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Der Landwirt als Energieerzeuger – die Rolle wird wichtiger

Mit der Produktion von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien trägt die Landwirtschaft nicht nur zur Energieversorgung bei, sondern auch zum Klimaschutz.

Lesezeit: 5 Minuten

„Energie wird auf der Fläche produziert. Deshalb sind gerade Landwirte mit ihren großen Dächern für die Solarstromproduktion, für Freiflächenanlagen oder die Biomasseproduktion auf dem Acker dafür prädestiniert“, betonte Dr. Joachim Matthias von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW) in seinem Einführungsvortrag am ersten Tag der zweittägigen KTBL-Fachtagung „Mit Energie in die Zukunft – Strom, Wärme und Kraftstoffe in der Landwirtschaft“ am 2. und 3. März 2020 in Mannheim.

Dünger verbraucht mehr Energie als Diesel

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In der Tat zeigten verschiedene Energieberater aus ganz Deutschland Auswertungen, neue Entwicklungen und erfolgreiche Beispiele für die Produktion von Strom und Wärme für den Hof, aber auch für die Versorgung von Nachbarn, Dörfern und anderen Verbrauchern.

Wir haben die einige der wichtigsten Aussagen der Referenten zusammengefasst.

  • Die größten Treibhausgasemissionen im Ackerbau verursacht nicht etwa das Verfahren des fossilen Dieselkraftstoffs. Am Beispiel der Zuckerrübenproduktion zeigte Matthias auf, dass beim konventionellen Anbau rund 24.500 Megajoule (MJ) Energie nötig sind. Davon entfallen nur 3500 MJ auf den Diesel, das Gros macht mit 18.300 MJ die Betriebsmittel wie Mineraldünger aus. Setzt der Landwirt für die Düngung Gärrest ein, muss er zwar etwas mehr Diesel aufwenden (120 statt 98 l/ha, entspricht 4350 MJ), kommt aber nur auf 3890 MJ Energie bei den Betriebsmitteln wie die Düngung. Am Ende kann er mit der Gärrestdüngung den Energieeinsatz auf 12.100 MJ etwa halbieren.

Förderprogramme für Humusaufbau oder Moorschutz

  • Dr. Andreas Täuber vom Bundeslandwirtschaftsministerium betonte, dass das Ministerium mehr Klimaschutz nicht über Ordnungsrecht, sondern über Anreize schaffen will. Dazu gehören mehr Energieeffizienz, Emissionsminderung in der Tierhaltung oder ein Humusaufbauprogramm, bei dem die Bundesregierung Zertifikate kaufen und stilllegen will. Beim Schutz von Moorböden will das BMEL ein Programm auflegen, bei dem Landwirte einen Anreiz zum Einstieg in die Paludikultur zum Anbau von Schilf, Torfmoosen oder die Haltung von Wasserbüffeln oder Moorschnucken erhalten. Mit der Umrüstung bestehender Biogasanlagen will das BMEL die Güllevergärung anreizen.

Photovoltaik spielt zentrale Rolle

  • Theo Remmersmann von der LWK NRW sieht große Chancen in der Photovoltaik für die Stromversorgung der Betriebe. Die Anlagen könnten auch nach Auslaufen der EEG-Vergütung noch 15 bis 20 Jahre lang für rund 2 ct/kWh Strom produzieren. Die Alterung der Module sei nicht so stark ausgefallen wie ursprünglich angenommen.
  • Josef Neiber von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft hatte eine Vielzahl von Tipps, wie sich der Eigenverbrauch in der Landwirtschaft mit Solarstromanlagen steigern lässt. Dazu gehört nicht nur eine Batterie, die seiner Meinung nach Auslaufen der EEG-Vergütung für viele Betriebe interessant wird. Denn bei Speicherkosten ab 15 ct/kWh plus Stromerzeugungskosten der abgeschriebenen Photovoltaikanlage sei der Strom aus der Batterie teilweise schon günstiger als aus dem Netz. Weitere Maßnahmen könnten eine Ost-West-Ausrichtung der Anlage sein, um morgens und abends mehr Strom zu produzieren, oder die Installation eines Eiswasserspeichers für Milchviehbetriebe, um die hohe Stromproduktion in der MIttagszeit zum Produzieren von Eis zu nutzen.
  • Prof. Jörn Stumpenhausen von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gab einen Einblick in den Milchviehstall der Zukunft: In einem Forschungsprojekt beschäftigen sich die Wissenschaftler damit, wie man künftig Tierwohl und Energieproduktion in dem Stall unter einen Hut bekommt. Auch er setzt dabei stark auf Solarstrom: „Eine Kuh verbraucht rund 500 kWh Strom im Jahr. Auf dem Kuhstalldach lassen sich aber rund 1000 kWh Solarstrom pro Kuh und Jahr produzieren“, nannte er eine einfache Faustformel. Das gelte es zu nutzen. Dabei spielt eine ausgefeilte Steuerung mit Sensoren genauso eine Rolle wie der Einsatz von elektrischen Maschinen wie Hoflader, Traktoren oder Futtermischer mit E-Motor, Fütterungsroboter und andere. Gerade bei größeren Maschinen soll bidirektionales Laden dafür sorgen, dass deren Batterien den Strom bei Bedarf auch wieder an den Betrieb abgeben können – z.B. zum Melken.

Holz ist reichlich verfügbar

  • Carsten Brüggemann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen warb für Biobrennstoffe zum Beheizen von landwirtschaftlichen Wohngebäuden oder Ställen. Schon länger seien Holzhackschnitzel (bezogen auf den Brennstoff, nicht auf die Vollkosten zur Wärmeerzeugung) mit 1,9 bis 2,8 ct/kWh deutlicher günstiger als Heizöl (6,7 ct/kWh) oder Erdgas (5,0 ct/kWh). Mit der CO2-Bepreisung könnte sich das ab 2021 noch verschärfen: Bei 3000 l Heizölverbrauch macht die CO2-Steuer nach 20 Jahren rund 10.000 € aus. Holz gäbe es in den nächsten mehr als genug, da durch Trockenheit abgestorbene Bäume und der Befall mit dem Borkenkäfer für einen großen Anfall von Holz sorgen.
  • Anders, als die norddeutschen Referenten Remmersmann und Brüggemann brach Wolfram Schöberl von C.A.R.M.E.N. e.V. eine Lanze für die Holzgaserzeugung. Er sieht den Grund darin, dass die Technik im waldreichen Süden verbreiteter ist als im Norden. Zudem wären die meisten der Hersteller im Süden angesiedelt. Aktuell gibt es laut Schöberl rund 1000 Anlagen in Deutschland. Langjährige Auswertungen von Demonstrationsprojekten würden zeigen, dass die Anlagen mit 7500 Volllaststunden Strom und Wärme produzieren und – trotz eines höheren Wartungsaufwandes im Vergleich zu einer Hackschnitzelheizung – durchaus praxistauglich seien.
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