In der Zeitschrift „Physik Journal“ analysiert der ehemalige Atomenergieforscher Prof. Friedrich Wagner die bisherige Energiewende. Er fordert mehr Technologieoffenheit.
Noch 31 Jahre bleiben bis 2050 – dem Jahr, bis zu dem die Bundesregierung die Energiesysteme hin zu einer weitgehend CO2-freien Versorgung umgebaut haben will. Wie sieht es daher heute mit der Energiewende im Stromsektor aus? Dazu hat der emeritierte Atomwissenschaftler Prof. Friedrich Wagner (76) in der Zeitschrift „Physik Journal“ einen Blick zurückgeworfen. Seiner Analyse nach habe die Energiewende zwischen 2002 und 2018 etwa 44 Terawattstunden (TWh) Strom aus fossilen Quellen ersetzt. Dabei sei der Nettostromexport gestiegen. Um die Sicherheit des Stromnetzes zu gewährleisten, seien die Netzbetreiber zu immer mehr Ausgleichsmaßnahmen gezwungen. Wagner unterstreicht dabei die Bedeutung der Kernenergie und zitiert die internationale Energieagentur. Nach deren Meinung führe die Kernenergie zu einem kostengünstigen, umweltgerechten und betriebssicheren Umbau der Stromversorgung in entwickelten Ländern. „Der Vergleich der Beiträge Frankreichs und Deutschlands zur CO₂-Vermeidung in der Stromproduktion bestätigt diese Empfehlungen“, erklärt Wagner.
Wagner: Energiewende führt zu unsicherer Versorgung
Die Stromversorgung Deutschlands dagegen habe durch die Energiewende in punkto Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit eingebüßt. Deutschland hat laut Wagner mit die höchsten Strompreise in Europa und sei zunehmend gezwungen, negative Strompreise zu akzeptieren. Immer mehr Produktionsstätten müssten vom Netz getrennt werden.
Im Juni 2019 sei Strom an 25 Stunden an der Börse mit negativen Preisen gehandelt worden. „Zudem kam es laut Medienberichten häufiger zu kritischen Netzsituationen, welche die Netzbetreiber gezwungen haben, die Minutenreserve zu erhöhen“, schreibt Wagner in dem Bericht. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien werde das Fluktuationsniveau weiter steigen und damit auch die Überproduktion von Strom. Die neuen Erzeugungstechnologien könnten trotz bisheriger Anstrengungen nur ein Fünftel des Bedarfs decken, den die Industrie derzeit benötigt. Daher sei der Einstieg in eine großskalige Wasserstoff-Technologie unvermeidbar. Etwa 13 % daraus zur Mobilität in Deutschland beitragen. Wagner kritisiert daher die Fokussierung auf die Batterie-basierte Elektromobilität. Die Bundesregierung müsste dagegen technologieoffener agieren und die Brennstoffzelle gleichrangig unterstützen.
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Noch 31 Jahre bleiben bis 2050 – dem Jahr, bis zu dem die Bundesregierung die Energiesysteme hin zu einer weitgehend CO2-freien Versorgung umgebaut haben will. Wie sieht es daher heute mit der Energiewende im Stromsektor aus? Dazu hat der emeritierte Atomwissenschaftler Prof. Friedrich Wagner (76) in der Zeitschrift „Physik Journal“ einen Blick zurückgeworfen. Seiner Analyse nach habe die Energiewende zwischen 2002 und 2018 etwa 44 Terawattstunden (TWh) Strom aus fossilen Quellen ersetzt. Dabei sei der Nettostromexport gestiegen. Um die Sicherheit des Stromnetzes zu gewährleisten, seien die Netzbetreiber zu immer mehr Ausgleichsmaßnahmen gezwungen. Wagner unterstreicht dabei die Bedeutung der Kernenergie und zitiert die internationale Energieagentur. Nach deren Meinung führe die Kernenergie zu einem kostengünstigen, umweltgerechten und betriebssicheren Umbau der Stromversorgung in entwickelten Ländern. „Der Vergleich der Beiträge Frankreichs und Deutschlands zur CO₂-Vermeidung in der Stromproduktion bestätigt diese Empfehlungen“, erklärt Wagner.
Wagner: Energiewende führt zu unsicherer Versorgung
Die Stromversorgung Deutschlands dagegen habe durch die Energiewende in punkto Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit eingebüßt. Deutschland hat laut Wagner mit die höchsten Strompreise in Europa und sei zunehmend gezwungen, negative Strompreise zu akzeptieren. Immer mehr Produktionsstätten müssten vom Netz getrennt werden.
Im Juni 2019 sei Strom an 25 Stunden an der Börse mit negativen Preisen gehandelt worden. „Zudem kam es laut Medienberichten häufiger zu kritischen Netzsituationen, welche die Netzbetreiber gezwungen haben, die Minutenreserve zu erhöhen“, schreibt Wagner in dem Bericht. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien werde das Fluktuationsniveau weiter steigen und damit auch die Überproduktion von Strom. Die neuen Erzeugungstechnologien könnten trotz bisheriger Anstrengungen nur ein Fünftel des Bedarfs decken, den die Industrie derzeit benötigt. Daher sei der Einstieg in eine großskalige Wasserstoff-Technologie unvermeidbar. Etwa 13 % daraus zur Mobilität in Deutschland beitragen. Wagner kritisiert daher die Fokussierung auf die Batterie-basierte Elektromobilität. Die Bundesregierung müsste dagegen technologieoffener agieren und die Brennstoffzelle gleichrangig unterstützen.