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Solar-Dachanlagen: Ohne Eigenverbrauch wird es eng

Eine Investition in eine Solarstromanlage ist nach wie vor lukrativ. Allerdings nur dann, wenn Sie möglichst viel Strom selbst verbrauchen.

Lesezeit: 5 Minuten

Bis Ostern will Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck das erste von zwei Klimaschutzpaketen auf den Weg bringen. Viel ist über das „Osterpaket“ noch nicht bekannt. Man muss allerdings kein Prophet sein, um vorherzusagen: Eine wesentliche Rolle wird der Ausbau der Solarenergie spielen.

Das verrät auch ein Blick in den Koalitionsvertrag. Bis 2030 will das Dreierbündnis aus Grünen, SPD und FDP 200 Gigawatt Solarleistung (200 GW) ans Netz anklemmen. Die vorherige Regierung hatte 100 GW als Ziel ausgerufen.

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Damit dürften sich auch neue Chancen für Landwirte ergeben, deren Interesse an der Sonnenstromproduktion nach wie vor groß ist. Das wurde auch während einer Online-Solartagung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Mitte Januar deutlich. 450 Teilnehmer hatten sich zugeschaltet. In den Blick nahmen die Referenten vor allem die Fragen: Lohnt sich noch eine Investition in eine Aufdachanlage und wie rentabel sind Freiflächensolaranlagen?

Gewinne unter Druck

Obschon die Modulpreise pro Watt zwischen 2009 und 2019 um den Faktor zehn gefallen sind, ist eine Investition in eine Aufdachanlage kein Selbstläufer mehr. Das geht vor allem auf die stark gesunkene Einspeisevergütung zurück, die den Betreibern für 20 Jahre zusteht, wenn diese ihren Sonnenstrom ins öffentliche Netz einspeisen.

Wer zum Beispiel 2004 eine Anlage in Betrieb genommen hat, erhält bis 2024 einen Fixpreis von weit über 55 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh). Wer im Januar 2022 in ein 50-Kilowattanlage investiert, muss mit 6,38 ct/kWh kalkulieren.

Wie stark die niedrige Vergütung die Rentabilität unter Druck setzt, rechnete Energieberater Nils Seidel von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen an einem Milchviehbetrieb mit 200 Kühen vor. Nach 20 Jahren Laufzeit klaffte in der Kalkulation ein Minus von rund 13.000 € (50 kW Anlagenleistung, Vollfinanzierung, zehn Jahre Kreditlaufzeit, 1,1 % Zinsen, Südausrichtung, 15 Grad Neigung). Allerdings hatte er in seinem Beispiel eine relativ niedrige Einstrahlung von 980 Kilowattstunden pro Kilowatt Anlagenleistung (kWh/kW) angesetzt. An Spitzenstandorten im Süden werden auch Wert von bis zu 1290 kWh/kW erreicht, was die Rentabilität deutlich verbessern dürfte.

Seidels Rat: Nicht nur den Strom ins Netz schicken und auf die EEG-Vergütung schielen, sondern mit dem Sonnenstrom möglichst viel teuren Strom aus der Steckdose ersetzen. Wenn der Milchviehhalter 55 % des erzeugten Sonnenstromes selbst verbrauchen würde, werde nach 20 Jahren aus dem Minus ein Plus in Höhe von rund 86.000 € (Bezugsstrompreis 22 ct/kWh, Preissteigerung 1,5 %/Jahr).

Förderung kann sich auszahlen

Für einige Betriebe kann auch eine Förderung durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) infrage kommen. Wer sich an diesem Programm beteiligt, erhält zwar keine EEG-Vergütung für den Strom. Stattdessen steht der Eigenverbrauch im Vordergrund.

Im Gegenzug übernimmt die BLE aber - abhängig von der CO2-Einsparung - bis zu 40 % der Investitionskosten. Würde der gleiche Betrieb sich für dieses Modell entscheiden, läge der Gewinn nach 20 Jahren bei rund 66.000 €. Allerdings liegt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals etwa gleichauf mit der Variante „Eigenverbrauch plus EEG-Vergütung“. Das liegt vor allem an der geringeren Investitionssumme, die der Landwirt selbst stemmen müsste, weil einen Teil der Kosten die BLE übernimmt.

„Entscheidend für das Gesamtergebnis ist der Eigenverbrauchsanteil“, so Seidel. Dieser lasse sich anhand des Lastganges und der Erzeugungskurve der PV-Anlage abschätzen. Der Lastgang gibt vereinfacht dargestellt, den Stromverbrauch zu den unterschiedlichen Tageszeiten wieder. Oft würden Anlagenanbieter den Eigenverbrauch schätzen.

Seidel empfahl, einen Fachberater einzuschalten. Wer der Eigenverbrauch über den groben Daumen bestimme, liege schnell daneben und laufe Gefahr, mit falschen Zahlen zu kalkulieren.

Solarspeicher oft nicht rentabel

Wer seinen Strom in einer Batterie speichert, kann seinen Eigenverbrauchsanteil zwar steigern. Allerdings sind die Stromspeicher teuer. Würde der Milchviehhalter in einen 25-Kilowattstunden-Akku (25 kWh) investieren, müsste dieser rund 20.000 € dafür veranschlagen (720 €/kWh).

Hinzu kommen hohe laufende Kosten für die Wartung, die Versicherung und den Stromverbrauch des Speichers (rund 14.300 € € für 20 Jahre). Den gespeicherten Strom kann der Milchviehalter zudem nicht ins Netz einspeisen. Die dadurch entgangene Vergütung schlägt somit auf der Ausgabenseite zu Buche.

In Seidels Beispiel endete die Investition nach 20 Jahren mit Minus von 3.170 €. Selbst wenn der Landwirte eine Förderung in Anspruch nehmen würde, bliebe das Ergebnis im roten Bereich. „Erst nachrechnen, dann investieren“, so Seidel.

Er warnte zudem ausdrücklich vor den Lockangeboten einiger Unternehmen: Diese würden für ihre Speicher Laufzeiten von bis zu 20 Jahren angeben. Die Erfahrung zeige aber: Nach zehn Jahren haben die meisten Modelle deutlich an ihrer ursprünglichen Kapazität eingebüßt. Daher riet er dazu, die Anschaffungskosten immer auf zehn Jahre abzuschreiben.

Ohne finanzielles Risiko ließe sich der Eigenverbrauchsanteil hingegen durch einen geschickt gesteuerten Stromverbrauch erhöhen. „Wenn möglich schalten Sie zum Beispiel Stromfresser wie eine Güllepumpe erst dann ein, wenn die Anlage auf dem Dach viel Sonnenstrom erzeugt“, so Seidel. Und wer beispielsweise ein Elektroauto fahre, könne seine Ladephasen so takten, dass möglichst viel Sonnenstrom in der Batterie lande.

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