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Der Norden braucht mehr Solarenergie

Am „Internationalen Tag der Sonne“ ziehen die Landesverbände für Erneuerbare Energien aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eine gemischte Bilanz zum Ausbau der Photovoltaik.

Lesezeit: 6 Minuten

Seit 1978 wird am 3. Mai weltweit der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) initiierte "Tag der Sonne" begangen. Dabei wird auch die Rolle der Sonne als Energielieferant gewürdigt. Anlass für drei Landesverbände Erneuerbare Energien (LEE), einen Blick auf die aktuelle Ausbausituation der der Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein zu werfen.

Niedersachsen weit hinter Bayern

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65 Gigawatt (GW) sollen nach dem Willen der niedersächsischen Landesregierung bis 2035 zugebaut werden, davon 15 GW durch Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Dafür will das Land per Niedersächsischem Klimagesetz 0,5 % seiner Fläche zur Verfügung stellen. Bis heute sind erst rund 750 MW installiert. Das bedeutet, dass Niedersachsen rund 1.100 MW auf Freiflächen jährlich zubauen muss, um seine Zielgröße von 15.000 MW bis 2035 zu erreichen.

Doch die neuesten Ausschreibungsergebnisse der Bundesnetzagentur für Freiflächen-Solaranlagen sprechen eine andere Sprache: Während für Bayern 120 Angebote mit 848 MW Leistung bezuschlagt wurden, entfielen auf Niedersachsen lediglich drei Zuschläge mit mageren 8,82 MW, also rund ein Zehntel.

Dazu Mona von Baumbach, LEE-Referentin für Solarenergie: „Mit der Änderung im Landesraumordnungsprogramm hat die vorige Landesregierung im Sommer 2022 den Raum für Freiflächenanlagen deutlich vergrößert. Der politischen Wille der Bundes- und niedersächsischen Landesregierung zur Beschleunigung des Solarausbaus muss durch die Kommunen umgesetzt werden. Die Kommunen benötigen klare Leitplanken und Unterstützung bei den Genehmigungsverfahren. Ohne strukturiertes Verfahren bleiben die Zuschläge für Solar im Norden weiter hinter den Zielen zurück.“

Was sich Bayern an Versäumnissen beim Ausbau der Windenergie leistet, darf sich aus Sicht des LEE in Niedersachsen und Bremen mit Blick auf Solarparks, den sogenannten Freiflächen-Photovoltaikanlagen, nicht spiegelbildlich wiederholen.

Aufschwung in NRW

In Nordrhein-Westfalen sind in den ersten vier Monaten dieses Jahres 55.725 neue Solaranlagen in Betrieb genommen worden, fast zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Wie eine vom LEE NRW vorgenommene Auswertung der vorläufigen Meldungen im Marktstammdatenregister zeigt (Stand: 1. Mai), verdoppelte sich mit 495,0 MW die installierte Solarstromleistung in etwa (2022: 270,5 MW) gegenüber dem Vergleichszeitraum.

Dass NRW bei den neu errichteten Solaranlagen im bundesweiten Vergleich sogar die Nase vorn hat, dafür haben vor allem die sogenannten Balkonmodule gesorgt. Allein 14.600 neue Stecker-Anlagen im Land sind bis Ende April im Marktstammdatenregister gemeldet worden, auf die allerdings nur gut 13 MW der neu installierten Leistung entfallen.

Bei der neu installierten Leistung selbst rangiert NRW im Bundesländervergleich nach Bayern (850 MW) auf Platz zwei vor Baden-Württemberg (478 MW), Niedersachsen (327 MW) und Brandenburg (276 MW).

„Es ist wirklich erfreulich, dass sich der bereits im vergangenen Jahr zu beobachtende Solar-Aufschwung im Land weiter fortsetzt“, kommentiert LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger die vorliegende Zwischenbilanz beim Solarausbau. Auch die hohe Zahl von Balkonsolaranlagen sieht Mildenberger positiv: „Das zeigt, dass die Energiewende auch in den Städten ankommt. Was wichtig ist für NRW, wo die Zahl der Mietwohnungen zu den höchsten zählt.“

Nur erfreuliche Zwischenetappe

Der LEE NRW bewertet die Viermonatszahlen als „erfreuliche Zwischenetappe“. Geschäftsführer Christian Mildenberger: „NRW muss seine Anstrengungen im Solarsektor weiter deutlich steigern. Um die eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen, ist ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung unverzichtbar.“

Gleich mehrere Hausaufgaben muss die Landesregierung aus Sicht des LEE NRW erledigen, damit der Solarausbau richtig Fahrt aufnimmt:

  • Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten landesweiten Solarpflicht ist bereits überfällig. Der erste Schritt, nämlich die Vorgabe für alle neuen öffentlichen Liegenschaften, sollte bereits zum 1. Januar 2023 erfolgt sein. Es gibt keinen Grund für eine weitere Verzögerung.

