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Bürgerwindparks und Elektromobilität: Die Wertschöpfung bleibt vor Ort

Der erste Tag der Leserreise zu Energiewendeprojekten in Schleswig-Holstein führte die Reisegruppe zum Unternehmen Solar-Energie Andresen im „Zukunftsdorf“ Sprakebüll.

Lesezeit: 4 Minuten

Nordfriesland ist die Wiege der Bürgerwindparks. In der nördlichen Region von Schleswig-Holsteins Nordseeküste sind heute über 95 % der Windparks in Bürgerhand. Einer der Pioniere auf diesem Gebiet ist der Landwirt Hans-Christian Andresen aus Sprakebüll, dessen Unternehmen Solar Energie Andresen GmbH das erste Ziel der Spezialreise von Farm Tours zu Energiewendeprojekten in Schleswig-Holstein war.

135 MW Solarstromleistung

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Andresen hat wie viele andere Berufskollegen auch früh begonnen, Geld außerhalb der Landwirtschaft zu verdienen – zunächst mit Windparks und dann im Jahr 2004 mit der Gründung der "Solar Energie Andresen GmbH". Heute hat die Firma wieder über 40 Mitarbeiter, nachdem sie in der Solarkrise im Jahr 2012 unter der schwarz-gelben Bundesregierung über 20 Mitarbeitern kündigen musste. Heute ist Sohn Christian ist einer von drei Geschäftsführern. Die Schwerpunkte des Unternehmens sind Beratung, Planung, Vertrieb, Installation, Service und Überwachung von Photovoltaik-Anlagen. Im Laufe der Jahre hat die Firma über 135 MW Solarstromleistung auf Dächern und auf der Freifläche installiert. 70 MW davon werden von der Firma täglich per Fernüberwachung auf Funktion überwacht.

Biogasanlage für die Wärmeversorgung

Auf dem Hof der Andresens steht zudem eine Biogasanlage mit heute 1,7 MW, an die drei Wärmenetze angeschlossen sind. So steht z.B. ein BHKW im Ort Sprakebüll, das dort 50 Häuser mit Wärme versorgt. Die Gemeinde war Bauherr der Heizzentrale, der Wärmeleitungen zu den Häusern, der Wärmetauscher sowie der Wärmespeicher in den Häusern. Eine neu gegründete Wärmegenossenschaft sorgt für den Betrieb und die Geschäftsführung der Wärmeversorgung.

Anleger investieren in E-Autos

Schon im Jahr 1998 hatte Hans-Christian Andresen einen Bürgerwindpark mit fünf Windkraftanlagen mit je 1,65 MW initiiert, der inzwischen schon durch fünf neue Anlagen mit je 3 MW Leistung ersetzt wurde. 2009 kam ein ca. 7 ha großer Solarpark mit Bürgerbeteiligung dazu. Im Jahr 2011 entstand der Bürgerwindpark Stadum Sprakebüll, mit 3 Anlagen von je 2,5 MW. Das Dorf erzeugt heute das fünfzigfache des eigenen Strombedarfs. Ebenfalls auf die Initiative der Andresens fahren die 260 Einwohner heute 30 Elektrofahrzeuge. „Damit haben wir die höchste Elektrofahrzeugdichte in ganz Deutschland“, sagt Christian Andresen schmunzenlnd.

Er sieht einen großen Vorteil in der ansonsten strukturschwachen Gegend darin, dass mit den Bürgerwindparks die Wertschöpfung in der Region bleibt. „Das Geld bleibt hier in der Region“, weiß er. Inzwischen haben sie sogar einen neuen Bürgerwindpark durch das formal sehr komplizierte Ausschreibungsverfahren gebracht und einen Zuschlag erhalten.

Hack- und Sämaschine mit Elektroantrieb

Auch für die Landwirtschaft sieht er noch großes Potenzial beim Elektroantrieb, z.B. bei Hof- und Radladern. Ein relativ neues Produkt des Unternehmens ist der Feldroboter „Farmdroid“, der mit Solarantrieb automatisch aussäen kann und später Unkraut hackt. Das in Dänemark entwickelte Fahrzeug kostet rund 75.000 € und ist heute vor allem in Biobetrieben im Einsatz, wo es teure Handarbeit ersetzt. Die Betriebe lassen damit u.a. Zuckerrüben, Zwiebeln, Raps, Pastinaken und Petersilie hacken. Der Farmdroid nutzt via RTK die Satellitennavigation zur Orientierung auf dem Feld. Er fährt mit maximal 950 m/Stunde und schafft beim Säen 3,5 bis 4 ha am Tag, beim Hacken etwa das Doppelte. Solar Energie Andresen hat in den vergangenen Jahren 32 Maschinen verkauft, die jetzt in Norddeutschland im Einsatz sind.

Viele Hürden für Biogas

Im weiteren Verlauf der Reise bestätigte während der Busfahrt Hans-Ulrich Martensen aus Sönnebüll die Vorteile der Bürgerwindparks. Der Landwirt hat ebenfalls früh die Chancen der Windenergie erkannt. „Wichtig ist, dass man die Bürger früh informiert, mitnimmt und allen ein Angebot zur Beteiligung macht“, hat er festgestellt.

Mit gemischten Gefühlen blickt er dagegen auf seine zwei Biogasanlagen, von denen eine im Jahr 2023 das Ende der EEG-Laufzeit erreicht. „Als wir angefangen haben, mussten wir ca. 25 Gesetze und Verordnungen beachten, heute sind es über 150“, kritisiert er. Immer wieder neue Hürden wie z.B. die aktuelle „Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“ (AwSV) machten den Betreibern das Leben unnötig schwer: So darf er nach der AwSV keinen Gärrest in Güllelagerbehältern einfüllen, was den Umstieg auf Güllevergärung erschwere und Vorschriften wie der Dünge-Verordnung widerspräche.

Martensen engagiert sich auch sehr stark ehrenamtlich und ist nicht nur Regionalgruppensprecher für den Fachverband Biogas, sondern auch im Vorstand des vor drei Jahren gegründeten Landesverbandes Erneuerbare Energien. Er hat festgestellt, dass viele Politiker gerade für Biogasthemen erst durch ständige Information und Ansprache sensibilisiert werden könnten, da das Thema – anders, als Wind- oder Solarenergie – sehr kompliziert sei.

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