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„Das Netzausbaugebiet ist grundfalsch“

top agrar sprach mit Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein, über das EEG 2017 und andere Herausforderungen der Energiewende.

Lesezeit: 4 Minuten

In Schleswig-Holstein kommt der Netzausbau stark voran. Inzwischen ist von den gut 590 Kilometern an neuen Höchstspannungsleitungen nahezu die Hälfte in Bauvorbereitung, ein Teil davon ist schon gebaut. Für die weiteren Strecken sind die Genehmigungsprozesse weit fortgeschritten.

Trotzdem hat die  Bundesregierung ganz Schleswig-Holstein per Verordnung zum Netzausbaugebiet erklärt mit der Folge, dass in den nächsten Jahren deutlich weniger Windparks gebaut werden dürfen als bislang. Ziel ist es, den Ausbau der Stromnetze mit dem Zubau neuer Anlagen gleichzuschalten. „Die Netzausbaugebiete sind falsche Antwort auf den fehlenden Netzausbau. Der Strom wird bundesweit für Energiewende und Klimaschutz gebraucht“, sagte Energiewendeminister Robert Habeck im top agrar-Interview. Habeck fordert, dass der Strom genutzt wird anstatt die Anlagen abzuregeln. „Die Deckelung verlangsamt die Energiewende noch weiter. Dabei ist heute schon klar, dass Deutschland die völkerrechtlichen Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens mit dem jetzigen Ausbautempo und den herabgesetzten Zielen nicht einhalten kann“, kritisiert er.


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Den gleichen Denkfehler habe die Bundesregierung bei der EEG-Umlage gemacht: Der Ansatz, mit einer Deckelung des Zubaus den Anstieg der Umlage zu bremsen, sei gescheitert. Es gäbe trotz Ausbaubremse einen Anstieg der EEG-Umlage. Der Zubau neuer Anlagen erhöhe die Kosten kaum, wie Studien zeigen, weil die Vergütung nach mehreren Absenkungen vor allem bei der Photovoltaik entsprechend gering sei. „Das Problem sind vor allem der nach wie vor niedrige Börsenpreis für konventionelle Strom und die Altkosten – also die Kosten aus den Anfangsjahren der Energiewende. Wir müssen schon dahin kommen, dass die Erneuerbaren günstiger, und die fossilen Energien teurer werden“, fordert Habeck.


Doch trotz des Netzausbaus sind in Schleswig-Holstein im Jahr 2015 rund 3 Mrd. Kilowattstunden Strom nicht produziert worden, weil die Anlagen abgeschaltet wurden. Habeck dazu: „Strom aus regenerativen Anlagen abzuschalten ist absurd, wenn stattdessen Kohle- und Atomstrom die Netze verstopfen. Aber die Situation wird sich zumindest für Schleswig-Holstein etwas entspannen, weil wir den Netzausbau an der Westküste wahrscheinlich Ende 2018 abschließen können.“ Schon im Jahr 2017 könnte es weniger Abschaltungen geben. Außerdem will Schleswig-Holstein die Industrie und Wärmelieferanten unterstützen, dass sie günstigen Strom in Spitzenzeiten nutzen.


Hierfür hatte sich das Land vergangenes Jahr dafür eingesetzt, dass der Gesetzgeber zuschaltbare Lasten in das Erneuerbaren-Energien-Gesetz aufnimmt, z.B. in Form einer Verordnungsermächtigung. Bei dieser Art der Sektorenkopplung könnte der Strom bei drohender Netzüberlastung in Speichern, in Industrieprozessen oder in Wärmenetzen aufgenommen werden. Der Gesetzgeber sollte über eine Verordnung ein Anreizsystem für Betreiber von zuschaltbaren Lasten, also beispielsweise von Speicher- oder Power-to-Heat-Anlagen, schaffen. Zudem soll die Abregelung von Anlagen erst dann erlaubt sein, wenn sich keine Lasten zuschalten lassen. „Leider ist die Bundesregierung unserem Anliegen nur zum Teil gefolgt: Der Strom soll ausschließlich in Wärmenetzen genutzt werden dürfen, die an bestehende KWK-Anlagen angeschlossen sind“, bedauert der Minister. Aus seiner Sicht wurde hier eine Chance vertan.  


Das Thema ist aber noch nicht vom Tisch. Schleswig-Holstein und Hamburg verfolgen diesen Ansatz in dem Forschungsprojekt ‚Norddeutsche Energiewende NEW 4.0’. Dafür haben die Projektpartner  sogar eine gesetzliche Ausnahmegenehmigung erhalten, damit Verbraucher bestimmte Strompreis-Umlagen nicht zahlen müssen. Mit NEW 4.0 erproben mehrere Unternehmen und Forschungsinstitute, wie sich Hamburg und Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen lassen. Zuschaltbare Lasten sind dabei vor allem in der Industrie in Hamburg von Interesse. Habeck: „Wir hoffen, dass die Ergebnisse des Projekts auch für andere Bundesländer interessant werden, die in ein paar Jahren vor den gleichen Herausforderungen stehen wie wir.“


Über weitere Erfolgsrezepte und Herausforderungen der Energiewende, die Habeck in dem Interview angesprochen hat, lesen Sie ab morgen in der neuen Ausgabe von top agrar in der Rubrik „Energie“.  

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