  • Bei einer Vielzahl von aktuell geplanten solaren Freiflächenanlagen ist der geltende Landesentwicklungsplan (LEP), der eine solare Freiflächen-Nutzung im Außenbereich nur unter absolut restriktiven Bedingungen zulässt, weiterhin ein massiver Verhinderungsgrund. Diese Bestimmungen müssen schnellstens geändert werden. Bei der jüngsten Ausschreibung für Freiflächenanlagen (veröffentlicht am 13. April) gingen von 245 Geboten nur elf nach NRW, 119 aber nach Bayern. Eindrucksvoll belegt das auch die jüngste Datenauswertung: Nur 2,5 % der neu installierten Solarleistung in NRW entfällt auf Freiflächenanlagen.

  • Nach wie vor werden die reichlich vorhandenen Dächer und Freiflächenareale in Industrie- und Gewerbegebieten für die Solarenergie nicht ausreichend genutzt. Dafür sollte im LEP ein neuer sogenannter Grundsatz eingeführt werden, der in Bereichen von gewerblicher und industrieller Nutzung die Errichtung von erneuerbaren Energien als Regelfall vorgibt.

  • Um die Zahl der bislang sehr überschaubaren schwimmenden Solarparks („Floating-PV“) deutlich zu erhöhen, sollte die Landesregierung gemeinsam mit weiteren Bundesländern versuchen, den aktuell sehr restriktiven Gesetzesrahmen mit einer Bundesratsinitiative zu ändern.

Für den LEE NRW ist es unverzichtbar, dass die Landesregierung ihre Aktivitäten zum Ausbau der Solarstromnutzung forciert. „So begrüßenswert es ist, dass die Zahl von Dach- und Balkonanlagen wächst, müssen die Rahmenbedingungen insbesondere für die Freiflächenanlagen im Zuge der angekündigten Änderung des Landesentwicklungsplans deutlich verbessert werden. Ohne große Freiflächen-PV-Anlagen wird die Landesregierung ihre eigenen Ziele nicht erreichen“, betont LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger.

Schleswig-Holstein ist auf Kurs

In der Vergangenheit wurde in Schleswig-Holstein weniger PV zugebaut als im Bundesdurchschnitt. „Schleswig-Holstein hat noch aufzuholen, wenn es seinem Anspruch aus dem Koalitionsvertrag gerecht werden will“, stellte Marcus Hrach, Geschäftsführer LEE SH, fest. Das erste Quartal 2023 und die erste Ausschreibungsrunde für Freiflächen im März stimmen vorsichtig optimistisch. Denn im 1. Quartal wurde in Schleswig-Holstein PV überproportional zugebaut. Auch die Zuschläge bei der ersten Ausschreibung für Freiflächen-PV 2023 nach Schleswig-Holstein zeigen eine Zunahme des Ausbautempos. 5,5 % des Ausschreibungsvolumens gingen in unser Bundesland. „Dies stimmt positiv“, äußerte Marcus Hrach. „Wir halten es jedoch für unbedingt erforderlich, dass das Land im zu novellierenden Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) explizite Ziele für den PV-Ausbau festschreibt.“ Ein zukünftiger PV-Erlass des Landes sollte den Ausbau konstruktiv begleiten und die Ziele ermöglichen.

Netzausbau nötig

„PV wird zukünftig auch im hohen Norden einen großen Beitrag zur Erreichung der Ausbau- und Klimaziele leisten“, unterstrich LEE SH Vorstand Ove Petersen: „Für die Aufnahme der gesamten erneuerbaren Energien werden in Zukunft aber neben dem Netzausbau insbesondere Investitionen in Wärmenetze mit Wärmepumpen von besonderer Bedeutung sein. Außerdem muss der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff vorangetrieben werden. Nur so schaffen wir es, den Wind- und PV-Strom in alle Energiesektoren zu verteilen und zu speichern.“ Er wies außerdem darauf hin, dass Freiflächen-PV zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen kann.

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