Digitalisierung macht die Energiewende erst möglich
Mit welchen Ideen sich die Einspeisung von Wind- und Solarstrom optimieren lässt, diskutierten vergangene Woche in Oberhausen Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Künstliche Intelligenz, Blockchain, Smart Meter: Derzeit werden viele Begriffe im Zusammenhang mit der Energie diskutiert. Doch genau wie in der Landwirtschaft ist die Digitalisierung in der Energiewirtschaft sehr abstrakt. Was sie genau an Lösungen bringen kann und was davon heute schon möglich ist, zeigte die Tagung „Energie im Wandel: Energiewende digital – vom Wissen zum Handeln“, die gestern am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) in Oberhausen stattgefunden hat. „Digitalisierung ist der Schlüssel zur Energiewende. Damit lässt sich die Einspeisung z.B. von Windstrom optimieren und prognostizieren“, sagte Carsten Beier, Abteilungsleiter Energiesysteme bei Fraunhofer UMSICHT.
Nur zehn Jahre zum Umsteuern
Er mahnte die Politik, sich der Herausforderung zu stellen: die Energiewende stagniere, obwohl Deutschland nach den selbst gesteckten Zielen nur noch zehn Jahre bis zum nächsten Ziel 2030 habe. Dabei müsse die Politik Bürger, Unternehmen und Industrie gleichermaßen „mitnehmen“. Das aktuelle Thema sei nicht mehr, immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, sondern die Systemintegration.
Mit der Digitalisierung können Leitungen zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) innerhalb von Sekunden geregelt werden, schneller, als es ein Mensch könnte, nannte Prof. Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund ein Beispiel. „Mit der Digitalisierung kann ein Teil der Steuerung und Automatisierung schon auf Ortsnetzebene passieren, dafür ist dann nicht wie heute eine zentrale Leitwarte mehr nötig“, erklärte er. Laut Rehtanz könnten die Netzbetreiber über das Netz wertvolle Informationen bekommen, um Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abzustimmen. „Aber anders, als z.B. in Finnland ist das in Deutschland aus rechtlichen gründen noch nicht möglich. Es wäre wünschenswert, wenn es bei der Politik hier schnell ein Umdenken gäbe“, sagte er.
Potenzial in der Industrie
Dr. Bastian Baumgart vom jungen Unternehmen EnergyCortex sieht große Chancen darin, in der Industrie Flexibilitätsoptionen zu ermitteln. Viele Betriebe könnten günstigen Strom nutzen, wenn z.B. viel Wind weht, um Produkte und Material auf Halde zu produzieren und zwischenzuspeichern. Hierbei soll eine webbasierte Software helfen, die auch die Kostenersparnis in den Betrieben ermitteln kann.
Eine weitere Dienstleistung im Rahmen der Digitialisierung ist die Prüfung von Energierechnungen, in denen sich häufig Fehler befinden. „Teilweise konnten wir für die Betriebe fünfstellige Beträge zurückfordern“, sagte Baumgart.
Die Tagung zeigte noch in weiteren Vorträgen, welche Möglichkeiten die Digitalisierung beim Umbau des Energiesystems bietet – gerade bei der Systemintegration von fluktuierenden Stromquellen wie Wind- und Solarstrom.
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Künstliche Intelligenz, Blockchain, Smart Meter: Derzeit werden viele Begriffe im Zusammenhang mit der Energie diskutiert. Doch genau wie in der Landwirtschaft ist die Digitalisierung in der Energiewirtschaft sehr abstrakt. Was sie genau an Lösungen bringen kann und was davon heute schon möglich ist, zeigte die Tagung „Energie im Wandel: Energiewende digital – vom Wissen zum Handeln“, die gestern am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) in Oberhausen stattgefunden hat. „Digitalisierung ist der Schlüssel zur Energiewende. Damit lässt sich die Einspeisung z.B. von Windstrom optimieren und prognostizieren“, sagte Carsten Beier, Abteilungsleiter Energiesysteme bei Fraunhofer UMSICHT.
Nur zehn Jahre zum Umsteuern
Er mahnte die Politik, sich der Herausforderung zu stellen: die Energiewende stagniere, obwohl Deutschland nach den selbst gesteckten Zielen nur noch zehn Jahre bis zum nächsten Ziel 2030 habe. Dabei müsse die Politik Bürger, Unternehmen und Industrie gleichermaßen „mitnehmen“. Das aktuelle Thema sei nicht mehr, immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, sondern die Systemintegration.
Mit der Digitalisierung können Leitungen zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) innerhalb von Sekunden geregelt werden, schneller, als es ein Mensch könnte, nannte Prof. Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund ein Beispiel. „Mit der Digitalisierung kann ein Teil der Steuerung und Automatisierung schon auf Ortsnetzebene passieren, dafür ist dann nicht wie heute eine zentrale Leitwarte mehr nötig“, erklärte er. Laut Rehtanz könnten die Netzbetreiber über das Netz wertvolle Informationen bekommen, um Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abzustimmen. „Aber anders, als z.B. in Finnland ist das in Deutschland aus rechtlichen gründen noch nicht möglich. Es wäre wünschenswert, wenn es bei der Politik hier schnell ein Umdenken gäbe“, sagte er.
Potenzial in der Industrie
Dr. Bastian Baumgart vom jungen Unternehmen EnergyCortex sieht große Chancen darin, in der Industrie Flexibilitätsoptionen zu ermitteln. Viele Betriebe könnten günstigen Strom nutzen, wenn z.B. viel Wind weht, um Produkte und Material auf Halde zu produzieren und zwischenzuspeichern. Hierbei soll eine webbasierte Software helfen, die auch die Kostenersparnis in den Betrieben ermitteln kann.
Eine weitere Dienstleistung im Rahmen der Digitialisierung ist die Prüfung von Energierechnungen, in denen sich häufig Fehler befinden. „Teilweise konnten wir für die Betriebe fünfstellige Beträge zurückfordern“, sagte Baumgart.
Die Tagung zeigte noch in weiteren Vorträgen, welche Möglichkeiten die Digitalisierung beim Umbau des Energiesystems bietet – gerade bei der Systemintegration von fluktuierenden Stromquellen wie Wind- und Solarstrom.