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topplus Windkraftkrise

Enercon will 3000 Stellen streichen

Die Krise in der Windbranche hat den Branchenprimus voll erwischt. Enercon reagiert am Standort Aurich und Magdeburg mit Entlassungen sowie mit Auftragsstopps.

Lesezeit: 5 Minuten

Aufgrund des dramatischen Einbruchs des deutschen Onshore-Windenergiemarktes will der Hersteller von Windenergieanlagen, Enercon, massiv Jobs abbauen. Nach einem Bericht im Jeverschen Wochenblatt sind mehr als 3000 Arbeitsplätze betroffen, jeweils 1500 an den Standorten Aurich und Magdeburg. In den zentralen Konzernbereichen könnten im Laufe des Jahres 2020 weitere rund 300 Stellen wegfallen. Der Stellenabbau trifft das strukturschwache Ostfriesland ins Mark. Enercon gehört hier zu den größten Arbeitgebern.

Vergabestopp bei Zulieferern

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Nach eigenen Angaben sehe sich der Hersteller gezwungen, die Zusammenarbeit mit mehreren Produktionspartnern im Inland zu beenden. Der Vergabestopp für Produktionsaufträge betrifft in erster Linie die Lieferung von Rotorblättern – die Vergabe von Fertigungsaufträgen für weitere Komponenten wird deutlich reduziert. Enercon hat für die kooperierenden Blattwerke in Aurich und Magdeburg keine Aufträge mehr, da wegen „verfehlter politischer Reformen die Auftragslage für neue Windenergie-Projekte in Deutschland nahezu zum Erliegen gekommen ist“. Nach der Einführung von Ausschreibungen durch die Bundesregierung habe sich das Marktvolumen im Jahr 2019 um knapp 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduziert, so Enercon mit Bezug auf Daten der „Fachagentur Wind an Land“. Enercons Aufbauleistung schrumpfte durch den Kollaps auf das Niveau von vor rund 30 Jahren, als sich die Windindustrie noch im Anfangsstadium befand. In den ersten zehn Monaten 2019 konnte das Unternehmen deutschlandweit lediglich 65 WEA (rund 210 MW) installieren – so wenig wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre. Während der Hochphase in 2017 hatte Enercon in Deutschland noch 711 WEA (2004 MW) errichtet.

Enercon: "Knowhow und Klimaschutz bleiben auf der Strecke"

„Wir bedauern diese Besorgnis erregende Entwicklung in höchstem Maße“, sagt Hans-Dieter Kettwig, Vorsitzender der Enercon Geschäftsleitung. „Die aktuelle Energie- und Klimapolitik gefährdet nicht nur über Jahre aufgebautes Knowhow und Arbeitsplätze in unserer Branche, sondern auch den Klimaschutz und die Energiewende insgesamt.“ Enercon und die Branchenver- bände hatten seit Monaten vor den Gefahren gewarnt, jedoch wurde dies ignoriert. „Schlimmer noch: Nach Vorlage des Klimaschutzpakets der Bundesregierung wird klar, dass die Probleme für uns sogar noch größer werden“, so Hans-Dieter Kettwig. So wird etwa die im Klimapakt vorgesehene pauschale Abstandsregelung von 1000 m zur Wohnbebauung den stagnierenden Onshore-Ausbau noch weiter schrumpfen lassen. „Unter diesen Bedingungen wird sich der deutsche Onshore-Markt nicht wieder erholen“, so Kettwig. „Daran können auch die positiven Anstrengungen von Bundesländern wie Niedersachsen zur Zeit wenig ausrichten, die mit eigenem Klimaschutzgesetz und klarem Bekenntnis zum Onshore-Ausbau Vorreiter bei der Energiewende sind.“

