Die hohen Brennholzpreise rufen auch Betrüger auf den Plan. Die Verbraucherzentrale und andere Verbände warnen vor bestimmten Internetportalen und geben Tipps für den sicheren Einkauf.
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Angesichts der drohenden Energieknappheit haben viele Hausbesitzer Angst, im Winter in einer kalten Wohnung frieren zu müssen und lässt sie verzweifelt nach Alternativen zu Gas und Öl suchen. „Kein Wunder also, dass das Interesse an Holzheizungen gerade signifikant in die Höhe schnellt“, schreibt das Handelsblatt. In der Tat sind die Holzpreise in letzter Zeit gestiegen – wenn auch nicht so stark bei bei Öl und Gas, zeigt der Preisvergleich des C.A.R.M.E.N. e.V. aus Bayern.
Die aktuelle Nachfrage nach Pelletfeuerungen ist so hoch wie noch nie. Das betrifft sowohl Pelletheizungen, die anders als in den zurückliegenden Jahren nun auch Gasheizungen ersetzen, als auch Pelletkaminöfen, deren Verkäufe als Ergänzung zur fossilen Heizung dieses Jahr eine sehr hohe Steigerung erfahren. Das berichtet der Deutsche Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV). Pelletproduzenten reagieren schon seit geraumer Zeit mit Werkserweiterungen und Neubauten auf die wachsende Nachfrage. Eine Produktionsmenge von über 1,75 Mio. t wie in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 gab es noch nie in einem Halbjahr. Deutschland festigt damit seine Position als größter Pelletproduzent in Europa.
Auch die hohe Pelletproduktion im ersten Halbjahr 2022 kann den überhitzten Markt kaum beruhigen. Bestandskunden mit Restmengen im Lager müssen mit längeren Lieferzeiten rechnen, werden aber zur Heizsaison versorgt werden, verspricht der DEPV.
Der Durchschnittspreis für Holzpellets in Deutschland liegt im Juli bei 507,83 €/t. Das sind 17,7 % mehr als im Vormonat und 125,5 % mehr als im Juli 2021. Ein Kilo Pellets kostet 50,78 ct, die Kilowattstunde (kWh) Wärme 10,16 ct. Weiterhin besteht ein deutlicher Preisvorteil zu den fossilen Energieträgern Heizöl und Erdgas von rd. 33 Prozent.
Betrug beim Brennholzkauf
Die stark gestiegene Nachfrage sorgt nicht nur für vermehrten Holzdiebstahl, der immer beim Anstieg von Öl- und Gaspreisen zu beobachten ist. Auch machen sich Betrüger im Internet breit. So schildert das Handelsblatt die Praktiken des Onlineshops „Schiltach Brennholz“, bei dem Kunden das Holz in Vorkasse bezahlen mussten, das bestellte Holz aber nie ankam und der Onlineshop aus dem Netz verschwunden ist.
Ähnlich schien es Kunden auf der Seite „www.beste-brennholz.de" gegangen zu sein, vor der die Verbraucherzentrale warnt: „Es handelt sich bei diesem Online-Angebot definitiv um einen Fake-Shop. Nach Vorauskasse-Zahlung wird garantiert kein Brennholz geliefert“, erklärten die Verbraucherschützer. Die hinterlegte Adresse – inklusive Telefonnummer – sei falsch und gehöre zu einem ehemaligen Brennholz-Unternehmen, das das Business schon lange aufgegeben habe. Inzwischen existiert auch diese Adresse nicht mehr.
Auch der Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion warnt vor Betrug beim Online-Brennholzkauf. „Wir raten Ihnen, bei unbekannten Anbietern auf keinen Fall in Vorkasse zu gehen, sondern möglichst auf Rechnung zu bestellen oder bei Lieferung der Ware in bar zu zahlen“, heißt auf der Internetseite. Das perfide daran sei, dass die Betrüger Internetseiten von seriösen Brennholzhändlern stehlen würden (Identitätsdiebstahl) und den Kunden darüber in Sicherheit wähnen.
So erkennen Sie Betrüger
Der Verband gibt Tipps, wie Sie Betrüger im Internet erkennen können:
Häufig fehlt das Impressum oder es ist nicht rechtskonform.
Angebote für Brennholz spiegeln einen guten Preis vor (Sonder-Angebot) oder werben mit sofortiger Lieferung.
Die Bestellkorrespondenz erfolgt häufig über WhatsApp, nur telefonisch oder per facebook.
Es wird angeblich auch bei großer Entfernung zum Kunden geliefert und vorgegaukelt, man habe eine Lieferstelle in der Nähe.
Bankverbindungen für Vorkassezahlungen sind im Ausland.
Telefonnummern stimmen nicht mit dem Standort des Anbieters überein.
Kontaktdaten stimmen nicht mit der dargestellten Internetseite überein, weil diese gestohlen wurde.
Der Verband warnt: „Seien Sie vorsichtig! Die uns gemeldeten Schäden sind enorm. Sind Sie schon Opfer eines Betrügers geworden, erstatten Sie unbedingt Anzeige bei der Polizei.“
Abzocke über Facebook
Auch die Abzocke mit fake-Angeboten über facebook nimmt rapide zu, berichtet das Internetportal www.brennholz-deutschland.de. Da gäbe es z.B. die nette Frau Schröder, die sich im Internet in den verschiedensten Foren und facebook-Gruppen tummelt und angeblich über die Holzhandels-Plattform “Fordaq” günstiges Brennholz vermitteln kann. Nach der Kontaktaufnahme bekomme das Opfer eine Rechnung – tatsächlich von “Fordaq” – und da Name und Ruf des belgischen Unternehmens alle Zweifel tilgen, werden Vorauszahlungen geleistet – zwischen 400 und 5000 Euro. Anschließend würden weitere Kontaktaufnahmen folgen, meist Aufforderungen, noch mehr zu zahlen, mal Hinweise, dass das Geld nicht angekommen sei – eins aber kommt niemals: Das Brennholz.
brennholz-deutschland.de hat nach eigenen Angaben nach dem Hinweis eines Opfers Kontakt aufgenommen zu Fordaq und hier mehr über das komplette Ausmaß des Betruges erfahren: Fordaq habe damit nichts zu tun, die Mailadresse fordaq@gmail.com gehöre nicht zum belgischen Marktführer. Der Identitätsdiebstahl gehe soweit, dass der Name der für Deutschland zuständigen Mitarbeiterin in den Rechnungen geführt werde.
Tipps für den Einkauf von Holzpellets: Der DEPV rät, beim Kauf unbedingt auf die Qualität der Pellets zu achten. Industriepellets minderer Qualität sind nicht für kleinere Zentralheizungen und Pelletkaminöfen geeignet. Sie können den Ausfall der Heizung verursachen. Pellets der höchsten Qualitätsklasse ENplus A1 gibt es nur im zertifizierten Handel. Bezugsadressen finden Verbraucher unter www.enplus-pellets.de.