Der Stromausfall in Spanien hat die Welt aufgeschreckt. Eine neue Studie des norwegischen Test- und Qualitätsinstitut DNV im Auftrag des Verbands SolarPower Europe gießt nun Öl ins Feuer und bestärkt die Sorge von Experten, dass auch unser Energienetz nicht sicher ist.
Ein großes Risiko für Europas Stromnetz stellen demnach die Wechselrichter von Solaranlagen dar. Sie wären ein Einfallstor für Hacker, heißt es. Vor allem China hätte hier Zugriff, weil z.B. die chinesische Firma Huawei rund 114 Gigawatt an europäischen Solaranlagen mit ihren Wechselrichtern bestückt. Hinzu kommen große Mengen Wechselrichter von anderen chinesischen Anbietern wie Sungrow, GoodWe und Ginlong, zitiert der Spiegel aus der Studie.
Wenn China wollte, könnte es unser Netz lahmlegen
Rund 70 % dieser Geräte sind nach Annahme der DNV-Fachleute fernsteuerbar und könnten von Cyberkriminellen oder aktivistischen Hackern missbraucht werden. Grundsätzlich könnten auch die Hersteller selbst eine solche Attacke durchführen, möglicherweise nach Anordnung des Staats, was allerdings unwahrscheinlich ist.
Das Stromnetz könnte im Falle einer Attacke rasch zusammenbrechen, so der Spiegel weiter. Der Studie zufolge könnte schon der Verlust von nur drei Gigawatt einen signifikanten Effekt haben. Ab zehn Gigawatt seien europaweite Blackouts kritisch möglich.
Systeme schlecht abgesichert
Die Norweger nennen als mögliche Türöffner der Wechselrichter Softwarefehler beim Log-in-Prozess, unzureichend abgesicherte Programmierschnittstellen oder nicht dokumentierte oder absichtlich eingebaute Kommunikationskanäle (Backdoors). Viele Systeme seien nach Einschätzung der Experten schlecht abgesichert.
Generell sei es erstaunlich, wie lax derzeit mit möglichen Sicherheitslücken umgegangen werde. Hersteller außerhalb der EU unterlägen derzeit keiner Regulierungsaufsicht. Und bei den meisten Photovoltaikanlagen auf Hausdächern sei ein direkter Zugriff durch den Hersteller auf die Wechselrichter möglich – ohne Einschaltung einer lokalen Instanz. Auch bei größeren Anlagen, die unter die EU-Cybersicherheitsrichtlinie fallen, sehen die DNV-Leute noch Sicherheitslücken.