenen Wachstumskurs zurückzukehren. Das Ziel ist es, Geschäftsbeziehungen mit der überwiegenden Mehrzahl der Geschäftspartner fortzuführen.
Behörden ignorieren Betrugsfälle
Der Preisverfall für THG-Quoten wurde verursacht durch falsch deklarierten Biodiesel und zahlreiche andere mutmaßliche Betrugsfälle bei „Upstream-Emission-Reduction-Projekten“ (UER-Projekten). Dabei geht es um Betrug mit der Treibhausgasminderung im Verkehr. Allein durch die Fälschungen bei UER-Projekten sei der gesamten Branche ein Schaden von geschätzt 4,5 Mrd. € entstanden, berichtet Landwärme.
Leidtragende sind zum einen die Branche rund um die erneuerbaren Energien, zum anderen die Bemühungen zur CO₂- neutralen Energieerzeugung. Politik und Behörden waren seit dem Bekanntwerden der ersten mutmaßlichen Betrugsfälle im Jahr 2023 nur sehr zurückhaltend tätig. Möglich wurde der Betrug mit den UER-Nachweisen nicht zuletzt, weil die zuständigen Behörden (Umweltbundesamt, Deutsche Emissionshandelsstelle) unter der Aufsicht des Bundesumweltministeriums die Betrugsfälle über Monate selbst nach dem öffentlichen Bekanntwerden weder geprüft, verfolgt noch sanktioniert haben. Geschäftsführer Zoltan Elek betont: „Das Sanierungsverfahren wäre vermeidbar gewesen, hätten Politik und Behörden die mutmaßlichen Betrugsfälle bei Biodiesel und UER-Projekten konsequenter verfolgt und bekämpft.“
Biomethangeschäft im Aufwind
Alle weiteren Geschäftsfelder der Landwärme GmbH entwickeln sich hingegen weiter positiv: Das Biomethangeschäft hat weiterhin Aussicht auf Wachstum. Dazu zählen das EEG-, GEG- und LNG-Geschäft für die Schifffahrt, die unabhängig vom kränkelnden THG-Quotenmarkt ist.
Aufgrund der Eigenverwaltung bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen von Geschäftsführer Zoltan Elek, der gemeinsam mit der für die Dauer des Verfahrens eingesetzten Sanierungsgeschäftsführerin Dr. Anna Katharina Wilke die Neuaufstellung selbst steuert. Zusätzlich unterstützt Prof. Dr. Lucas F. Flöther als Generalbevollmächtigter den nun beginnenden Sanierungsprozess. Flöther und Wilke gehören zur Sanierungskanzlei Flöther & Wissing. Sanierungsgeschäftsführerin Dr. Wilke sagte nach der Anordnung des Gerichts: „Das Eigenverwaltungsverfahren gehört zu den erfolgreichsten Instrumenten des deutschen Sanierungsrechts. Das Verfahren bietet der Landwärme GmbH einen bewährten rechtlichen Rahmen, um bei laufendem Geschäftsbetrieb ihre Strukturen und ihre Finanzierung zügig neu zu ordnen.“ Lucas F. Flöther ergänzte: „Ein Eigenverwaltungsverfahren steht nur Unternehmen offen, bei denen genügend Spielraum für eine Lösung besteht. Diese Voraussetzungen sind bei der Landwärme GmbH erfüllt.“
Geplante Übernahme von bmp
Noch im Dezember wollte Landwärme den insolventen Konkurrenten bmp greengas übernehmen. Laut Medienberichten hatte das aber nicht geklappt, bmp ging an ein anderes Unternehmen des Mutterkonzerns EnBW − an die Leipziger VNG Handel & Vertrieb GmbH.