Spar- und Kostensenkungsprogramm

Dies hat schwerwiegende Folgen für Enercon. „Unser Unternehmen verzeichnet erstmals erhebliche Verluste“, so Hans-Dieter Kettwig. „Das bedeutet für uns: Wir müssen jetzt konsequent und schnell die Weichen stellen, um Enercon aus der Krise zu führen und wieder zukunftssicher aufzustellen.“ Enercon reagiert mit einem umfangreichen Turnaround-Programm, um das Unternehmen an die neuen Rahmenbedingungen angepasst neu aufzustellen und wieder in die Gewinnzone zu führen. Neben der deutlichen Reduzierung der Planungen für 2020 gehört dabei die Konzentration auf internationale Märkte, in denen bessere Perspektiven bestehen, zum Kern des Programms. Auch für das Unternehmen selbst wird es weitreichende Konsequenzen geben: Angesichts des dramatischen Nachfrageeinbruchs werden die Unternehmensstrukturen angepasst und eine Restrukturierung der Zentralbereiche vorgenommen. Ergänzend dazu hat die Geschäftsleitung ein ambitioniertes Spar- und Kostensenkungsprogramm beschlossen, das alle Unternehmensbereiche betrifft, sowie einen Einstellungsstopp verhängt. „Jede Funktion von Enercon wird davon betroffen sein“, erklärt Hans-Dieter Kettwig.

Neue internationale Ausrichtung

Mit der Neuausrichtung sind umfangreiche Veränderungen in der Liefer- und Wertschöpfungskette verbunden. „Wir müssen uns in allen Bereichen internationaler aufstellen“, erklärt Jost Backhaus, Mitglied der Enercon Geschäftsleitung und verantwortlich für die operativen Einheiten. „Die Optimierung unserer Lieferketten ist eine wesentliche Herausforderung bei der Neuausrichtung. Dies beinhaltet die stärkere Zusammenarbeit mit Produktionspartnern, Dienstleistern und Lieferanten in den Aufbauländern.

Die Geschäftsentscheidung wird erhebliche Folgen für Enercons Produktionspartner in Deutschland und darüber hinaus auf weitere Unternehmen der Branche haben – vermutlich bis hin zur Schließung ganzer Werke. „Wir gehen davon aus, dass unsere Neuausrichtung innerhalb der Windindustrie in Gänze eine Betroffenheit von mehreren Tausend Arbeitsplätzen auslösen wird – bei Enercon selbst, bei Produktionspartnern, nachgeordneten Zulieferern sowie bei regionalen Zeitarbeitsfirmen“, sagt Hans-Dieter Kettwig.

Priggen: "Wir brauchen jedes MW"

„Jetzt ist genau das eingetreten, wovor wir als Verband seit Monaten warnen: 3.000 Enercon-Angestellte verlieren auf einen Schlag ihren Arbeitsplatz, weil die Windkraft dauerhaft blockiert wird“, kommentiert Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen, die Entwicklung.

Der Ausbau der Windenergie sei mittlerweile fast zum Erliegen gekommen, obwohl jedes Megawatt dringend für den Klimaschutz gebraucht werde. „Sobald es um das langfristige Schicksal von Kohlekumpels geht, läuten bei den politischen Verantwortlichen alle Alarmglocken, wenn auch nur ein einziger Arbeitsplatz in Frage gestellt wird. Verlieren hingegen innerhalb von nur drei Jahren mehr als 40.000 Menschen ihren Job im Windsektor, schweigt die Politik. Obwohl Arbeitsplätze in der Erneuerbare-Energien-Branche deutlich mehr Zukunftspotenzial haben und elementar für denKlimaschutz sind, bleibt ein Aufschrei aus. Wird hier also mit zweierlei Maß gemessen?“, fragt Priggen.

Ohne Windenergie gäbe es keine Energiewende und damit letztlich auch keinen Klimaschutz. Priggen: „Die weitere Blockade der wichtigen Zukunftsenergie – und damit einhergehende Verluste von weiteren Arbeitsplätzen – können wir uns also schlicht nicht leisten. Wir hoffen, dass die Bundes- und Landesregierungen die Alarmsignale nun endlich wahrnehmen und Maßnahmen in die Wege leiten, um das endgültige Sterben der Branche zu verhindern.“

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