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Biogas-Infotage 2022

Branche fordert mehr Rückenwind für Biogaseinspeisung ins Erdgasnetz

Bei den Biogas-Infotagen in Ulm machten Referenten und Aussteller deutlich, wie viel Potenzial Biomethan haben könnte – wenn die politischen Rahmenbedingungen besser wären.

Lesezeit: 5 Minuten

Während sich die Regierung in Berlin sorgenvolle Gedanken zur aktuellen Energiekrise machte und über einen verlängerten Einsatz von klimaschädlichen Kohlekraftwerken nachdachte, wurden bei den Biogas-Infotagen in Ulm reihenweise innovative Ideen und Lösungsansätze für eine nachhaltige Energiezukunft vorgestellt. „Wir haben ganz viel Potenzial zu bieten“, war an den beiden Messetagen immer wieder zu hören. Die gut 800 Besucher, vor allem Anlagenbetreiber aus dem süddeutschen Raum, bekamen bei 100 Ausstellern und in zwei Dutzend Fachvorträgen viele interessante Anregungen.

Immer wieder Herausforderungen

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„Die Biogas-Branche ist auf alle Herausforderungen vorbereitet“, betonte Florian Weh, Geschäftsführer des veranstaltenden Vereins renergie Allgäu, in seinem Messe-Grußwort. Flexibilität und Resilienz gehören in diesem Geschäft zum täglichen Handwerkszeug. Anlagenbetreiber haben sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder auf neue Herausforderungen und Bedingungen eingelassen, um ihren Beitrag zur Erneuerbaren Energiezukunft leisten zu können. Und das trotz zunehmend bürokratischer Hürden bei gleichzeitig nachlassender Förderung.

Politische Rückendeckung fehlt

„Auch auf die drohende Energiekrise können unsere Mitglieder reagieren“, bestätigt Vereinsvorsitzender Thomas Hartmann und verweist beispielsweise auf die Möglichkeit, ins Erdgasnetz einzuspeisen oder Biomethan-Tankstellen zu errichten. Allerdings brauche es dafür deutliche Signale und Anreize durch die Politik. Statt Unsummen in den Import fossiler Energieträger zu investieren, müssten die erneuerbaren Quellen im eigenen Land gesichert und ausgebaut werden. Ein Wunsch, der beim einen Tag nach den Infotagen verabschiedeten Osterpaket der Regierung nur teilweise erfüllt wurde: Die Möglichkeiten der Bioenergie, insbesondere ihre erheblichen Potentiale zur Ablösung von Erdgasimporten, werden darin wieder nicht berücksichtigt.

Viel Potenzial für Biomethan-Einspeisung

Tatsächlich beschäftigt sich die Forschung schon sehr lange und intensiv mit der Weiterentwicklung von Biogas zu Kraftstoff oder Flüssiggas. Im Wissenschaftsforum, geleitet von der Universität Hohenheim, war der Mittwochnachmittag ganz dem Themenkomplex „Biomethanmobilität“ gewidmet. Und im parallel stattfindenden Praxisforum stand der Donnerstagvormittag ganz im Zeichen der „Biomethan-Einspeisung“. Denn auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine verbindlichen Aussagen zum geplanten EEG 2023 vorlagen, die Tendenz der Entwicklung war schon deutlich spürbar: „Der Fokus liegt künftig auf hochflexiblen Spitzenkraftwerken“, sieht Geschäftsführer Florian Weh die Biogasbranche vor einem erneuten Umbruch und verspricht, weiterhin alle Möglichkeiten zu nutzen, um politisch Einfluss zu nehmen. Gerade die Biomethan-Aufbereitung zur Einspeisung ins Gasnetz und für die Mobilität beinhalten großes Potential, sind aber für viele landwirtschaftliche Biogasbetreiber schwer zu lösen. „Hier bedarf es der Investitionsförderung, um Gassammelkonzepte oder kleinskalierende Aufbereitungsanlagen zu entwickeln.“

Gewohnt stark besucht waren auch in diesem Jahr wieder die Vorträge des Regensburger Fachanwalts Dr. Helmut Loibl, der zunächst über die vielseitigen „Herausforderungen der Branche“ sprach, ehe er am Donnerstag einen vorsichtigen Blick in die Zukunft warf. Er stellte dabei auch rechtliche Möglichkeiten vor, wie Kleinanlagen durch Zusammenschlüsse Perspektiven für eine Biomethan-Einspeisung gewinnen könnten.

Vergärung von Reststoffen

„Die Einspeisung ins Gasnetz muss forciert werden“, war denn auch immer wieder an den verschiedenen Ausstellerständen zu hören. Martin Wucher, Vertriebsmitarbeiter beim Leutkircher Unternehmen Paulmichl, sieht da nicht nur die Politik in der Verantwortung, sondern auch die Branche selbst. „Wir müssen mehr und mehr auf die Vergärung von Reststoffen setzen, auf flexible Erzeugung und zusätzliche Wärmenutzung.“ Solche Effizienzmaßnahmen steigern Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gleichermaßen.

In anderen Ländern sei man da schon deutlich weiter, wusste beispielsweise Andreas Schmidberger, Geschäftsführer des gleichnamigen Maschinenbaubetriebs aus Thierhaupten. Er mache inzwischen die Hälfte seines Umsatzes in Frankreich, wo gar nur noch etwa zehn Prozent der Anlagen zur Stromerzeugung dienen. Alle anderen speisen ins Gasnetz ein. „Das muss bei uns auch endlich möglich werden“, fordert der Fachmann für Einbringtechnik und Entschwefelungsanlagen entsprechende Unterstützung und Steuerung durch die Politik.

Gleichzeitig gebe es in Frankreich kaum mehr Nawaro-Anlagen. Stattdessen werde dort ganz auf die Verwertung von Abfällen und Reststoffen gesetzt. „Da landet der Mais in der Dose – und nur die Blätter und der Stängel kommen in der Biogasanlage.“

Praktische Infos für Anlagenbetreiber

Auch wenn es in diesem Jahr aufgrund des pandemiebedingten Sommertermins spürbar weniger Besucher waren als in früheren J– die Qualität der Gespräche an den Messeständen war unverändert gut und intensiv. Nicht nur beim Veranstalter renergie Allgäu, wo unter anderem Biogasfachexperte Konrad Gruber, Energieberaterin Isabel Rues und der neue EEW-Experte Felix Hofele ununterbrochen Auskunft gaben zu den Finessen der Nachhaltigkeitszertifizierung, Direktvermarktung, Ausschreibung oder den verschiedenen Fördermöglichkeiten zur Effizienzsteigerung.

Auch an übrigen Ständen in Halle 1 und 2 war – vor allem am Donnerstag – immer Publikumsverkehr. „Und genau darauf kommt es ja an“, zeigte sich Frank Westphal, Verkaufsleiter beim neu gegründeten Unternehmen Allgäuer Pumpen Technik, sehr zufrieden mit den beiden Messetagen. Austausch, Kontaktpflege, Netzwerken – das funktioniere auf einer kleinen, familiären Messe wie den Biogas-Infotagen besonders gut. Im nächsten Jahr findet die Messe auch wieder zu einer landwirtschaftlich günstigeren Zeit statt: Am Mittwoch und Donnerstag, 08. und 09. März. Wie gewohnt in Halle 1 und 2 in der Messe Ulm.

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